Die Ortsentwicklung Treburs Teil V – Das „neue“ Trebur
Noch bevor die Pfalz Trebur 1249 an Katzenelnbogen verpfändet wird erreicht Trebur seine letzte Ausbaustufe. Sie wird für sich für die kommenden 600 Jahre kaum noch verändern.
In jener Zeit taucht Trebur in den Quellen noch einmal in seiner Eigenschaft als Krongut auf, als es im Tafelgüterverzeichnis erwähnt wird. Noch ist es wirtschaftlich stark.
Das Amt der Vögte von Trebur wird in jener Zeit durch die Herren von Münzenberg wahrgenommen. Jenes Ministerialengeschlecht, aus der Burg Dreieich stammend, die durch geschickte Heiratspolitik in die Wetterau kommen und das mit Kuno I. von Münzenberg ab 1162 den Reichskämmerer stellt. Wie sie nach Trebur kamen, bzw. wie ihre direkte Beziehung zum Ort ist, ist unbekannt.
Kuno I. Ist es auch der durch seine herausragenden Bautätigkeiten hervorsticht. Er ist wohl der Topkandidat wenn man versucht den Ausbau Treburs einer Person zuzuordnen. Doch dazu im nächsten Teil später mehr.
Trebur entsteht als Stadt/ Ort in Form eines Straßenmarktes neu. Dieser Typus ist als Zähringer- oder Stauferstadt bekannt1 , jedoch ist es zu kurz gegriffen ihn lediglich auf die 1218 augestorbenen Zähringer zu beschränken, wie sich auch schon im Begriff Stauferstadt zeigt. Die Zähringer gelten lediglich als das erste bekannte Adelsgeschlecht das diesen Typus des Städtebaus verwendet. Auch während der Ostkolonisation kam es mit den Angerdörfern zu einer Anwendung eines ähnlichen Schemas mit verbreiterter Marktstraße, jedoch in kleinerem Maßstab.
Zentral wird für das neue Trebur eine Ost-West verlaufende, breite Marktstraße mit ca. 325m Länge angelegt. Sie verbindet dabei Pfalzsiedlung und potentielle Fischersiedlung. Am westlichen Ende des Ortes verläuft sie nördlich der angenommenen Fischersiedlung, wodurch die alte Wegführung von dieser Siedlung in Richtung Astheim, die direkt am Bachlauf entlang führte (Treidelpfad?), obsolet wird. Der Ort hat nun eine Länge von Ost nach West von insgesamt ca. 680m.
Ob jemals angedacht war eine neue Kirche zu errichten, die wie bei den Städten des Typus „Zähringerstadt“ üblich, abseitig und parallel zur Marktstraße zu erbauen, muss offen bleiben. Wenn jedoch das Gelände der ehemaligen Pfalz bereits offen lag, könnte von Anfang an geplant gewesen sein die ehemalige Pfalzkapelle als Dorf-/Stadtkirche zu nutzen. Somit hätten die Erbauer Material und Aufwand gespart.
Gleichzeitig bedeutet aber diese „Neuerfindung“ Treburs den Anfang vom Ende für die Siedlung südlich des Schwarzbaches mit Ihrer St. Albanskirche. Das nun just im Jahr 1184 sich der Stift St. Alban seine Besitzungen an der Kirche von Papst Lucius III bestätigen lässt, ist aber wahrscheinlich Zufall, denn nicht nur Trebur wird in dieser Urkunde bedacht sondern auch eine ganze Reihe weiterer Orte. Aber dennoch ist es als Hinweis eines generellen Strukturwandels zu verstehen.
Trebur wird bei seinem Ausbau zum Teil mit Wall und in Gänze mit einem Graben umgeben. Das jedoch nicht ganz Trebur umwallt war zeigt eine Karte aus dem Jahr 1561. Auch wenn diese stark stilisiert ist, kann man erkennen das sich im Bereich der Laurentiuskirche eine (halb-runde?) Mauer befindet. Diese ist nicht identisch mit der heutigen Mauer die das Gelände nach Osten abschließt. Die heutige Mauer entstand erst im 19. Jahrhunderts bei der Verfüllung des Gartengeländes und enthält unter anderem Teile des Maßwerks des Westfensters der Laurentiuskirche. Möglicherweise könnte diese Mauer noch aus der Zeit der Pfalz stammen. Bis zur Beßheimer Pforte scheint dagegen eine Palisade, oder Flechtwerkzaun den Ort zu schützen. Auch ist den Karten nach der Graben hier wesentlich schmaler als etwa im Norden. Möglicherweise war auf Grund der topographischen Gegebenheiten, morastige Niederung des Osterbruchs, keine stärkere Befestigung an dieser Stelle nötig.
Die Länge des gesamten Burggrabens beträgt ca. 1400m bei einer Breite zwischen 30 und 50m . Halbkreisförmig umschloss er Ost-, Nord- und Westseite des Ortes, wobei im Süden der Schutz durch den Alt-Neckar/ Schwarzbach gegeben war. An der Ostseite, auf höhe der ehemaligen Pfalz war wesentlich schmaler als am Rest des Ortes. Der Graben umfasste dabei eine Fläche von ca. 22 ha2 .Während der Wall heute gänzlich verschwunden ist, dort wo sich etwa seine Krone befand liegt heute der Weg „Am Burggraben“, kann man den Graben in einigen Abschnitten noch erkennen. Am besten geht dies am Abschnitt an dem Parallel zur Friedhofsstraße. Von „Am Burggraben“ ausgesehen kann man den Graben anhand der wesentlich tiefer liegenden Gärten erkennen.
Mitunter zeigen Leute, die vom „Burggraben“ hören, aber keine „Burg“ genannt bekommen eine gewisse Verwunderung. Doch war es durchaus üblich befestigte Orte und Städte bis ins 13. Jahrhundert hinein als Burg zu bezeichnen. 3
Bekannt sind drei Tore in den Ort. Die bereits erwähnte Beßheimer Pforte nach Osten. Die Untere Pforte nach Westen, sowie die über den Schwarzbach führende Obere Pforte.4
Es verwundert das es nur drei bekannte Pforten gibt. Üblich sind bei derartigen Gründungen vier Pforten. Zu dem fällt auf das die ehemals wichtige Astheimer Straße, die auf dem Alten Mainzer Weg verläuft blockiert ist, wo doch hier ein weiteres Tor anzunehmen wäre, bzw. der Ideale Standort für ein Tor nach Norden wäre.
Stattdessen verläuft die Straße nach Astheim nun durch die Untere Pforte, knickt nach rechts ab und verläuft Richtung Nord-westen auf den den Alten Mainzer Weg zu. Der Weg nach Rüsselsheim verläuft dagegen weiter nach Norden
Ebenso verläuft der Weg nach Königstädten aus der Beßheimer Pforte heraus und knickt dann nach Norden ab vereinigt sich mit dem Weg in Richtung Rüsselsheim, während der Weg nach Nauheim , auf der Karte von 1561 als „Der Weg von der Kratzenau zu Trebur“ bezeichnet, weiter Richtung Osten verläuft.
Dennoch findet eine erste Ortserweiterung nach der Teilverfüllung des Burggrabens und Abriss der Tore, eben die Situation wie sie sich uns im Urkatasterplan von 1850 zeigt, genau im Bereich der Astheimer Straße statt.
Diese Eigenartigkeit der Wegführung und Anordnung, lassen es durchaus möglich erscheinen dass es zunächst ein viertes Tor nach Norden, im Bereich der Astheimer Straße gab, welches aber vor Erstellung der ersten bekannten Ortsansicht von 1561 geschlossen wurde.
Dabei ist es möglich das es sich nicht um ein Tor, sondern eher um eine kleinere Pforte mit Steg gehandelt haben könnte. Archäologische Befunde sind keine bekannt.
Den Ort innerhalb seiner Umwallung darf man sich aber keinesfalls als dicht bebaute Altstadt vorstellen. Wenn Trebur den üblichen Gepflogenheiten einer solchen Gründung mit Marktstraße gefolgt sein sollte, so wäre mit mit einer dichteren Bebauung lediglich im Bereich der Marktstraße mit giebelständigen Häusern zu rechnen, wobei die ursprüngliche Parzelleneinteilung kaum zu rekonstruieren ist5 Dahinter in den Stichstraßen folgt eine lockere Bebauung mit vielen bewirtschafteten Flächen. Am Wall direkt gab es Freiflächen mit Obst und Ackerbau innerhalb der Umwallung. Auch reicht der Ort im Süden noch nicht soweit an den Bach heran, wie er dies auf der Karte tut. Erst mit der Zeit wurde hier zusätzlich Boden aufgeschüttet und ein Damm gegen Hochwasser aufgeschüttet um innerhalb des sicheren Wall-Grabens-Systems mehr Bewohner unterzubringen.
Tatsächlich gibt es bemerkenswerte Ähnlichkeiten und Parallelen zu einem anderen Ort. Diese werde ich versuchen im nächsten Teil darzustellen.
In wie weit zwischen Zähringerstadt und Stauferstadt zu differenzieren ist, ist mitunter Thema angeregter Diskussionen vgl. z.B. B. Schwineköper, Die Problematik von Begriffen wie Stauferstädte, Zähringerstädte und ähnlichen Bezeichnungen ↩
Angabe nach A. Weber Sie Ortsbefestigung in schriftlichen Quellen in Die Pforten in Trebur ↩
C. Ottersbach Die Burgen der Herren und Grafen von Hanau S 110 ↩
Ich hatte bereist vor Urzeiten über die Pforten geschrieben, z.B. hier und hier, werde aber das Thema wohl aktualisiert und erweitert noch einmal aufgreifen ↩
Auch hierrüber werde ich separat schreiben ↩
Die Pforte gab es meiner Meinung auf jedenfall und zwar in Höhe der pizzeria Assunta….
Hallo ich denke es gab eine 4te pforte in Höhe der pizzeria assunta