DmiiW Teil II – historische Schwertscheiden – die Quellen, der Aufbau
Beim zweiten Teil meines DmiiW-Projekts (Das mach ich im Winter-Projekt), möchte ich mich mit Schwert- /Spathascheiden auseinandersetzten.
Grundlage ist das Zitat des des Mönchs von St. Gallen aka Notker der Stammler, der über das Schwert Karls des Großen schrieb:
Dieses Schwert wurde erstlich durch die Scheide, dann durch irgendwelches Leder, drittens durch sehr weißes mit hellem Wachse gestärktes Leinen so umgeben, daß es mit seinen in der Mitte glänzenden Kreuzchen zum Verderben der Heiden dauerhaft erhalten wurde
Übersetzung nach Wattenbach
Dementsprechend ist mein Ziel mich Scheiden mit Textilen Außenschichten zu konzentrieren.
Doch schon die Aussage Notkers wirft Fragen auf! So wird das Kreuz, Wattenbach nennt es Kreuzchen, wahlweise als Verzierung der Scheide gelesen oder aber als Verzierung der Klinge1, also als eingeschweißtes Kreuz, entsprechend den Einlegearbeiten der Ulfberth Schriftzüge auf Klingen. Jedoch ist beides möglich. Ulberth-Klingen weisen Beispielsweise auf einer Seite die bekannte Inschrift auf, während auf der Rückseite ein Strich- und X-Muster zu sehen ist.
Zunächst aber einmal gilt immer noch was Geibig einst schrieb und was ich in Grundzügen 2009 hier notierte. Kurz zusammengefasst: Geibig erkennt Holz-Halbschalen, die auf der Innenseite mit Fell ausgekleidet sind, außen mit Leder und auch weiterhin mit Textil bezogen sein kann. Dieses Textil ist im Ortbereich oftmals streifenförmigm spiralförmig nach oben laufend aufgebracht sein, Geibig nennt dies Feinwicklung. Es gibt aber auch Varianten in denen in diesem Bereich Bast, z.B. von Eiche oder Birke zum Einsatz kam. Ähnliches gilt für den Scheidenmund wo es ebenfalls eine Verstärkung durch weiteres Textil, oder Bast geben könnte/kann.
Jedoch möchte ich zunächst über diesen Tellerrand hinaus schauen und mir auch einmal die merowingischen Spathae ansehen. Dies geschieht aus reiner Neugier, aber auch aus der Hoffnung eine Entwicklung zu erkennen.
Die merowingischen Spathascheiden
2015 setzte sich Anna Sophie Weinzierl mit acht Spathae aus Kinding auseinander.2. Sie fasst die Scheiden der Merowingerzeit (500-700 n.Chr.) bzw. der Scheiden ihres bearbeiteten Fundgutes aus der Zeit von 580 bis 650 allgemein wie folgt zusammen. Auf der Klinge lag die die Fellschicht, wobei die Haarseite zur Klinge wies, der Strich des Fells wies zum Ort der Klinge, wobei bei einer Spatha nur eine Seite der Scheide mit Fell ausgekleidet war, bei einer anderen war nur die obere Hälfte der Scheide mit Fell ausgekleidet. In Betracht für die Felle kommen Hirsch-, Reh, Ziegen- und Schaffell.
Die Befestigung des Fells innerhalb der Scheiden konnte nicht erörtert werden. Zwar fand sich in einigen Fällen eine Schicht zwischen Lederseite des Fells und Holz der Scheide die von einem Bindemittel (Leim) herrühren könnte, sie könnte aber auch aus einem Alterungsprozess entstanden sein.
Auf Grund der starken Fragmentierung konnten keine Aussagen über über den Bezug der Scheiden getroffen werden.
Für die Scheiden aus dem Gräberfeld von Neudingen Datierung ab 500 bis Schretzheimer Stufe 4 ( 590-630) notiert Tobias Brendle3 eine Stärke von 2,5mm-6mm für das Holz. Verwendet wurde in der Regel hartes Laubholz, wobei Buche und Erle dominierte, aber auch Pappel häufig zur Verwendung kam. Aus Grab 2 konnte eine Spatha geborgen werden, bei deren Scheide das Fell ungewöhnlicher weise zum Holz hin wies, die Haut des Fells lag also auf der Klinge auf.
Die Scheiden waren mit dünnem Leder bespannt. Dieses wurde in feuchtem Zustand auf dem Holzkern gespannt und auf dessen Rückseite vernäht, so Brendle. Der Bereich um den Scheidenmund konnte zusätzlich durch Stoffbänder, Lederbänder, oder mit Rindenbast oder Leder zusätzlich geschützt werden.
Das Scheidenholz konnte geschnitzte Verzierungen aufweisen, oder aber in Rinnen verlegte Schüre, die dann ein erhabenes Relief im Leder der Schauseite bilden konnten.
Jörg Stelzer arbeitete für seine Dissertation 2016 4 Blockbergungen aus dem Gräberfeld Lauchheim mittels CT auf, bzw erklärt an ihnen die Funktionsweise des CTs in der Archäologie. Dies ermöglichte Einblicke in Scheiden die sonst nicht möglich gewesen wären. Die Datierung des Gräberfeldes entspricht dem aus Neudingen.
Die Spathascheide aus Grab 500 wurde über dem Leder noch mit einem überlappenden Textilband umwickelt. In seiner Ausführung wie von Geibig beschrieben und von mir an meiner alten Scheide praktiziert.
Grab 525 wies die bereits zuvor genannte Verzierung mittels Schüren auf. Dabei handelt es sich um ca. 2-3mm starke Schnur in Z-Drehung auf. Die Bänder scheinen nicht wie zuvor erwähnt in Rinnen zu liegen, sondern liegen flach auf der Scheide auf.
Grab 345 Wies einen Schichtenaufbau aus Fell, Holz, Schnüren, Leder und einem feinen Textil auf. Auf einer Seit lag noch ein grobes Textil auf, dies könnte aber von einem Leichentuch oder der Kleidung des Toten stammen, da es nur auf einer Seite der Scheide erkennbar ist.5
Nähte im Leder sind an keiner Stelle erwähnt, oder abgebildet, sind also nicht ausgleschlossen. Wieder tauchte zwischen verschiedenen Schichten der Scheide eine undefinierbare Substanz auf die entweder Bindemittel oder Altersbedingt sein könnte.
Im Bezug auf das merwoingische Gräberfeld vom Erstein notiert Thomas Fischbach6 für die behandelten Schwerter eine identische Scheidenkonstruktion zu den Gräberfeldern aus Matzenheim-Ousthous und Vendelheim: eine Konstruktion aus Holz, die umgeben war von Leder und durch „vegetable material“ zusammengehalten wurde. Hier ist wohl Bast zu vermuten. An einigen Klingen konnte auch noch das Fell des Futerals festgestellt werden.
Er merkt jedoch an das es einen regionalen Unterschied zu den Scheiden aus Illkirch-Graffenstaden gibt. Diese besitzen ein Futeral aus Textil, auch das Holz ist außen mit Textil bezogen. In einigen Fällen waren um die Scheiden, an einzelnen Stellen, Streifen aus Leder oder pflanzlichem Material (Bast?) umwickelt. Die Befestigung des Textils war mittels Leimung erfolgt.
Eine Untersuchung die sich speziell auf die Hölzer aus dem archäologischen Fundgut von Waffen der Merowingerzeit fokusierte7 ergab das 80% der Spathascheiden aus 42 französischen Gräberfeldern aus Erle gefertigt waren. Die restlichen Prozente teilen sich auf Rotbuche, Pappel, Linde und Weide auf, während Griffhölzer aus Eiche, Ahorn, Esche, Pappel, Apfel und Rotbuche vertreten waren.
Funde des 9. Jahrhunderts
Aus dem 9. Jahrhundert haben wir verhältnismäßig wenig entsprechende Funde. Zunächst bietet sich Haithabu mit den Funden aus dem Hafen von Haithabu als Anknüpfungspunkt8
Im Hafen von Haithabu wurden 1979/80 zwölf Schwerter geborgen und untersucht. Bei nicht allen Schwertern konnten Aussagen über die Schwertscheiden getroffen werden, da diese stark fragmentiert waren, dennoch bildet sich ein Schema heraus:
Um die Klinge herum fand sich ein Schicht aus Tierfell. Diese war innerhalb eines Holzkerns angebracht. Bei den Funden in Haithabu konnten folgende Holzarten nachgewiesen werden: Buche, Erle, Ahorn, sowie Eiche, Erle und ein unbekannte Holzart jeweils in „Sperrholzkonstruktion“ aus 3Schichten.
Um den Holzkern, gesehen von der Klinge aus, befand sich Schicht aus Leder oder Textil, bzw. Doppelschichten aus Leder und Leder, Leder und Textil oder Textil und Leder.
Alle verwendeten Gewebe sind leinwandbindig. Die Kettfäden liegen parallel zur Scheidenachse. Das Material des Gewebes lies sich nicht mehr bestimmen, war jedoch wieder z-Drehung ausgeführt.
Weitere, für mich relevante Informationen konnte ich aus den Dokumenten zu Haithabu nicht ziehen. Es sollte aber erwähnt werden das die Sperrholzkonstruktion möglicherweise lediglich eine weitere Versteifung der Scheide im Ortbereich durch Bast darstellen könnte, wie sie Geibig erwähnt. An einige Scheiden ließen sich Reste der Vernähung des Leders finden, die immer auf der Flachseite der Scheide lag, nie auf der Schmalseite.
Während nun Inga Hägg davon ausgeht da die Scheidenhälften miteinander verleimt waren, da sich keinerlei andere Möglichkeit zeigt, nimmt Geibig an das die Scheiden jener Zeit nur aufeinander lagen, zum Teil mit Nuten versehen, und dann mit Schnüren oder Riemen, bzw nur durch Kraft des Leder oder Textilbezuges aufeinander gehalten wurden. Dementsprechend geht Geibig für die Karolingerzeit das die Scheiden im Äußeren in der Hauptsache mit Textil, namentlich Leinen bezogen sind. Im unteren Teil (am Ort) die Feinwicklung, darüber breitere Streifen ausLeinen. Die Feinwickling sorgt dafür das die Scheidenhälften im unteren Teil press aufeinander sitzen. Zudem ersetzten sie ein Ortband. Diese sind in jeder Zeit nur bei vereinzelt in Handschriften zu sehen wobei sie dann auf der Feinwicklung aufsetzten. Aus dem Fundgut im karolingischen Raum sind sie gar nicht nachweisbar und auch im 9. Jahrhundert bei den Wikis kaum vorhanden. Gleiches gilt für Mundbleche.
Die von mir in letzter Zeit öfters betrachteten Fund aus Mikulčice, als dem ehemaligen Reich der Mährer die eng mit den Karolingern verbunden waren, geben ebenfalls ein wenig mehr Licht. Auch hier gab es Funde die wohl mit feinerem Textlil auf der Außenseite bezogen waren. Aus dem Kroatischen Ždrijac stammt ein karolingisches Schwert Typ Petersen H mit einer Leder und Textil bezogenen Scheide aus Holz, ebenso ein Schwert gleichen Typs mit gleicher Scheide aus Grab 265 von Mikulčice9 ohne das ich hier weitere Informationen zu den Scheiden zur Hand hätte.
Eine weitere Scheide wirft einige Fragen auf. Der Text zu diesem Fund stammt von 1911, heute ist die Scheide, das Schwert und ein möglicherweise zugehöriger Beschlag verloren. Paul Post notierte in „Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“. 33. Jahrg. Nr,3 in seinem Beitrag „Die Sammlung Gay“ ein Schwert mit Scheide und einem karolingischen Beschlag aus dieser Sammlung, das bei Paris ausgegraben worden sein soll.10 Diese Scheide bestand aus Holz „auf Vor- und Rückseite entsprechende Querfurchen in regelmäßigen Abständen von etwa 6cm“ deutet Post als Schnüre, sehen aber auf der fotographischen Abbildung eher wie um die Scheide gewickelte Leinenbänder aus. Kurz unter dem Scheidenmund befindet sich der Rest eines, wohl hölzernen, Riemendurchzugs. Problem des Funds ist die Kombination aus Knauf und dem karolingischen Beschlag. Während der Beschlag durch Form und Verzierung in das erste Drittel des 9. Jahrhunderts datiert (Ähnlichkeiten in Form und Stil mit dem Beschlag aus Kopenhagen aus dem frühen 9. Jahrhundert Inv. C. 35353 sind gegeben), sieht Post den Knauf im 11. bis 12. Jahrhundert und widerspricht dem Gedanken den Gay hatte der das Schwert im Besitz eines Nordmanns bei der Belagerung von Paris sah. Tatsächlich erscheint er ein Petersen N oder X Knauf zu sein. Könnte also ab ca. 825 beginnen und bis ins 11. Jahrhundert datieren. Wenn also alle Teile tatsächlich zusammen gehören, müsste das Schwert aus dem frühen 9. Jahrhundert stammen- (Übrigens datiert Post ein weiters Schwert mit klarem Petersen R Knauf, also 925-1000, ins 13. Jahrhundert…)
Das Schwert aus Grab 341 von Mikulčice aus dem späten 9.Jahrhundert wies ebenfalls einen Riemndurchzug auf (Es wurde bei einem Brand des Museums 2007 schwer beschädigt und ist daher nicht mehr dahingehend untersuchbar)
Und damit wären wir bei einem meiner größeren Probleme. Hatten die karolingischen Scheiden einen Reimendurchzug oder nicht? Geibig geht, ausgehend vom Stuttgarter Psalter, davon aus, das sie einen Durchzug besaßen. Die Abbildungen des Stuttgarter Psalter sprechen dafür, gleichzeitig zeigt aber auch nur ein einziges Schwert zweiteilige Beschläge. Und dies ist ausgerechnet das Schwert des Goliath! Oder wie ich es in eine Mail an Dr. Robak schrieb: „which doesn’t quite makes sense as he’s the bady of the story and usually wouldn’t pictured as a “good” carolingian“. Spätere Abbildung wie etwa die Vivians Bibel oder Die Bibel von St. Paul vor den Mauern lassen zwar die Beschläge erkennen, aber keinen Riemendurchzug. Beim Codex aureaus von St. Emmeram ist sogar zwischen den Beschlägen ein Riemen erkennbar. Fehlzeichnung oder Absicht? Aber hierzu werde ich an entsprechender Stelle näher eingehen. Zumal ich mich dazu hier auch bereits einmal geäußert hatte.
Zwar werde ich mich damit bei der Befestigung der Wehr auseinandersetzten, aber hierzu muss noch gesagt werden, das die Riemendurchzüge, wie sie so oft an käuflich erhältlichen Schwertescheiden angebracht sind nicht korrekt ist! Bei diesen sind die Durchzüge in aller Regel auf dem Leder sitzend mit darüber mit einer breiten Verschnüren im oberen und unteren Teil an der Scheide befestigt. Tatsächlich sitzen die Originale auf dem Holz auf, unter Leder und/ oder Textilschicht angebracht und werden wohl nur dadurch in der Position gehalten. Dies ist zum Beispiel bei den oben erwähnten CT Untersuchungen gut erkennbar (Lauchheim Grab 765 und 493 ). Zudem sind die Riemen die durch den Durchzug geführt werden im Durchschnitt eher schmal ( ca. 2cm), was sich auch gut an den a) erhaltenen merowingischen und winkingerzeitlichen Durchzügen zeigt und b) an der breite der karolingischen Beschläge.
Nun gehen wir dazu über und schauen einmal auf die Einzelkomponenten und was ich wie verwenden werde.
Fell
Bei den beschriebenen Fellen, Hirsch-, Reh, Ziegen- und Schaffell, gibt es wenig Anmerkungen. Auch kleinere Felle könnten verwand worden sein, entweder gestückelt, oder aber nur im Scheidenmundbereich verwandt worden sein. Eine textile Auskleidung der Scheide ist zwar möglich aber halte ich für Einzelfälle.
Gerade bei Hölzern mit hohe, Taninanteil ist eine Fütterung unerlässlich. Selbst wenn die Klinge nicht strukturell angegriffen wird, so sind doch dunkle Verfärbungen auf der Klinge extrem unschön und ärgerlich.
Schaffell hat durch seinen hohen Anteil an Lanolin pflegende und schützende Wirkung auf die Klinge, wobei diese Wirtkung auch durch auf die Klinge aufgebrachtes Fett oder Öl erzeugt werden kann, welches sich im Fell ablagert.
Das einbringen des Fells mit dem Strich in Richtung des Orts verhindert ein zu leichtes und versehentliches heraus rutschen der Waffe, was in den oben genannten Quellen immer wieder von den Autoren erwähnt wird.
Was die Befestigung des Fells innerhalb der Scheide angeht erscheint mir eine Leimung am wahrscheinlichsten. Jede Schicht Leim stärkt zudem den Scheidenaufbau, isoliert das Holz nach außen.
Ich habe mich für Ziegenfell entschieden. Grund hierfür ist pure Faulheit! Bei meinem letzten Scheidenbau hatte ich Lammfell verwendet, da es aber recht Fell recht lang war musste ich es quasi nachscheeren, was dafür sorgte das ich überall Lamfellflocken rumfliegen hatte. Daher also dieses mal das Fell einer Kurzhaarziege, pflanzlich gegerbt.
Hölzer
Das Erle im zentraleuropäischen Fundgut dominiert hatte mich zunächst verwundert, jedoch nach einiger Überlegung durchaus Sinn ergeben. Erle, in diesem Fall die Schwarzerle um genau zu sein, lässt sich ähnlich leicht wie Lindenholz bearbeiten und reißt oder verformt kaum beim Trocknen. Es konnte noch frisch bearbeitet werden, was die Arbeit erleichterte und montiert werden ohne das sich das Holz stark verzog oder riss. Zwar ist die Witterungsbeständigkeit nicht ganz so hoch, hält sich aber gut im Wasser, ähnlich wie Eiche. Gerade in feuchten Niederungen war die Erle häufig anzutreffen (mehr als heute). Jedoch reagieren die Tanine mit Eisen, (nicht so stark jedoch wie etwa Eiche) was eine Fell- oder Textilauskleidung zwingend notwendig macht.
Die Verbreitung der Erle in Zentraleuropa, und ihre leichte Bearbeitbarkeit dürfte zu ihrer Nutzung als Scheidenholz beigetragen haben. Jedoch sollte auch ihre Haltbarkeit in Wasser beachtet werden, was den Nachweis von Erle, etwa bei Flußfunden, extrem erleichtert. Die Statistik der Funde könnte dahingehend verzerrt sein.
Dennoch halte ich Erle für Zentraleuropa als gutes Holz für den Bau einer Schwertscheide. In nördlichen Gebieten dagegen wäre wohl Birke entsprechend verbreiteter. Pappel stellt aber definitiv auch keinen Fehler dar.
Für meinen Scheidenbau habe ich mich für Erlenholz entschieden und entsprechende Bretter organisiert. Sie lassen sich mit einem scharfen Beitel gut bearbeiten.
Scheidenverzierung
Die zunächst geschnitzte Verzierung der Scheide scheint in jüngerer Zeit durch das Auflegen von Schnüren außer Mode gekommen zu sein. Beachtenswert finde ich das nur in einem Fall Lederschnüre erwähnt wurden, wie sie gerne in Bauanleitungen vorkommen und wie ich es auch praktiziert hatte. Die überwiegende Mehrzahl der Scheiden hatte unterlegte Verzierungen aus Schnüren textilen Ursprungs.
Am wahrscheinlichsten erscheinen mir Leinengarn oder auch Hanfgarne.
Einziges derzeitiges Problem bei der Umsetzung stellt die Z-Drehung des Fadens dar, da scheinbar alle modernen Leinen- oder Hanfschnüre in S-Drehung erhältlich sind. Ich habe noch (echtes) Leinengarn in S-Drehung hier, sollte ich kein anderes bekommen werde ich dieses verwenden. (PS: Wer so etwas nachbauen möchte und Leinengarn günstig bei Amazon oder Etsy kaufen will, dem sei gesagt schaut bitte 3x auf die Beschreibung! Oft steht da „100% Leinenkordel“ und unten dann Material: Sisal, Gleiches gilt für Hanf!… )
Leder
Da ich ein entsprechend große, aber auch weiches Leder suchte, waren die groben Rindsleder nicht unbedingt etwas das ich haben wollte. Letztendlich fiel meine Wahl auf dünnes, weiches, aber stabiles Hirschleder
Textil-/Leinenbezug
Viele der oben angegebenen Funde bestanden aus leinwandbindigem Gewebe. Es gibt aber aus auch diverse Funde anderer Webarten , wie ich mir durch Archäologenhilfe zutragen lies. Ich entschied mich daher für handgewebtes Leinen in Köperbindung mit Fischgratmuster. Gleiches Gilt für die Feinwicklung, für die ich 5/8 Zoll breite (ca, 1,5cm) handgewebte Leinenbänder verwenden werde. (Die Suche nach dem Leinen hat mich ein ganzes Wochenende gekostet!!!)
An dieser Stelle muss noch Einmal auf Notker und die Beschreibung der Scheide Karls eingegangen werden. Der Originaltext sein an dieser Stelle noch mal zitiert (für den Fall das ich Idiot in später suche…) Notker Balbulus Gesta Karoli Magni Buch I 34:
Que Spata primum vagina, secundo corio qualicumque, tercio lintheamine candidissimo cera licidissima roborato ita cingebatur, ut per medium cruciculis eminentibus ad peremption gentilium duraretur
Im Gegensatz zur Übersetzung von Wattenbach, der etwas „beruhigend“ schreibt, dreht Notker im Original etwas mehr auf. Er schreibt vom „weißesten Leinen“ welches mit „reinstem Wachs“ behandelt und verstärkt wurde. Hier ging mir ein Licht auf!
Die Idee die fertige Scheide irgendwie mit flüssigem Wachs zu tränken und dann mit der Heisluftpistole beim Einziehen nachzuhelfen ist purer Schwachsinn ! Was Notker beschreibt ist das, was man heute als Wachstuch kennt. Das Leinen wird vorbehandelt! Das geht sogar recht einfach: Man nimmt einen Klumpen Bienenwachs, macht ihn weich, mit Feuerzeug, Heizung oder durch kneten und rubbelt damit vor der Verarbeitung das Tuch dick ein. Anschließend legt man Backpapier drunter und drüber, nimmt ein Bügeleisen und bügelt das Ganze, damit das Wachs in das Gewebe einzieht. Man erhält ein etwas steifes, aber wasserdichtes Gewebe, wie es etwa in den Wachsjacken von Barbour genutzt wird.
Die Scheide wird damit vor Feuchtigkeit von Außen geschützt, ist quasi abwaschbar und nicht so leicht verschmutzbar. Wer aber sich jetzt fragt warum das nicht jeder gemacht hat, dem sei gesagt das Bienenwachs teuer war! Wir befinden uns in einer Zeit in der Wachskerzen in der Kirche zu finden waren, wenn überhaupt. Oftmals zeigen die Miniaturen jener Zeit Öllampen und im einfachen Haushalt verwendete man Schälchen mit Tran oder Fett in die ein Docht gelegt wurde. Solche wurden zum Beispiel in Haithabu gefunden.
Da Notker von „reinstem Wachs“ und „weißestem Leinen“ schreibt , habe ich mir gebleichtes Bienenwachs bestellt um nicht die Scheide noch mehr abzudunkeln.
Insgesamt bleibt festzuhalten das der Scheidenbau eine durchaus aufwendige Geschichte war. Die Lex Ribuaria nennt als Preis für Schwert und Scheide 7 Solidi, das Schwert alleine 3 Solidi. Das bedeutet das die Scheide 4 Solidi kostete. Man nimmt an das hierzu auch die Beschläge und der komplette Schwertgurt gehörte. Die Scheide musste zudem auf das Schwert und die Beschläge angepasst werden, bzw. die Beschläge auf die Breite der Scheide angepasst sein. Aber dazu versuche ich aber nächste Woche zu kommen.
Internationale Tagung in Mikulcice , Bewaffnung und Reiterausrüstunge des 8. bis 10. Jahrhunderts in Mitteleuropa S463/464 ↩
Anna Sophie Weinzierl, Untersuchung acht merowingerzeitliche Spathae aus Kinding, TU München, 2015 ↩
Tobias Brendle, Das merowingische Gräbderfeld von Neudingen , S330ff ↩
Jörg Stelzer, Die Computertomographie als Untersuchungs- und Dokumentationsmethode zur Bearbeitung frühmittelalterlicher Fundkomplexe ↩
S73 ↩
T. Fischbach, The weaponry of tombs of the necropolis warriors Merovingian of Erstein (Bas-Rhin) S7 ↩
W.Tegel, B.Muigg, U.Büttgen, The Wood of Merovingian weaponry, Journal of Archaeologigal Science, 2015 ↩
Inga Hägg, Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, Bericht 29,1991, S248 ff, ↩
J. BELOŠEVIĆ, Osvrt na karolinške mačeve tipa H sa šireg područja Dalmatinske Hrvatske – Rückschau auf karolingische Schwerter des Typus H aus dem Großraum des Dalmatinischen Kroatiens S411 ↩
P.Post, Die Sammlung Gay in Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“. 33. Jahrg. Nr,3 1911 ↩
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…