Zu den Kommentaren die hier eingetrudelt sind…
Ich möchte an dieser Stelle kurz zu den Kommentaren von Herrn Kraft Stellung beziehen und mich für diese herzlich bedanken. Geben sie doch meinen Gedanken auch neue Anstöße!
Kurz möchte ich auf die Größe der Marienkapelle als mögliche Argument gegen eine (zeitweilige?) Funktion als Aula Regia eingehen. Bei einer schnellen Suche und Vergleich von Saalbauten (karolingisch und ottonisch) fand ich 5 Pfalzen die kleinere Bauten aufwiesen: Broich (13,25m x 7,60m = 100,7m²) nicht wirklich eine Pfalz , Grone I (24m x 6,5 m = 156 m²), Pölde I (bekannte „Weihnachtspfalz“ und „Heinrichs Vogelherd“) (7m x 11,5m= 80,5m²), Werla I (9m x 12m= 108m²), Tilleda (7m x 24m = 168m²) (Quellen: Binding, Deutsche Königspfalzen; Zuch, Pfalzen Deutscher Kaiser)
So und nun möchte ich auf den Vergleich oder die Parallelen mit der Pfalz Frankfurt eingehen und das was für mich dagegen spricht, wobei ich sehr wahrscheinlich nicht auf die Quellen zurückgreifen kann, die Herrn Kraft zur Verfügung stehen, da ich erst 2006 begonnen habe mich ernsthaft mit dem Thema zu befassen :
Dazu ist ersteinmal die Pfalz Frankfurt zu erklären
- die karolingische Pfalz Frankfurt auf dem Domhügel war in ihrer ergraben Form so wohl nicht geplant. Die Aula wurde wohl um 822 fertiggestellt. Westlich schloß sich wohl ein Torbau mit Zugangsmöglichkeit ins Obergeschoß an. Im Osten wurde ein Torhaus erbaut, das die alte merowingische Kapelle respektierte, leicht nach Norden versetzt war und das den Weg in ein Atrium zu einer wohl geplanten, aber nie gebauten Kirche öffnen sollte. Danach kamen die Bauarbeiten ins Stocken, wohl durch die Erbstreitigkeiten Ludwigs des Frommen mit seinen Söhnen. Erst um 850 erfolgte der 855 fertiggestellte Bau der (neuen) Pfalzkapelle östlich der Aula über einer merowingischen memoriae mit 2 Kindergräbern, die in der zentralen Achse der neuen Kirche lag. Grund war der Ausbau der Pfalzen Regensburg und Frankfurt durch Ludwig dem Deutschen zu seinen Hauptresidenzen nach der Teilung von Verdun. Bei dem Bau wurde die wohl noch bestehende merowinger Kapelle Respektiert. Der neue Bau war eine 3-schiffige Basilka mit zentraler Ostapsis, der Haupteingang erfolgte über eine Zugang im nördlichen Seitenschiff und war durch einen Verbindungsgang, der durch das Atriumstorhaus führte mit der nordlichen Seite der Aula Regia verbunden. Ein zentraler Haupteingang wäre durch die Merowingerkapelle behindert worden. Der zentrale Altar im Hauptschiff dürfte dem Christus Salvator geweiht gewesen sein, der Apsisaltar der Maria, zusätzlich waren weitere Altäre vorhanden für die Chorherren vorhanden. Zu ottonischer Zeit wird die Pfalz zum castellum und wird mit einer Mauer umgeben. Um 1000 erfolgten weitere Baumasnahmen an der Salvator Basilika. Die Apsis wich einem Presbyterium, vergleichbar dem Chor der um 960 erbauten Stiftskirche von Gernrode. Im Westen wurde ein Westwerk mit Empore eingesetzt und die Kindergräber, die vorher wohl markiert waren, überbaut. Von aussen war das Obergeschoß des Westwerks durch 2 zentral gelegene Türme zu erreichen. Als eingang diente weiterhin der Eingang über das nördliche Seitenschiff. (Archäologisches Museum Frankfurt, Rekonstruktion der karolingischen und ottonischen Pfalz Frankfurt, 2008, sowie Günter Binding, Deutsche Königspfalzen)
Einschub: Die bei Wikipedia über die Salvatorbasilika Frankfurt angegebenen Zeitabfolgen der Gebäude entspricht nicht mejr dem aktuellen Stand der Forschung, (siehe dort die Quellen)
Was nun die Laurentiuskirche in Trebur angeht (den Namen trägt sie sehr wahrscheinlich erst in Folge des Sieges Ottos des Großen bei der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn) wurde der Westbau mit dem Rest der Kirche erbaut. Sie folgt damit der Tradition von Kirchen von Kirchen vom Typ Petersberg/Fulda mit zentralem Turm und Treppenannexen, die wiederum in der Nachfolge der Pfalzkapelle Aachen stehen. In Aachen war der Sinn der Anlage in Verbindung mit dem vorgelagerten Atrium die kaiserlichen Representation in der Nachfolge spätantiker Anlagen. Diese Kirchen bildeten auch die Vorstufen zu den Westwerken, von denen Corvey 873 als das Erste gilt.
1.Es würde meinem Empfinden nach keinen Sinn machen einen solchen representativen Westbau durch eine vorgesetzte Aula weiter im Westen, optisch abzuwerten. (es sei den es käme zu einer Planänderung wie in Frankfurt), die Mauerreste im Boden wären dann eher einem Atrium zuzuordnen.
2.Das Gelände, welches westlich der Kirche liegt, ist wesentlich niedriger als das der Kirche, beziehungsweise als das nördlich der Kirche. Daraus resultiert eine höhere Gefährdung durch Hochwasser! Ausserdem wäre der Grundstz verletzt das die Aula auf selber höhe, oder höher als die Pfalzkapelle liegt.
3. Ein Zentrales Element karolingischer Pfalzen ist der Verbindungsgang. Er ermöglicht nicht nur dem Herrscher trockenen Fußes und repräsentativ durch einen Gang von der Aula zur Kapelle zu gelangen, sondern stellt von aussen selbst ein representatives Elemnt da. Für Aachen werden beispielsweise als Vorbilder der Exarchenpalast von Ravenna, der Große Palast von Konstantinopel und ähnliche Vorbilder genannt. Die Beschreibungen erwecken stellenweise den Eindruck einer „Schaufassade“. Würde diese nun vor dem Alt-Neckar (Schwarzbach) liegen wäre hinter den Pfalzbauten durch den Wasserlauf kein Platz mehr für cemenata, domus oder ähnlich Wohngebäude, die nah bei der Aula lagen. Die Vorderfront der Pfalz mit dem Gang wäre dann „Verbaut“ verbaut durch eben diese Gebäude.
Fest stehen dürfte das die ehemalige Marienkapelle das Ältere der Gebäude im Areal ist. Sie steht wiederum 60 m nördlich der Pfalzkapelle ( Laurentiuskirche) und nahezu parallel zu dieser. Der östliche Teil der früheren Curtis Trebur, als Zentrum des dazugehörigen Fiskalbezirkes, stellt daher wohl den frühren Verwaltungsbereich der Curtis da, während der westliche Bereich wohl als Wirtschaftsbereich anzusehen ist (geht man von den Idealformen einer Curtis/ des fränkischen Königshofes aus). Dieses wäre im Sinne eines Ausbaus der Curtis zur Pfalz eigentlich der ideale Bereich für den Herrschaftsbezirk!
Natürlich kann ich mich auch mit meinen Theorien, denn mehr sind es leider nicht, irren. Daher bin ich für sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Pfalz immer dankbar!
Herr Kraft, ich nehme ihr Angebot gerne an!
Als Quellen für das Gedankenspiel/Brainstorming/Thorien dienten: Michael Gockel, Die Bedeutung Treburs als Pfalzort; Deutsche Geschichte I Frühes und Hohes Mittelalter 750-1250, Reclam; G. Kiesow, Romanik in Hessen; R. Schieffer, Die Karolinger
Ergänzend hierzu ein Bild des behandelten Gebietes. Der Blick geht nach Osten. Hinter dem Gebäude linker Hand, sieht man von kahlen Bäumen verdeckt das Nachfolgegebäude der Marienkapelle. Die Laurentiuskirche befindet sich etwas rechts vom Mittelpunkt. Die Pfalzgebäude nach Frankfurter Vorbild würden von der Kirche zu dem Auto im rechten Bildrand führen. Deutlich ist das abfallende Niveau zur Schwarzbach zu erkennen. Die von mir favorisierte Position der Anlage würde im höhren Bereich links der Kirche liegen.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…