Der karolingische Schild – Teil 4 – Gedanken zum Bau und Formgebung
Größe des Schildes
Über die Größe der nordischen, flachen Schilde hatte ich bereits geschrieben, doch wie verhält es sich mit der Größe der gewölbten Rundschilde und wie groß soll meines werden? Es ist wohl davon auszugehen, dass sich die Größe des gewölbten Schildes nicht sonderlich von den Flachen unterscheidet. Aber ich wollte nochmal auf Nummer sicher gehen und mich umschauen.
Härke gibt einige Größen von Angelsächsischen Schilden an1 von denen Sutton Hoo, als der potentielle Schild König Rædwalds von East Anglia, mit ca. 92cm das Größte ist. Es besitzt jedoch nur auf den letzten cm des Randes eine leichte Biegung. Ansonsten gibt er in seiner Tabelle nur noch einen Schild mit leichter Randwölbung an, dieser ist aber nur 57cm groß. Der Schild aus dem deutschen Oberflacht hatte dagegen 88cm Durchmesser.
Es ist dann ein wenig eine Binsenweisheit wenn Heinrich Härke schreibt “There appears to be some correlation between the age of the individual buried with a shield, and shield size”
2 und dann als Beispiel ein Kindergrab angeführt wird.
So kann dies auch bei dem bekannten Knabengrab im Kölner Dom beobachtet werden und ist eigentlich logisch. Während einige Gegenstände im Grab des etwa 6-Jährigen für Erwachsene hergestellt wurden, etwa die Spatha, sind andere Gegenstände klar dem Kind direkt aus seiner Lebenswelt zuzuordnen. So etwa Helm, Sax und eben der Schild. Es waren wahrscheinlich Gegenstände die er zu Präsentationszwecken trug und in denen er im Kampf trainiert wurde. Der Schild war etwa 50-55cm groß (Durchmesser) die Grifföffnung betrug nur 8cm. Anderen Kindergräbern in Deutschland dagegen wurden die Schilde von Erwachsenen mit ins Grab gegeben3
Es gab auch Versuche die Größe der Schilde aus den Handschriften abzuleiten. Dies führte zu Größen von 30cm bis 150cm.
Ich bin der Meinung die Größe des Schildes korreliert eher mit der Größe des Benutzers und einer Prise persönlicher Vorlieben. Leider konnte ich nicht herausfinden ob es überhaupt einmal einen Versuch gab die Größe von Schilden mit den Größen der Verstorbenen in Beziehung zu setzen. Ich denke dabei an Faktoren wie Oberkörperbreite, Höhe des Oberkörpers, Gesamtgröße und ähnlichem.
Letztendlich habe ich mich für eine Größe von ca. 85cm entschieden. Die Wölbung ist mit 10cm geplant. Da ich eine gleichmäßige Wölbung in Form eines Kugelauschnitts erzeugen möchte Bildet die Wölbung letztendlich die obersten 10cm einer Kugel mit ca.195cm Durchmesser
Die Positiv Form
Als ich das mir die nötige Sperholzplatte für die Positivform des Schildes organisiert hatte. machte ich mir Gedanken zum Bau der Form. Ich hatte zuvor im Internet zwei identische Varianten, von Leuten die sich eine Positivform für den Bau eines gewölbten Rundschildes erstellt hatten, gefunden. Beide davon aus Frankreich und einer davon verkauft wohl auch diese Schilde.
Beide Formen waren im Grunde sternförmig aufgebaut. Eine davon war sogar derart massiv aufgebaut, dass fast sämtliche Freiräume ausgefüllt waren und nur noch wenige freie Spalten in der sternförmigen Konstruktion verblieben.
Ich machte mir Gedanken, ob ich überhaupt genug Holz zuhause hatte, um eine ähnliche Konstruktion zu bewerkstelligen und begann die Konstruktion zu überdenken. Der Knackpunkt meiner Gedanken kam, als ich bemerkte, dass die erste Lage an Leisten die aufgebracht werden wird, die einziAge Lage ist, die tatsächlich die Unterstützung der Form benötigt. Wenn die erste Lage liegt und die zweite Lage auf die erste geleimt wird hat die zweite Lage keine Lücke, in dieA sie rutschen könnte oder von der sie keine Form bekommt. Dies übernimmt ja die erste Lage!
Das bedeutet, ich brauche nur eine Unterstützung durch die Form im rechten Winkel zur ersten Plankenlage.

Als ich nun für diesen Artikel die Varianten als 3D Modell darstellte, entwickelte sich vor meinem inneren Auge eine , zumindest konstruktionsbedingte, Entwicklungsgeschichte zu den Formen die wiederum in Wechselwirkung mit der Form stehen könnte..
Das römische Scutum lässt sich durch mehrere gleichförmige,parallele Kreissegmente auf einer rechteckigen Grundfläche realisieren. Stauche ich die Grundfläche in Richtung quadrat, runde die Ecken und senke die Stützen an den Schmalseiten, nähere ich mich nach und nach der Form der ovalen Dura Europos Schilde
Wenn ich mich der Kreisform nähere, erreiche ich den gewölbten Rundschild. Verschmälere ich das ganze wieder komm ich wieder zu den ovalen Schilden die auf ottonischen Abbildungen zu sehen sind und vielleicht zu den Kite-/Normannschilden führten.
Dies ist allerdings nur ein Gedanke. Natürlich führen Modeströhmungen genauso wie taktische Erfahrungen, Auswirkung verschiedenster Feinde und deren unterschiedliche Waffen auf die Veränderung der Rüsttechnik.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…