Die Ortsentwicklung Treburs Teil IV – Bis zum Beginn des 13. Jh.
Im letzten Teil war ich bei einer Stufe des späten 9. Jahrhunderts angelangt. Diese neu aktuelle Stufe, die wohl im 10. Jahrhundert beginnt, scheint die Ortsbefestigung zu sein, wie sie etwa unter Heinrich IV. bestand hatte. Also zu jener Zeit in der die Pfalz ihre zweite und letzte Blüte erlebte. Tatsächlich lässt sich diese Phase in Karten, als in natura sehr gut nachvollziehen.
Der grundlegende Unterschied zur vorangegangen Stufe, ist nun die Vereinnahmung des fränkischen Reihengräberfeldes in das Ort selbst. An seiner Stelle entsteht ein neuer, dreieckiger Marktplatz. Stichwort: „vorsalischer Dreiecksmarkt“ wie er für die ottonische Civitas Speyer mitunter vermutet wird1 und für Trier im Hauptmarkt vor der Domfreiheit noch heute sichtbar ist2
Auffällig ist die kleinteilige Parzellierung im Norden des Marktes, die nicht mit der üblichen Hofreitenstruktur Treburs übereinstimmt und in aller Regel auf Händler hindeutet. Jedoch ist die Urparzelierung in Trebur kaum nachvollziehbar. ( hierüber, die (Brand-)Kataster und deren Probleme, werde ich noch einmal gesondert schreiben)
Umgeben wurde diese Ausbaustufe bereits von einem Graben. Auf dem verwendeten Katasterplan von ca. 1890 ist dieser Graben im Westen noch an zwei Stellen ( mit X markiert) durch tiefer liegende Grünflächen erkennbar. Die Südliche ist heute komplett überbaut, die nördliche noch in Teilen erkennbar, aber wegen eines Hoftores von außen nicht einsehbar, aber dennoch von außen durch eine große darin stehende Kastanie erkennbar (wenn sie denn noch steht… könnte sein das sie das inzwischen nicht mehr tut, fällt mir da auf) . Dagegen ist der Graben in Teilen noch gut bei dem östlichen X erkennbar.
Hier befindet sich eine Hofreite, die in den Graben gebaut wurde, wodurch die Scheune wesentlich tiefer steht als ihre Umgebung und die Senke erhalten blieb. Dieser Graben zog sich weiter nach Osten und verlief hinter dem Scheunenbering. Er wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts verfüllt.
Ein weiteres Merkmal dieser Phase sind nun auftauchende turmartige, steinerne Gebäude (gesicherte Bauten als schwarzes Quadrat markiert in der Karte, leere Quadrate vermutete turmartige Gebäude) . Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Adelssitze des 11. Jahrhunderts, wie sie typisch für jene Zeit sind. Zwei der Gebäude sind in Teilen erhalten, aber nicht als solche erkennbar, wegen Anbauten oder da nicht einsehbar. Der dritte, auf dem Gelände der Raiffeisen3, wurde abgerissen, gerüchteweise existiert das Kellergewölbe zugeschüttet noch unter der Freifläche des Geländes.
Glücklicherweise wurde vor einigen Jahren eines der Gebäude saniert, so dass zum einen die Baunaht des ursprünglichen, quadratischen Gebäudes zu seinem Anbau sichtbar waren und zu dem dabei auch ein abgeschnittenes und vermauertes, fast schartenartiges Fenster in Überkopfhöhe sichtbar wurde. Der Bauherr war so freundlich und führte mich durch die Räume wobei die gut 1m starken Wände durchaus beeindruckten. Die nachträglich, bei einem Umbau eingezogenen Balkendecke selbst, so wurde mir zumindest berichtet, stammen laut Denkmalbehörde immer noch aus dem Mittelalter (ca. 13. Jahrhundert)
Eine weitere Ausdehnung des Ortes findet wahrscheinlich im 12. Jahrhundert statt, in dem der Ort nach Westen, bis zur Großen Grabengasse hin erweitert wird. Ob der 1277 erwähnte „Wernherus in fossato“ in der Grabengasse wohnte oder sonst wo in der Nähe eines Dorfgrabens lässt sich nicht feststellen und wäre auch vollkommen spekulativ.
Eine Erweiterung nach Westen war die einzige sinnvolle Ausdehnungsrichtung, da im Osten der Osterbruch, eine Senke lag, ebenso wie sich das Gebiet im Norden weiter absenkte.
Im Norden knickte die Bebauung, wie noch auf dem Katasterplan an der Bebauung ersichtlich, vor dem späteren Burggraben nach Nordosten ab und verläuft danach wohl bereits auf Höhe des heutigen Burggrabens.
Bei der Ortsbegehung fiel auf das die westliche Seite der Grabengasse identisch ist mit der Flucht der Bebauung und den Grundstücksgrenzen der südlich liegenden Krummgasse, weshalb man vermutet das dies die Ortsbegrenzung im Südosten darstellt.
In diesem Bereich gibt es ein weiteres Gebäude, das die Aufmerksamkeit der begehenden Historiker auf sich zog. Es handelt sich dabei um das Haus Hauptstraße 21 (neben Brillengeschäft, Einfahrt zur Grabengasse). von der Grabengasse aus sieht man, dass das Fachwerkhaus auf einem älteren Fundament sitzt. Dies ist aber nicht ungewöhnlich. Dieses ragt etwas in die Grabengasse hinein, beginnt dafür aber auch nicht direkt an der Hauptstraße wie der Fachwerkbau selbst. Noch stärker fiel bis vor 10-15 Jahren ein dahinter beginnendes Fundament auf. Es war gute 50cm hoch und ragte noch weiter in die Straße hinein. Bei einer Sanierung wurde es jedoch entfernt, oder abgeschlagen. Ich gehe davon aus das sich doch das ein oder andere Auto daran einen Kratzer holte. Es wurde die Frage aufgeworfen ob es sich um einen weiteren turmartigen Bau handeln könnte, oder ob es möglicherweise Teil eines Torbaus war. Diese Frage muss jedoch unbeantwortet bleiben.

R. Engels Topographie Speyers im hohen Mittelalter in Die Salier – Siedlung und Landesausbau Teil 2 S.162 ↩
vgl. E. Herzog Die Ottonische Stadt S. 125 ↩
siehe dazu hier http://www.tribur.de/blog/2009/05/20/der-turm-von-trebur/ ↩
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…