Der karolingische Schild – Teil 3 – Die Möglichkeiten einen Rohling bauen
Das Hauptproblem beim Bau eines gewölbten Rundschildes ist der gewölbte Schildrohling. Ich habe daher an dieser Stelle die Varianten aufgeschrieben, die ich so mit der Zeit entdeckt habe.
Nachgewiesen
Als einzig nachgewiesene Bauweise darf die der ovalen römischen Schulde aus Dura Europos angesehen werden, die aus einzelnen, gebogenen Brettern hergestellt wurden. Dieser Nachweis gilt nicht nur für römische Schilde, sondern wohl auch für angelsächsische Schilde und Heinrich Härke geht soweit dies auf alle Schilde bis zum 10. Jahrhundert auszudehnen. So zeigte sich das Funde aus England, die die Vermutung nahelegten dass die Holzfasern in verschiedene Richtungen wiesen nicht korrekt waren. Sie bestanden nur aus einer Lage1
Hierzu wurden Bretter mit über heißem Dampf in Form gebogen. Ihre Seiten so bearbeitet und abgeschrägt das sie gemeinsam mit den anderen Brettern nahtlos aneinander gefügt und verleimt werden konnten. Sie wurden vermutlich auf ein Gestell aufgebracht und fixiert bis der Schild seine Form angenommen hatte und der Leim getrocknet war. Dieser Schildrohling war nun bereit zur Weiterverarbeitung.
Wahrscheinlich aber nicht als Fund nachgewiesen
Der Heldenepos Waltharius nennt nicht nur die Lederbespannung als tragendes Element eines Schildes, es nennt auch ansatzweise dessen Aufbau. Es werden beiläufig der Aufbau von zwei Schilden erwähnt. So soll einer der Helden einen Schild aus drei Lagen Holz geführt haben und ein weiterer einen Schild aus sieben Lagen.2 In der hochdeutschen Übersetzung von 1911 liest sich das dann „Also sprach er und raffte den dreifachen Schild mit dem Arme“ ( Latein :Sic ait et triplicem clipeum collegit in ulnam ) Zeile 668 und „hielt ihm entgegen zur Wehr den siebenhäutigen Schildrand“ (Latein: Constitit opponens clipei septemplicis orbem) Zeile 733
Diese wahrscheinliche Variante nutzt den Aufbau des Scutums von Dura Europos und ein formgebendes Positivgestell.
Dazu werden schmale (ca 3-5cm breit) und dünne Leisten (ca 3mm stark) auf dem Gestell fixiert und mit zwei weiteren Lagen kreuzweise verleimt. Wenn diese getrocknet ist kommt eine weitere dritte Lage im rechten Winkel zur letzten Lage darauf. Eine Behandlung mittels Heißdampf ist nicht nötig. Das Holz behält durch die Verleimung die Form und lässt sich durch die geringe Dicke gut biegen, dazu muss es aber festgeklammt werden damit es nicht nach oben schnellt unter der Spannung.
Denkbar wäre auch ein siebenlagiger Schild wie im Waltharius beschrieben. Dazu könnte man Funiere im 1mm Bereich nutzen.
Abgesehen davon das ein Positivmodell erstellt werden muss, lässt sich dies Konstruktion auch durchaus einfach realisieren, da hier das Biegen unter Dampf wegfällt. Auch das Anpassen von Brettern für die Schrägen fällt (fast) weg. Als Hölzer könnten hier zum Beispiel auch Nadelhölzer aus dem Bastelbedarf verwendet werden . Einige der Konstruktionen, die diese Bauart verwendeten, drehten jede Lage um je 30 Grad um somit das Holzfasern in jeder Richtung verteilt zu haben, aber das ist recht sinnlos. Was wir wollen ist das ein eindringendes Schwert oder Axt so schnell wie möglich gestoppt wird und nicht um 30 oder 60 Grad abgelenkt wird d.h. 90 Grad Drehung und fertig ist die Laube da die Faserverläufe gegenläufig sind und die Klinge gleich auf Wiederstand stößt.
Für mich werde ich diesen Ansatz wählen, aber zur Zeit plane ich mit Lindenholzleisten.
Alternative Varianten
Ich dachte mir aber auch andere Varianten zum Bau eines gewölbten Rundschildes zusammenzutragen. Also Methoden die wohl eher eine moderne Konstruktion sind. Vielleicht auch einfacher realisierbar. Sobald der Schild bezogen ist kann man ja in aller Regel nicht mehr erkennen was unter dem Bezug steckt. Vielleicht vereinfacht das manchen die Konstruktion.
Die Ring Methode
Ich hatte mich schon früher einmal mit dem Gedanken getragen einen gewölbten Rundschild zu bauen und dazu auch “einfache” Varianten einer Bauweise gesammelt. Die Erste die ich fand, und zuerst auch plante, war die Ring-Methode
Aus Sperrholz werden mehrere Ringe geschnitten deren Durchmesser immer kleiner wird. Wie eine mehrstufige Torte werden diese aufeinander geklebt. Die entstandenen Stufen werden dann mit einem Bandschleifer abgeschliffen um eine glatte Oberfläche zu erhalten. Der Nachteil ist das man recht dicke Teile hat, die man hinterher wieder abschleifen muss um die Stufen raus zu bekommen. Zumal man für eine Wölbung von 10cm, auch mindestens 10 Ringe mit jeweils 1cm Stärke benötigt.
Einschnitte
Diese Variante habe ich erst kürzlich entdeckt.
Man schneidet sich ein Kreis aus einer Sperrholzplatte, etwas gößer als der spätere Schild . Von Außen werden nun keilförmige Einschnitte über ein Drittel des Radius gemacht, so das man Segmente ähnlich eines Blütenblattes erhält. In die Mitte stellt man nun ne Dose Ravioli, eine Holzscheit oder was auch immer. Die Segmente werde nun mit Spanngurten über die Dose nach oben gebogen und miteinander Verleimt. Problem ist das die Einschnitte sehr genau sein sollten und man hier immer die Kanten nacharbeiten muss damit alles genau aneinander passt.
Segmente
An diese Version habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht gedacht und sah sie in einer englischen Doku und so ganz gefällt sie mir nicht. Sie ist ähnlich der vorangegangen Version, nur statt der Einschnitte werden ganze trapezförmige Segmente miteinander verleimt, was einen eher kegelartigen als gewölbten Schild ergibt. Die Stabilität ergibt sich dann durch die Bespannung. In der Doku sind sie zumindest auf dem Schild herumgehopst und die Sache hielt. Aber um ehrlich zu sein hat mich weder Konstruktion noch Aussehen vollends überzeugt.
Wasser
Eine weitere Variante beinhaltet sehr viel Wasser! Das Sperrholzbrett wird über Ewigkeiten gewässert und dann über einer Form gespannt, mit Spanngurten gewölbt, irgendwo aufgelegt und ein Gewicht in der Mitte platziert damit es sich in eine Richtung wölbt. Kann man machen, aber es hat seinen Grund warum man Holz im normaler weiße über Dampf biegt! Im schlimmsten Fall bröselt einem der Schild weg und man hat eine Kolonie von Schimmelpilzen…
Honarable Mention
Roland „Dimicator“ Warzecha hat, was den gewölbten Rundschild angeht, ebenfalls einen Vorschlag zur Konstruktion gemacht. Er schlägt hölzerne Segmente ähnlich einer Irisblende vor. (Link: https://www.patreon.com/posts/domed-round-in-28052167 ) Ich bin der Meinung das er nochmal auf seiner Seite über die Konstruktion geschrieben hat, kann es aber im Moment nicht finden.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…