Die Ortsentwicklung Treburs Teil VI – Vergleich und Ergänzungen
Zunächst muss Ich gestehen dass dieser Vergleich im Ursprung nicht von mir kommt. Er basiert auf einigen, mir zur Verfügung stehenden, Notizen und Skizzen Dr. Dieter Wolfs. Auch für mein, als auch für das allgemeine Verständnis halte ich es für wichtig dem nachzugehen, es zu erörtern und wenn möglich auch zu erweitern.
Bei dem zu vergleichenden Ort handelt es sich um die Reichsstadt und Reichsburg Friedberg in der Wetterau.
Die Keimzelle der Stadt Friedbergs war die Reichsburg, für die eine Entstehung zwischen 1171 und 1180 angenommen wird. Des Gebiet, auf dem sich das heute Friedberg befindet, war zwar schon bereits zu römischer Zeit besiedelt, auf dem Basaltplateau gab ein römisches Kastel welches unter Germanicus und erneut unter Vespasian bis etwa 260 n.Chr genutzt wurde, lag aber danach weitgehend brach.
Von Interesse wurde das Basaltplateau mit der Einrichtung des Reichsgutes der Wetterau durch die Staufer. Diese konnte erst mit dem Aussterben des Geschlechts der Grafen von Nürings 1171 erfolgen, die im Besitz großer Teile der Wetterau waren. Da die von Nürings eng mit den Mainzer Bischöfen standen, war ihr Gebiet bis zu ihrem Aussterben vor Zugriffen geschützt. Bei der Aufteilung der Lehen erhielten die Münzenberger einen großen Teil der Ländereien, während Friedrich I. Barbarossa bestimmte Schlüsselstellen für die Krone einbehielt.1
Diese Schlüsselstellen waren unter anderem die spätere Pfalz Gelnhausen, Wetzlar und auch Friedberg. Letzteres wurde aus der Gemarkungen Ockstadts und Fauerbachs herausgeschnitten und als Reichsburg und Planstadt mit Straßenmarkt „entworfen“.
Es wird angenommen das es die den Staufern nahe stehenden Münzenberger in Person von Kuno I. ausführendes Organ des Baus waren. Zwar gibt es darüber keine direkten Nachweise wie etwa Urkunden, dennoch aber einige Hinweise:
Unter den späteren Burgmannen finden sich zahlreiche Familien die an der Münzenberger Erbschaft beteiligt waren. Die Münzenberger waren zudem als enge Verbündete der Staufer für die Sicherung des Reichsgutes in der Wetterau zuständig. Des weiteren erfolgte unter Kuno I. eine rege Bautätigkeit, unter anderem bis in den heutigen Taunus hinein, der auch der Sicherung der Wetterau diente. Die Bautätigkeit Kuno I. von Münzenberg ging soweit, dass er die Stammburg Münzenberg nie vollendete, dafür aber so ungewöhnliche Orte wie die quadratische Burg Babenhausen errichtete. Zu dem tauschten Münzenberger und Staufer die für Ihre Bauten genutzten Werkmeister aus.2 Zu guter Letzt hatten die späteren Münzenberger 1064 durch Heinrich IV. Rechte in Straßheim erhalten3 woraus nun eben angenommen wird das auch die Münzenberger an Friedberg beteiligt waren.
Von der Reichsburg Friedberg, mit 3,9 ha die flächenmäßig größte Burganlage Deutschlands, blieb aus der Zeit der Staufer leider kaum etwas erhalten. Es wäre interessant zu wissen ob sich auch hier Arbeiten der ausgetauschten Werkmeister, wie Friese oder Kapitelle, finden ließen.
Seit den 1950er Jahren gibt es zudem kaum mehr neue Erkenntnisse in der Forschung zur Entwicklung von Stadt und Burg Friedberg. Daher verwende ich in Teilen Willi Görichs Text von 19744 Er notiert einen aus 2 Phasen bestehenden Ausbau der Stadt bis spätestens Mitte des 13. Jahrhunderts (siehe Plan), denn bereits 1241 wird am äußeren Bering gearbeitet5
Dies gibt mir zu denken. Wäre es doch möglich das Trebur eine ähnliche Phase durchgemacht hat. Damit wäre der Teil, der von mir noch ins 11. Jahrhundert datiert wäre, wohl eher im 12. Jahrhundert anzusiedeln. Gleicht sich doch die Anlage in Größe und Aufbau.
Eine erste, romanische Kirche in Friedberg wurde bereits beim Bau der Stadt begonnen, jedoch wurde durch das schnelle Wachstum bald schon eine neue Kirche benötigt. Mit dem Bau der noch heute erhaltenen frühgotischen Hallenkirche wurde nach 1250 begonnen. Die Grenze des ersten Ausbaus lag knapp südlich der Kirche. Hier wurden Mauerreste der Ummauerung gefunden.
Das von Görich in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts Steinerne Haus (Kaiserstraße 118 ) außerhalb des ersten Berings mit romanischem Torbogen, wird durch die Denkmalpflege mittlerweile auf das Ende des 12. Jahrhunderts datiert6 . Wobei dies Dr. Dieter Wolf zu verdanken ist, der in diesem Bau ein festes Haus, außerhalb der Stadtmauer erkannte. Dieses diente möglicherweise bereits vor der eigentlichen Stadtgründung zur Sicherung des Areals.7
Die Einwohner des neuen Friedbergs stammen wohl aus dem nahen Fauerbach, aber zur Hauptsache aus Straßheim. Der Wegzug war so groß, dass Straßheim wüst fällt. Letzter verbleibender Rest ist die Straßheimer Kirche, deren Glocken im 16. Jahrhundert nach Friedberg verbracht wurden.
Und an dieser Stelle muss ich den vorangegangenen Artikel zur Ortsentwicklung nochmals korrigieren. Schrieb ich dort, dass ich es eher für Zufall halte das gerade 1184 der Besitz des Kloster St. Alban an der Treburer St. Albanskirche bestätigt wurde, da in der Urkunde mehrere Orte genannt werden, scheint sich nun doch ein System zu zeigen. Auch die Straßheimer Kirche gehörte zu St. Alban. Und auch sie gehört zu den Kirchen die 1184 von Papst Lucius III. bestätigt werden. Letztendlich bedeutet dies für mich das ich nochmal alle in der Urkunde genannten Orte durchgehen werde.
Und wie in Trebur die Neugründung des Ortes als Straßenmarkt der Anfang vom Ende für Siedlung in der Vogtei um St. Alban bedeutet, so ist auch die Gründung des Straßenmarktes Friedberg für Straßheim und seine St. Albanskirche der Anfang vom Ende.
Die erste Ausbaustufe Friedbergs, die die noch im 12. Jahrhundert entsteht umfasst zunächst eine Fläche von ca. 10ha inkl. Burgfreiheit ( ca 7,5 ha one Burgfreiheit). Bis spätestens 1250 dehnt sich diese Siedlung auf eine Größe von ca. 20ha inkl. Burgfreiheit aus ( ca 17,5 ha ohne Burgfreiheit ). Sie besitzt in ihrer endgültigen Größe eine ca 650m lange Marktstraße ( ca. 500 m ohne Burgfreiheit ) als zentrales Element.
Zum Vergleich hier noch einmal der Plan Treburs, mit der letzten Phase des 10./11. Jahrhunderts (gepunktet), einer möglichen Zwischenstufe des 12. Jahrhunderts, sowie der ungültigen Gestalt innerhalb des Burggrabens.
Während aus Friedberg eine Stadt mit Marktrechten erwächst, geschieht dies in Trebur nicht. Der Plan einer Treburer Stadtgründung geht nicht auf! Während Friedberg von seiner Lage an der „Kurzen Hessen“, einer Straßenverbindung von Frankfurt nach Leipzig, und der damit verbundenen Einrichtung einer Messe profitiert, gerät Trebur zusehends ins Abseits.
Das für Trebur nie offiziell Stadt, oder Marktrechte vergeben wurden, lässt sich am leichtesten mit der Verpfändung der Pfalz 1249 und den zeitlichen Ereignissen begründen, die dazu führen das das Interesse der Herren von Katzenelnbogen an Trebur schwindet. Dabei hatten sie die von ihnen gewünschten Ziele durchaus erreicht:
1. Ausdehnung des eigenen Machtbereiches mit der wirtschaftlichen Stärke der ehemaligen Pfalz
2. Stabilisierung der Machtverhältnisse gegen die direkten Konkurrenten, den bereits geschwächten und vor Ort das Amt des Vogtes ausübende Münzenberger.
Bereits vorher, seit 1207 oder 1209, gab es einen Streit zwischen Münzenbergern und Staufern, der erst 1216 beigelegt wurde und den Münzenbergern Einfluss kostete und mögliche Bestrebungen Trebur aufzuwerten zunichte gemacht haben könnte.
Der Verlust des direkten Interesses Katzenelnbogens nach der Verpfändung 1249 an Trebur zeigt sich zunächst nach dem Aussterben der Münzenberger 1255, womit die Vogteirechte an die Falkensteiner fallen und nochmals 1276 als Trebur nun als Burglehen der Burg Landskron in Oppenheims geführt wird, in der nun ebenfalls Eberhardt von Katzenelnbogen beteiligt ist.
Ab diesem Zeitpunkt kommt es zu dokumentierten Verkäufen adeliger und klösterlicher Besitzungen in Trebur. Auch scheint sich Katzenelnbogen nicht weiter aktiv um die Vogteirechte Treburs zu bemühen. Diese kommen durch Verkauf erst 1422 an Katzenelnbogen.
Andere Faktoren wie die Nähe zu Mainz und Frankfurt und dem Aufstieg Darmstadts sollen zwar erwähnt sein, jedoch nicht weiter behandelt werden.
Dieses schwinden Interesse an Trebur ist jedoch auch zu verdanken, dass sich die Struktur des Straßenmarktes bis heute erhielt und Trebur erst im 19. Jahrhundert über den Burggraben hinaus wuchs.
vgl. den Post zu den Münzenbergern hier: https://www.tribur.de/blog/2020/06/04/die-muenzenberger-teil-ii-aufstieg-auf-dem-muenzenberg/ ↩
siehe vorherigen Link ↩
R.Stobbe, Die Geschichte Friedbergs von der Gründung bis zur Reformation in Friedberg in Hessen – Die Geschichte der Stadt Band 1 S133, dort wird fälschlich 1063 angegeben, Keunecke in Die Münzenberger und die Regeste Imperii geben jedoch 1064 an. RIII,2,3 n. 350 ↩
W.Görich, Neues aus der hessischen Stadtplanforschung S. 34ff 1974 ↩
R.Stobbe, Die Geschichte Friedbergs von der Gründung bis zur Reformation in Friedberg in Hessen – Die Geschichte der Stadt Band 1 s138 ↩
Angabe nach https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/ ↩
R.Stobbe, Die Geschichte Friedbergs von der Gründung bis zur Reformation in Friedberg in Hessen – Die Geschichte der Stadt Band 1 S138 ↩
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…