Ein Gedanke zum Ulfberht-Schwert von Großenwieden
Ich habe mir noch einmal die in der Presse und bei Wikipedia herumgeisternden Bilder des Ulfberht-Schwert von Großenwieden zu Gemüte geführt. Dabei hat es mir besonders das Griffstück angetan.
Griffstück und Klinge sind, so die Erkenntnis, zusammengehörig und zur selben Zeit gefertigt worden. Sie sind in Franken gefertigt, das Blei das in der Zinn-Blei-Mischung für die Tauschierungen (?) oder zumindest Verzierungen verwendet wurde stammt aus Hessen. Das ganze stammt aus dem 10. Jahrhundert.
Optisch sollte es sich um ein Petersen U,V oder X handeln, wobei X am ehesten dem breiteren Parier entsprechen würde. Dem entgegen steht jedoch das es (bisher) keine Schwerter vom Typ X gefunden wurden deren Griffteile mit Tauschierungen verziert gewesen sind. (siehe im verangeganenen PDF von Frau Mechthild Schulze-Dörlamm) Demnach sollte es sich wiederum eher um ein U handeln. Ignorieren wir nun einmal die exakte Typisierung und wenden uns den in der Presse erwähnten „kreuzenden Lederbändern“ zu. Als ich davon las vermutete ich eine schnöde Griffwicklung, jedoch weit gefehlt! Die Wicklung befindet sich auf dem Knauf! (siehe Bild bei SpOn ) Erst vom Knauf aus scheint sie auf den Griff hinunter gelaufen zu laufen. Interessanter Weise verlaufen die Riemen des Schwertes exakt an der Stelle an der bei den genannten Schwerttypen eine „Rinne“ als Verzierung entlang läuft, die den Knäufen ihre typische Dreiteilung verleit. (Hier ein PDF mit der Typologie zur Verdeutlichung) Auch dieses Schwert scheint diese Rinne besessen zu haben wie Bilder aus anderen Perspektiven nahelegen. (Wobei dies auch eine optische Täuschung bedingt durch die Korrosion an den Metallteilen im Kontakt mit dem Leder sein kann)
Das nun dieser Riemen nun exakt durch diese „Rinne“ verläuft stimmt mich nachdenklich. War die Funktion dieser Verzierung eben keine Verzierung sondern lediglich ein Mittel zur exakten Führung von Riemen? Und warum führte man den Riemen um den Knauf herum? War der Knauf vielleicht locker? Und ermöglichte es so den schnelleren Wechsel des Riemens? War vielleicht etwas daran befestigt? (vgl. Schwertperle).
Zur Zeit denke ich das der Riemen zur Fixierung des Schwertes in der Scheide diente, denn das die Schwerter in Friedenszeiten in der Scheide so fixiert waren sodas sie nicht gezogen werden konnten ist bekannt. Damit wäre es mir das erste Schwert bei dem eine solche Fixierung erhalten blieb. Ich habe einmal versucht an meinem Polenprügel eine derartige Wicklung nachzustellen:
Zudem habe ich mir noch einmal meine Bilder angesehen die ich in den Museen in Stockholm und Kopenhagen machte., sowie die Abbildungen in Ian Pierce Swords of the Viking Age. Dabei fiel mir auf das man an einigen Schwertern Korrosionspuren an der Stelle erkannen kann an der ein Riemen über die Rinne nach unten geführt worden wäre. So etwa bei Schwert C5818 Typ U des Museums Kopenhagen. Ob dies allerdings wirklich der Fall ist kann ich nicht sagen. Zum einen sind die Bilder zu schlecht zum anderen könnte ich mir das auch nur einbilden.
Ach ja, im übrigen wäre damit Frau Mechthild Schulze-Dörlamms Theorie der „Wikingerschwerter“ in Teilen entkräftet! Auch in Franken produzierte man Schwerter mit verzierten Griffstücken und hätte sie nicht von den Wickies importieren müssen.
Servus Markus,
ein interessanter Gedanke, wenn du dir den Riemen an der Unterseite des Knaufs ansiehst verläuft der so als wäre er sehr eng um den Griff gewickelt gewesen und nicht so locker wie dein Versuch. Aber ich denke das ist der Knaufform geschuldet (um das Abrutschen der Rimen zu vermeiden).
Der Gedanke kam mir erst relativ spät nach dem ich bereits einige Zeit über den Riemen nachgrübelte. Ich möchte nicht ausschließen das es doch etwas ganz anders ist, jedoch erschien mir am Ende die Befestigung des Schwertes als am wahrscheinlichsten. Als ich dann den Riemen an meinem Schwert festknotete geschah das in aller Eile, sicherlich kann man das um einiges strammer und „formschöner“ gestalten, gerade wenn man es um den Knauf enger wickelt!