Als man die Pfalz Magdeburg finden wollte, fand und wieder verlor
Alles beginnt im 10. Jahrhundert. Otto der Großen errichtet in Magdeburg eine Pfalz. Ein Kloster entsteht, ein Dom wird gebaut und manch einer sieht in der Grenzstadt zu den Slawen Magdeburg so etwas wie eine Hauptstadt der Ottonen.
Doch nichts blieb von der Pfalz, was allerdings die Geister um so mehr anregte. Der 1871 geborene Historiker Albert Brackmann, der bereits mit 27 Jahren zum Stab der Monumenta Germaniae Historica gehöhrte, schrieb 1937 von Magdeburg als „Hauptstadt des deutschen Ostens im frühen Mittelalter“. Für Ihn waren „Ostkolonisation“ und Magdeburg untrennbar verbunden. In einem Briefwechsel mit dem Archäologen Wilhelm Unverzagt von 1938 geht hervor das es für den „Deutschtumskampf“ unerlässlich sei „…die alte Pfalz Kaiser Ottos ans Tageslicht zu bringen…“
Brackmann versuchte Unterstützung von den Amtsträgern des Dritten Reiches für sein Grabung zu bekommen, scheiterte aber an Finanzierung und Beginn des Krieges.
Der zuvor genannte Wilhelm Unverzagt, der Mitglied der NSDAP war und an Lehrgängen der SS und des Reichsarbeitsdienstes teilnahm, erlebte das Ende des Krieges im Berliner Hochbunker am Zoo in den Räumen 10 und 11 , in Begleitung des „Schatz des Priamos“ und dem „Gold der Merowinger“, welches er der Roten Armee übergab ( auch eine Art der Entnazifizierung und war dann 1948 als Institutsdirektor für Vor- und Frühgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR zu Berlin in Amt und Würden. Und als solcher am Hebel seinem Untergebenen Ernst Nickel in der Zweigstelle Magdeburg die Grabungen nun schmackhaft zu machen.
Die Grabung die Nickel auf dem Domplatz 1959 begann und 1968 beendete, war dann auch nur die letzte große Grabung die er in der Altstadt von Magdeburg durchführte. Brackmann, der 1952 verstarb, erlebte dies nicht mehr.
Aber Nickel lieferte ab! Er fand nördlich des Domes Grundmauern eines Baus, die er sämtlichst ins 10. Jahrhundert datierte. Und obwohl erst 1973 publiziert, war für alle klar was man gefunden hatte und was Edgar Lehman dann dann 1984 in seinem Aufsatz klangvoll als „Der Palast Ottos des Großen in Magdeburg“ bezeichnete.
Es musste die Pfalz Ottos des Großen sein! Und vereinte sie nicht Kirchenarchitektur mit Profanbau? War sie nicht das steingewordene Ebenbild des Ottonischen Reichskirchensystems und griff dabei die Architektur der Aulas Karls des Großen auf und erweiterte diese noch?
Die DDR konnte auf jeden Fall nun mit der durch Paul Grimm ergrabenen Pfalz Tilleda und dem monumentalen Magdeburg gegen die BRD mit Aachen und Ingelheim anstinken.
Auch in der BRD sah man mit Respekt auf die Grabung. Cord Meckseper veröffentlichte 1986 in der Fachzeitschrift Burgen und Schlößer einen Aufsatz mit dem Titel „Das Palatium Ottos des Großen in Magdeburg“, welches Rekonstruktionszeichnungen enthielt1. Noch im Jahr 2000 wurde an der Uni Magdeburg im Rahmen der Vorlesung Computeranimation eine digital Rekonstruktion erstellt , die sich noch heute hier im Netz ansehen lässt.
Gegenstimmen gab es nur wenige. So sprach sich Günther Binding 1996 in „Deutsche Königspfalzen“ dafür aus Rekonstruktion und Bau als unsicher einzuschätzen und Babette Ludowici sah 2000 in den Grundmauern ein Querhaus des 12. Jahrhunderts das an eine ältere Kirche angebaut war. Letztere sollte Recht behalten!
2001 bis 2003 gab es dann erneute Grabungen auf dem Domplatz. Man wollte Gewissheit haben und zudem wie sich die vermeindliche Pfalz nach Osten fortsetzte. Und tatsächlich wurde aus der vermeindlichen Pfalz neben dem Dom, eine zweite monumentale Kirche aus ottonischer Zeit die mehrfach umgebaut und im 13. Jahrhundert abgerissen worden war.
Nun könnte die Geschichte an dieser Stelle beendet sein. Aber mit der Lösung eines Problems, entstehen mindestens zwei Neue! Wenn das eine Kirche ist wo ist dann die Pfalz? Und überhaupt , was ist das für eine Kirche? Bisher ging man davon aus, das die auf dem Domberg einzig das Mauritiuskloster stand, welches zum Dom umgeweiht wurde und der Dom somit ursprünglicher Begräbnisort Ottos des Großen war. Nun ergibt sich aber die Möglichkeit das der Dom urspüngliche der bis dato unbekannte Kirchenbau ist und Otto hier beigesetzt wurde. Der heutige Dom war das Mauritiuskloster und wurde erst später zum Dom und Otto umgebettet. Oder vielleicht doch umgekehrt? Oder wurde der Vorgänger des heutigen Doms erst nach 1000 erbaut?
- Literatur zum Thema:
- Der „Palast Ottos des Großen“ in Magdeburg: Eine Phantasie deutscher Ostforschung von B. Ludowici
- Die ottonenzeitliche Doppelkirchenanlage vom Magdeburger Domplatz und ihre geschichtliche Einordnung von M.Hardt
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Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg