DmiiW III – Abbildungen von Scheiden und Schwertgurten
Ich bin der Meinung das schon einmal durchgegangen zu sein, jedoch weniger ausführlich un damals auch rein aus dem Aspekt des Wehrgehänges. Auch wenn es nun mehr Abbildungen sind, sie bleiben dünn getsreut.
Ich werde dabei aber nur die Handschriften des 9. Jahrhunderts verwenden, nicht aber jene die später abgezeichnet wurden, wie etwa die Darstellung Karls des Großen und Pippins im liber legum, auch werde ich den Utrechter Psalter nicht nutzen, der zwar sehr detailreich in der Gesamtheit seiner Bilder ist, aber mit seinen Tuschartigen Strichmännchen nicht allzu viel Detail bringt.
Psalter von Corbie um 800/ Anfang des 9. Jahrhunderts
Beginnen wir zunächst mit dem rechten Bild.
Der Psalter von Corbie bietet etwas das man nur selten sieht und im Fundgut bei den Karolingern nicht auftaucht. Ein Ortband!
Das Ortband ersetzte dabei nicht die Feinwicklung am unteren Rand der Scheide, Es liegt auf ihr auf. Damit liegt sein Zweck auch nicht wie bei der Feinwicklung darin die Scheide zusammenzuhalten sondern wirklich dem Schutz des Textils wenn das Ding auf dem Boden schleift oder in der Ecke steht. Technisch scheinen andere Lösungen bevorzug worden zu sein. die wir auch noch sehen werden.
Die zweite Abbildung (linkes Bild) erscheint etwas verwirrender. Ich gehe davon aus das im oberen Bereich zwei Beschläge und da zwischen ein Riemendurchzug zu sehen ist (Quadrat zwischen den herzförmigen Dingern) . Gleich darunter, kaum noch zu erkennen befindet sich diagonal über der Scheide, der Beschlag für den Schleppgurt.
Der Zeichner hat ihn viel zu hoch und diagonal angesetzt, bzw. musste ihn viel zu hoch ansetzten, da er sonst ins leere gelaufen wäre. Perspektive war dem Zeichner nicht wichtig, dennoch wollte er die Beschläge darstellen. Was wiederum die Wichtigkeit der Beschläge im Status ihres Trägers zeigt.
Der Stuttgarter Psalter ca. 825
Der Stuttgarter Psalter soll auf jeden Fall erwähnt sein, auch wenn er bei mir einige Fragen aufwirft. Exemplarisch ist hier zunächst die Darstellung des Goliath gewählt, dessen Schwert im oberen Teil Beschläge links und rechts eines potentiellen Riemendurchzugs zeigt, unten dagegen nur einen Durchzug. Ich habe damit ein wenig Bauchschmerzen. Goliath ist der Böse in der Geschichte.
Das wird auch bildlich dargestellt in dem er Bart trägt. Warum trägt er die Beschläge, die eigentlich ein „Guter“ tragen sollte?
Dr. Robak machte mich dagegen auf fol.22r. aufmerksam. Hier könnte ebenfalls noch einen Beschlag neben dem Durchzug darstellen. Und mehr noch!
Neben kleinen rundlichen Beschlägen über und unter dem Riemendurchzug der Scheide, findet sich über dem Schleppgurt, an dem sich wiederum ein seltsamer Kringel befindet, etwas dem man zusprechen könnte ein Kleeblatt zu sein. Es wäre damit die einzige Darstellung eines Kleeblattverteilers im ganzen Stuttgarter Psalter! Und dieses würde dann wirklicher einer der Guten tragen.
Die Schwertscheiden zeigen ansonsten die übliche Darstellung der Scheiden. Am Ort die Feinweicklung, horizontale Streifen und X
Der Psalter entsandt um 825 in der Abtei St. Germain des Pres. Man bediente sich dabei um Vorlagen die bis ins 5. Jahrhundert reichen, mitunter werden noch ältere Vorlagen diskutiert. Welche dies waren ist aber nicht bekannt. Sie dienten aber wohl auch dem Chludov Psalter als Vorlage.
Die Vivian Bibel ca. 845
In der Vivian Bibel sind zwei Schwerter zu sehen. Sie zählen zu den Klassikern der Schwertabbildungen der Karolingerzeit. Es handelt sich um symbolische Palastwachen. Symbolisches weil sie als Krethi und Plethi interpretiert, bzw. auch im Text genannt werden. Die Krethi und Plethi bildeten unter Banaja die Leibwache König Davids. Hinter ihren Namen könnten sich die Kreter und Philister verbergen. zu jenen gehörte ja auch Goliath. Vielleicht führte ein Missverständnis im Stuttgarter Psalter zum einmaligen darstellen der Beschläge (Mal ihn wie ein Philister! Nein nicht wie Kreti und Plethis, verdammt! Mach das zweite Bild wenigstens richtig!)
Zunächst ist die Wache im Widmungsbild (links) zu sehen. Am Ort selbst befindet sich eine dunklere Stelle. Wohl kein Ortband, sondern eine Verstärkung des Ortbereiches mit stärkerem Leder. Dies ist die andere Variante die zum Schutz des Ortes, neben dem Ortband auch aus archäologischen Funden belegbar ist.
Darüber folgt die Feinwicklung. Es sind drei Bereiche mit den X-förmigen Verstärkungen zu sehen. Es folgt der um die Scheide geschlungene Schwertgurt der in der Riemenzunge ausläuft. Darüber wiederum befindet sich der Beschlag an dem der Schleppgurt befestigt ist. Er steht über die Scheide hinaus. In diesem Bereich erfolgt die Befestigung in einem Durchzug.
Während nun links der Kleeblattverteiler zu sehen ist, der optisch an eine Blüte erinnert, befindet sich im oberen Bereich der Scheide die beiden weiteren Beschläge. Die Wissenschaft tut sich mit der Darstellungsart der Beschläge schwer. Im Fundgut gibt es keine Beschläge die auf einer Serite halbrund und auf der anderen aber gerade sind! Ich denke darüber nach ob es sich bei der „Mittellinie“ um die Andeutung eines Riemendurchzugs handelt, denn diese „Mittellinie“ liegt genau in der Mittellinie der Scheide.
Während der Riemen vom linken Beschlag auszugehen scheint, ist am rechten Beschlag kein riemen zu sehen. Vielmehr scheint er vom hinteren Bereich der Scheide zu stammen
Im Zweiten Bild stellt sich die Scheide ganz ähnlich dar.Feinwicklung, Verstärkungen und Beschläge. Diesesmal ist ein anderer Kleeblattverteiler dargestellt , doch die oberen Beschläge sind wieder ganz ähnlich dargestellt. Wieder die Mittellinie doch diesesmal scheinen von den Beschlägen selbst gar keine Riemen abzugehen.
Beide Scheiden weisen eine Eigentümlichkeit auf. Sie werden als spiegelverkehrt angesehen! Wenn der Schleppgurtbeschlag auf der linken Schauseite der Scheide angebracht ist, würde der Träger die Scheide Rechts am Körper tragen und nicht links. Möglich ist das die Bilder von einer Vorlage falsch abgepaust wurden. So etwas war nicht ungewöhnlich und dann werden schon mal Lanzenträger einer Handschrift zu Zuhörer in einer anderen. Aber seltsamer Weise wird das nun öfters auftauchen!
Die Vivian Bibel ist das erste Werk in dieser Reihe, welches an der Westfränkischen Hofschule in St. Martin von Tours entstand, deren Laienabt der namensgeben Graf Vivian war.
Lothar Evangeliar 850
Im Lothar Evangeliar sehen wir den Ort der Scheide nicht. Sie wird durch den Thronkasten Kaiser Lothars verdeckt. Wir sehen die x-förmige Verstärkung und den Schleppgurtbeschlag, dieses mal nach rechts zeigend. Links ist der Kleeblattbeschlag zu erkennen dessen oberer Riemen über das Handgelenk des Trägers geschlungen ist. Die Riemenzunge ist rechts zu erkennen.
Es scheint als habe der Zeichner noch den oberen Beschlag darstellen wollen, obwohl der Platz nicht reichte. So zumindest erscheint aus der Hand ein goldenes Beschlagteil herauszuragen das diagonal über die Scheide verläuft. in der Mitte wird es durch ein rotes Stück geteilt. Ein Durchzug oder ein Stück Riemen?
Die Handschrift entstand um 850 ebenfalls in der Hofschule in St. Martin Tours.
… aber auch der Lothar Psalter bietet ein Bild Kaiser Lothars auf dem Thron sitzend, dabei hält er ein Schwert in der Hand, von dem man aber kaum etwas erkennen kann, da es über und über mit Schmucksteinen besetzt scheint. Beschläge sind dort nicht dargestellt und so spare ich mir das Ganze.
Um 860 Strahov Evangeliar
Das Strahov Evangeliar, benannt nach seinem Verwahrort dem Kloster Strahov in Prag, entstand auf Grund der Kalligraphie um 860. Es stammt wohl aus St. Martin in Trier oder dem Kloster St. Vaast in Frankreich und weist Ähnlichkeiten zur Reichenauer Schule auf. Um 980 wurde es umgearbeitet und ergänzt, weshalb es eigentlich nicht zur karolingischen, sondern zur ottonischen Hofmalerei gezählt wird.
Allem Anschein nach handelt es sich hier um Beschläge des sogenannten Typ Marsum. Das Kleeblatt ist ersetzt durch einen länglichen Beschlag, an dessen einen Ende 2 V-förmig angeordnete Durchzüge befinden.
Diese übernehmen die Riemenverteilung in die 3 Richtungen analog zum Kleeblatt,
870 Bibel von St. Paul vor den Mauern
Eine wunderschöne Bilderhandschrift, von der es der Vatikan scheinbar nicht für nötig hält ein öffentliches Digitalisat anzufertigen! Mindestens ein Bild mit Schwert musste ich daher aus Gründen der Qualität weglassen. Man hätte nichts erkannt.
Das Widmungsbild der Bibel zeigt zur linken des Königs einen Schwerträger. Am Ort ist Feinwicklung nur schwacherkennbar wegen der schlechten Bildqualität. Es folgen die üblichen X. Der Schleppgurtbeschlag zeigt wieder nach links, darunter die Riemenzunge und daneben ein Kleeblattverteiler, der fast stilisiert anmutet. Es finden sich darüber wieder die Doppelbeschläge, kaum sichtbar durch einen Strich separiert.
Bei dem zweiten Bild ist um die Feinwicklung nach 70 Jahren wieder ein Ortband erkennbar. Die helle Scheide besitzt in der Mitte zwei x-förmige Verstärkungen. darüber liegt der Schleppgurtbeschlag. Am oberen Ende vor dem Scheidenmund liegt der breite, bzw. zwei geteilte Beschlag. Es ist schwer zu entscheiden ob das, was hinter der vom Mantel bedeckten Hand hervorschaut ein Kleeblattverteiler ist, aber wahrscheinlich stellt er es dar, denn die Riemenzunge hängt unterhalb der Verstärkung. Aber zumindest verliert die vorher essentielle Darstellung des Kleeblattes an Bedeutung.
Die Bibel wurde durch Karl den Kahlen an seiner Hofschule gefertigt, Deren örtliche Lage ist unbekannt. ursprünglich lag sie in St. Martin Tours, dieses war aber 853 durch die Nordmänner zerstört worden. Möglicherweise war sie nach St. Denis umgezogen. 875 schenkte Karl der Kahle die Bibel Papst Johannes VII.
870 Codex aureus von St. Emmeram
Wir sehen im unteren Teil wieder die Feinwicklung, aber Verstärkungen sind dieses mal nicht zu erkennen. Wieder steht der Schleppgurtbeschlag in die falsche Richtung ab, darüber zwei Beschläge, klar voneinander getrennt und durch einen blauen Riemen unterbrochen. Ein Kleeblatt fehlt vollständig, dafür sehen wir das erste mal eine Schließe.
Wie zuvor auch die Bibel von St. Paul entstand der Codex an der nicht lokalisierbaren Hofschule Karls des Kahlen.
Glaubt man den Überlieferungen des 11. Jahrhunderts war die Bibel 893 im Besitzt des Ostfranken Arnulf von Kärnten, der die Bibel dem Kloster S. Emmeram in Regensburg schenkte welches er auch sonst stark förderte.
Generelle Beobachtungen:
Oft ist auf den Scheiden eine Art Mittelgrat dargestellt. mal stärker mal schwächer. Es ist schwer zu entscheiden ob es sich um ein Zier handelt oder nicht. Es erscheint mir aber eher als habe man versucht die Krümmung der Scheide und/oder einen Lichtreflex darzustellen, da die Verzierungen immer dunkel dargestellt sind.
Es wäre daher zu überlegen ob nicht nur Wachs zum imprägnieren der Scheide zum Einsatz kam, sondern ob auch eine Art Lack oder Firnis zum Schutz genutzt wurde. Von Theophilus Presbyter (12. Jh.) ist eine „fornis“ überliefert, die aus Leinenöl und Harz besteht, aber euch eine Eiklar-Firnis wäre denkbar.
Die Scheiden sind Grundsätzlich hell dargestellt. Die Farben sprechen eher für einen textilen Bezug, als für Leder. Auch die Schwertgurte sind nicht einfach nur als Leder dargestellt. Sie sind durchgehend farbig, rot, blau oder dunkles violett. Wobei blau und rot dominiert, was zum einen auf die Maltechnik, zum Anderen auf die christliche Symbolik zurückzuführen sein könnte.
Interessant ist das auftauchen des Kleeblatts, das in den 840/50er Jahr wohl seine stärkste Phase hat, danach aber langsam wieder verschwindet. Für mich erscheint es so als wollten uns die dargestellten Personen immer mehr dieses Kleeblatt zwingend zeigen, wie einen Ausweis! Einer meiner Gedanken dazu war, dass sich die Personen damit als Teil einer Elite kennzeichneten, vielleicht der Scara, Jener „Spezialeinheiten“ der Karolinger, die auch die Leibgarde stellten, so wie es in der Darstellung auch Krethi und Plethi sind.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…