Des Kaisers neue Kleider – Teil II – Die Reiterstatuette von Metz
Eigentlich war für diesen Teil bereits die Tunika geplant, die rückt aber nun um eins nach hinten, da ich erst einmal die Reiterstatuette aus dem Louvre betrachten möchte.
Jedes mal wenn ich die Statue sehe, entdecke ich etwas Neues. Ich frage mich ernsthaft, warum alle Paper die ich zu dieser Figur besitze, diese nur aus dem Aspekt ihrer Entstehungszeit oder ihres Auftraggebers betrachten, sich aber nicht mit dem dargestellten auseinander setzen.
Für meine Betrachtung habe ich mir zwei Bilder genommen, die der Louvre zur Verfügung stellt. Jeweils die Seitenansichten. Diese habe ich an den Stellen, an denen tatsächlich Unterschiede auftreten, unterschiedlich eingefärbt und werde mich nun von unten nach oben arbeiten. Einige Stellen habe ich ebenso vergrößert dargestellt.
Zunächst aber kurz zur Geschichte der Figur.
Die Figur lässt sich ab dem 16. Jahrhundert im Domschatz von Metz nachweisen. Neben der heute erhaltenen bronzenen, ursprünglich vergoldeten Version, gab es noch eine aus Silber, die aber verschollen ist.
In Metz wurde die Statue als Bild Karls des Großen betrachtet und wurde an dessen Todestag zur Verehrung aufgestellt.
Mit der Französischen Revolution verschwand die Statue wurde aber wieder gefunden und 1867 auf der Pariser Weltausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. 1871 war sie im Hotel de Paris verwahrt, als dieses abbrannte und die Statue beschädigte. Gleichzeitig, durch den Krieg von 1870/71 kam Metz ans Deutsche Reich, was die in Paris befindliche Figur somit zum Politikum machte.
Wenn nun die Statue wirklich darstellt und wann sie geschaffen wurde ist immer Thema von Diskussionen. So wird die Figur als Karl der Große angesprochen und auf die Zeit um 800 datiert, später erfolgte eine Datierung auf die 870er Jahre, wobei hier eine erste Theorie auf dem Reichsapfel in der linken Hand beruht. Auf den illuminierten Handschriften ist erstmals Karl der Kahle mit einem Objekt zu sehen, das einem Reichsapfel ähnelt.
Wilhelm Köhler sah im Faltenwurf Ähnlichkeiten zu Elfenbeinarbeiten der jüngeren Metzer Gruppe und datierte die Figur in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts. Josefine Mütherich, Schülerin und Mitarbeiterin Köhlers zementierte später diese Ansicht unter anderem auch mit Vergleichen mit der Cathedra Petri in Rom, die Karl der Kahle dem Papst schenkte..
Lediglich Danielle Gaborit-Chopin brachte 1999 noch einmal neue Impulse. Demnach soll das Pferd eine ursprünglich spätantike Arbeit sein, der Reiter mit Sattel wurde nach ihr von Karls dem Großen unehelichen Sohn Bischof Drogo von Metz gefertigt. Während die antike Herkunft des Pferdes akzeptiert wurde, finden die frühere Datierung und die Zuschreibung an Drogo von Metz keine Zustimmung.
Karl der Kahle scheint als Schöpfer daher am wahrscheinlichsten und hierbei das Jahr 870, als Karl in den Besitz von Metz kam. Demnach würde die Figur wohl auch eher Karl den Kahlen darstellen. Der 877 gestorbene Karl II, wäre damit etwa 47 Jahre alt. Denkbar, dass der alternde Karl II. seinem Großvater Karl dem Großen ähnelte, was die Ähnlichkeit mit der Beschreibung Einhards von Karl dem Großen erklären würde.
Füße und Beine:
Die Schuhe der Figur stecken in flachen Schuhen, ganz ähnlich denen aus Haithabu Typ 2 oder 3. Von den Zehen ausgehend scheint der Rist geschmückt zu sein, möglich ist aber auch, dass hier eine Naht dargestellt ist. Dieser Schmuck endet auf dem Rist bei einer dort aufgesetzten Lilie.
Auffällig ist, das keine Sohlennaht erkennbar ist. Möglicherweise wäre der Schuh daher nur aus einem Stück gefertig, was wiederum seinen “sandalenartigen” Charakter betonten würde. Mich erinnern diese auch an römische socci1 , Pontifikalshuhe und ähnliche Fußbekleidungen.
Die gößte Ähnlichkeiten besteht jedoch zu den Schuhen aus Chelles und den Schuhen des heiligen Germanus ,die an der Stelle der Lilie bei den Schuhen der Figur eine Herzförmige Lasche aus Leder besitzen und zudem entweder bestickt oder Aufwändige Verzierungen auf dem Rist aufweisen. Ihre Datierung ist jedoch umstritten. Die Schuhe aus Chelles werden der heiligen Balthilde (+680) zugeschrieben, doch ist diese Datierung umstritten, ähneln sie doch hochmittelalterlichen Pontifikalschuhe.2 Ähnlich bei den Schuhen des heiligen Germanus (+675) , von dem aber Marquita Volken es durchaus für möglich hielt das aus dem 7. Jahrhundert stammen könnten.3 4
Alles in allem würde es sich eher um einen Schuh für die Repräsentation handeln, nicht um lange Märsche zu absolvieren. Dafür spricht auch, dass die hier dargestellten Schuhen denen auf den Throndarstellungen Karls des Kahlen stark ähneln.
Weiterhin ist auffällig, dass sowohl Steigbügel als auch Sporen fehlen. Bei dem Vorhandensein von Sporen könnte die Lilie Teil der Garnitur sein und eine Schließe abdecken oder Teil der Schließe sein.
Vom unteren Teil der Lilie am Schuh geht eine Beriemung aus. Vom Zentrum des Rist läuft diese zum Rand des Schuhs und verschwindet im Inneren des Schuhs, tritt aber gleich danach wieder aus einem Loch oder Schlitz aus und läuft wieder zum oberen Teil der Lilie. Von dort kommt ihm der Riemen der Gegenseite entgegen und läuft nun von außen auf den Schuh in ein Loch, oder Schlitzung und läuft aus dem Schuh kommen auf die Rückseite des Unterschenkels. Der Riemen scheint sich insgesamt 3 mal auf der Vorderseite der Wade, und 3 mal auf der Rückseite der Wade zu kreuzen. Er endet kurz unterhalb des Knies, ohne dass man das Ende des Riemens ausmachen könnte.
Stattdessen sitzt hier ein dickerer Riemen. Während die Riemen, die vom Schuh ausgehen, an der Figur flach dargestellt sind, ist der Riemen unter dem Knie dicker und gewölbt dargestellt. Am linken Bein ist er mit einer Schleife und zwei herabhängenden Enden dargestellt.
Nicht erkennbar sind Wadenwickel. Die Oberfläche der Waden ist bis auf die Beriemung glatt dargestellt. Man kann auch nicht erkennen ob die Beine von einer Hose ähnlich der Thorsberghose mit angesetzten Füßlingen, Beinlingen, einer flächigen Wadenbinde, die mit dem dickeren Knieriemen endet, oder vollkommen anders bedeckt ist.
Auf der Höhe der Waden ist auf der linken Körperhälfte auch die Schwertscheide des Königs dargestellt. Ich habe den Ausschnitt absichtlich eingefügt, da hier neben der Verwicklung am Ort auch ein Ortband erkennbar ist!
Die Tunika
Da der Reiter einen Mantel trägt, ist nicht viel von der Tunika, aber dennoch einige interessante Merkmale erkennbar. Die Tunika endet knapp über dem Knie. Da der König im Sattel sitzt, ist anzunehmen, dass im stehenden Zustand die Tunika mindestens bis auf das Knie, vielleicht auch darüber reicht.
Auf der linken Körperseite kann man erkennen, dass die Tunika seitlich leicht geschlitzt ist. Eine ähnliche kurze Schlitzung ist bei der Tunika im Sakramentar Karls des Kahlen erkennbar.
Auf der rechten Körperhälfte ist der ganze Ärmel der Tunika zu sehen. Hier erscheint der Bereich am Handgelenk auffällig. Der Ärmel scheint fast bis zum Ellbogen geschlitzt zu sein.Unterhalb des Handgelenkes scheint der Teil des Ärmels herunter zu hängen und eine Lasche, oder Knopf zu besitzen, am Arm darüber scheint der Knopf einen passendes Gegenstück zu besitzen, ganz so wie ein Druckknopf. Hier ist jedoch anzumerken das es eine Beschädigung gab und diese Hand ergänzt wurde. Es ist mir allerdings nicht bekannt, welcher Teil ergänzt und welcher Original ist.5 Es könnte sein, dass der vermeintliche Aufschlag lediglich ein Rest des aufgebogenen originalen Bestandes ist.
Unterhalb des Ellbogens am Körper, scheint ein Gürtel angedeutet.
Der Mantel
Es fällt mir schwer, mich zu entscheiden, welche Grundform der Mantel besitzt. Bei einem Rechteckmantel sollten vier Ecken erkennbar sein. Doch kann ich nur 2 Ecken erkennen, eine zwischen Schwert und Bein, die andere auf der gegenüberliegenden Seite, am Arm.
Diese Positionen aber würden sich nicht mit den Ecken an einem halbrunden Mandel decken, bei dem damit zu rechnen wäre, dass eine Ecke vor dem rechten Arm und eine Ecke dahinter liegen würde. Von daher wäre wohl doch ein Rechteckmantel am wahrscheinlichsten.
Ursprünglich wurde der Mantel von einer Fibel geschlossen, die aber verloren ging6, stattdessen ist nur noch ein Stift vorhanden, an dem die Fibel einst befestigt war.
Letztendlich ist noch anzumerken das weder der mantel, noch die Tunika irgendeinen zusätzlichen Schmuck, wie etwa Borten aufweist. Da die Figur ursprünglich vergoldet war könnte hier mit der Vergoldung etwas dargestellt worden sein, vielleicht aber auch eben nicht.
https://bildlexikon-kleidung.uni-bonn.de/items/image_083.html ↩
Abbildungen : https://collectif-objets.beta.gouv.fr/objets/206527 ↩
https://www.nzz.ch/panorama/alltagsgeschichten/ein-paar-heiliger-schuhe-gibt-raetsel-auf-ld.1082835 ↩
E. Coatsworth, G. R. Owen-Crocker, Clothing The Past S381 ↩
A.T. Hack Karl der Große hoch zu Ross in Francia – Forschungen zur westeuropäischen Geschichte Bd. 35, S.351 ↩
A.T. Hack Karl der Große hoch zu Ross in Francia – Forschungen zur westeuropäischen Geschichte Bd. 35, S.351 ↩
[…] None of this is recorded in known historical sources, but is quite plausible for several reasons. First of all,…
[…] historian linked to the Tribur Palts, provided a positive answer to this question. He reconstructed the itinerary of Emperor…
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
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Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung…