Tribur als Adelheids Witwengut – revisited
(Dies ist eine schnoddrige Zusammenfassung des Tribur Buches, welches gerade am entstehen ist)
Das Problem ist altbekannt. Michael Gockels Ansicht das sich durch die Mühlhausener Urkunden vom 5. Februar 985 Trebur, Wallhausen, Berga, Walbeck und Kaiserslautern als das dos/Wittum Adelheids von Burgund ausweisen ist inzwischen unbestritten.
Die Frage war allerdings bisher, warum Adelheid ihre Alterssicherung an Mathilde von Quedlinburg verschenkt und was machte Mathilde damit. Warum findet sich Tribur ab dem Jahr 1000 wieder im normalen Itinerar der Könige und hatte der Stift Quedlinburg versucht hier eine Außenstelle zu errichten.
Auf all diese Fragen kann ich nun Antworten liefern, denke ich! Aber schauen wir uns kurz die Regsten an, also die urkundlichen Erwähnungen Treburs in jener Zeit, denn diese liefern den ersten Hinweis!
Adelheid von Burgund wird 951 Königin in zweiter Ehe mit Otto I. Auch für ihn ist es nach dem Tod von Edgitha die zweite Ehe. Zur Hochzeit erhält Adelheid zu ihrer Eigensicherung und als Witwenvorsorge die Güter Wallhausen, Berga, Walbeck, Kaiserslautern und Tribur. Alle verschwinden erst einmal aus den Regsten.
Am 7. Oktober 972 und 30 Juni 973 finden Beurkundungen in Tribur statt. Beide auf Bitten Adelheids und jeweils ist der König wohl selbst nur kurz anwesend. Beim ersten Besuch reist er von Ingelheim nach Trebur und gleich weiter nach Nierstein. Beim Zweiten reist er von Worms nach Trebur und ist am nächsten Tag schon wieder in Worms. Es scheint klar zu sein was passierte. Im ersten Fall scheint Otto I seine Frau kurz in Trebur abgeholt/ hingebracht/ besucht zu haben und hat dabei noch eine Urkunde gezeichnet. Ähnlich im zweiten Fall nur das es hier der Sohn Otto II. ist der kurz seine Mutter besucht.
bei der Urkunde vom Mai 975 sieht es anders aus. Dieser Aufenthalt böte zeitlich mehr Spielraum in Trebur. Zum einen tritt in der dortigen Urkunde Adelheid nicht auf. Auch sonst ist es um Adelheid ungewöhnlich still. Tatsächlich ist das Jahr 975 das Jahr in dem ein Zerwürfnis zwischen Mutter Adelheid und Sohn Otto II kommt.
Am 21 Januar 976 und 28. April 980 kommt es wieder zu Beurkundungen in Trebur, doch dieses mal tritt in den Urkunden Theophanu als Bittstellerin auf. Adelheid hat sich soweit mit ihrem Sohn verkracht das sie 978 zu ihrem Bruder nach Burgund gezogen ist!
Im selben Jahr, am 12 Februar urkundet Otto II auch für Theophanu in Wallhausen, welches ebenfalls zum Wittum Adelheids gehört. Das tut er auch noch mal am 15. und 22. September 980 um dann noch mal in Trebur aufzuschlagen und von dort aus über Bruchsal nach Reichsitalien zu ziehen.
Im Dezember 980 treffen Adelheid und Otto II in Pavia in Italien aufeinander. In Adelheids Begleitung befindet sich u.a. Mathilde von Quedlinburg, König Konrad von Burgund und Abt Maiolus von Cluny die nun gemeinsam den Streit mit Otto II schlichten. Bekannter Maßen stirb Otto II jedoch unerwartet im Dezember 983 in Italien ohne die Heimat wiedergesehen zu haben und Heinrich der Zänker wird mit dem Tode Ottos aus der Haft, er hatte den Aufstand geprobt, freigelassen und bekommt aber aus Verwandschaftsgründen in Köln den kleinen Otto III ausgehändigt und ruft sich selbst zum König aus.
Die beiden Königsmütter müssen sich zusammenraufen. Sie kehren 984 ins Kernland zurück, wo nun die Anhänger von Heinrich von im abfallen und die Damen den kleinen Otto III ausgehändigt bekommen. Man entwirft einen Schlachtplan in dem Adelheid als Statthalterin nach Italien gehen soll , sie hat ja da noch Güter und hat lange dort gelebt.
Und ab hier kommt der entscheidende Moment!
Als Adelheid das letzte mal fortging wurde plötzlich ihre eigenen Güter von Anderen benutzt, selbst wenns Sohnemann und Schwiegertochter waren. Und da war noch was! Der eigenen Schwiegermutter, nämlich Mathilde (nicht die von zuvor sondern der Frau Heinrich I) gings genauso! Diese Mathilde hatte sich mit ihrem Sohn Otto I verkracht (lange vor Adelheid) weil der plötzlich ihr Wittum Quedlinburg eingezogen hatte, wo die Mathilde gerade den Stift gegründet hatte. Es soll soweit gegangen sein das Mathilde auf den väterlichen Besitz nach nach Enger gehen musste weil ihr nichts blieb, so die ältere Mathilden Vita aus dem Kloster Nordhausen. Edgitha hatte damals vermittelt und den Frieden wieder hergestellt. Aber diese Vita ist auch nicht ohne Grund entstanden. Sie war geschrieben worden weil Otto II nach dem Tod Mathildes Nordhausen an Theophanu als Wittum schenkte obwohl Mathilde dort auch ein Kloster hatte erichten lies, das eigentlich nicht zu verschenken war!
Was würde also mit Adelheids Gütern passieren wenn sie nach Italien ging? Selbst wenn Otto II nicht mehr am Leben war und sie für sich beanspruchen konnte, so könnte doch Theophanu sich daran laben oder aber Heinrich der Zänker anspruch daran anmelden, oder ein noch unbekannter Dritter! Ein Lösung musste her!
Man brauchte eine Person die alle respektierten und der zu vertrauten war. Also schenkte Adelheid in den Mühlhausener Urkunden von 895, kurz vor ihrer Abreise nach Italien ihre Güter ihrer Tochter Mathilde von Quedlinburg (also wieder die Mathilde vom Anfang, nicht die von Heinrich I) Ihr wurde Respekt entgegen gebracht. Sie war während des fast 4 jährigen Aufenthalts Ottos des Großen in Italien seine Vertretung und einziges Mitglied des Königshauses nördlich der Alpen gewesen, sie wurde von Theophanu später als „liebste Tante“ bezeichnet und ihre Grabinschrift nannte sie matricia, was sie als Stellvertreterin des Kaisers in Sachsen ausweist. Wenn jemand Mathildes Güter schützen konnte, dann sie!
Die Schenkungen an Mathilde machten sie zwar nominel zur Besitzerin, defacto war sie aber nur Verwalterin der Güter. Und warum bin ich mir da sicher? Ganz einfach!
Von den Orten die verschenkt wurden, nämlich Walbeck, gibt es eine weitere Urkunde vom 6. Januar 992. Adelheid war inzwischen wieder nördlich der Alpen, da Theophanu unerwartet verstorben war. Und in dieser Urkunde aus Grone steht etwas was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, wenn die in Mühlhausen erstellten Urkunden wirklich das getan hätten was in ihnen steht!
In der Urkunde verschenkt Adelheid erneut ihr Wittum Walbeck (curtem dotis Vualbisci) an den Stift Quedlinburg mit der Bitte dort ein Kloster zu bauen das Quedlinburg untersteht. Das wäre nicht nötig gewesen wenn Mathilde wirklich in Besitz Walbecks gewesen wäre. Mehr noch, es wäre gar nicht möglich gewesen. Dann hätte Adelheid auch nicht darum bitten können dort ein Kloster zu errichten, sie hätte höchstens etwas anderes, woher auch immer, für ein Klosterstiftung beitragen können. Sie selbst zu initiieren wäre nur auf eigenem Grund möglich aber so wie es aussieht gehörte Ihr Walbeck noch immer.
Möglicherweise wollte Adelheid, die übrigens nicht wieder in einem der ihr anvertrauten Orte auftauchte, die Güter schonen um sie, im Gedanken an die Hausordnung Heinrichs I. , wie es Carl Erdmann nannte, sie als dos, also Wittum für die zukünftige Braut Ottos III aufzusparen, wo zu es bekanntermaßen nicht mehr kam, denn obwohl wohl eine byzantinische Braut für Otto ausgewählt war starb dieser zuvor. Adelheids Güter, die von Mathilde verwaltet wurden (beide starben 999) fielen somit wieder an das Reich .
Da ich jetzt zu Faul war die Quellen anzupassen, hier die Literaturliste, die im entsprechenden original Aufsatz des Tribur Buches übrigens Verwendung fand:
- Edith Ennen, Frauen im Mittelalter
- Christian Marlow, Die Quedlinburger Äbtissinnen im Hochmittelalter. Das Stift Quedlinburg in Zeiten der Krise und des Wandels bis 1137
- Nicole Elisabeth Kramreither, Kloster und Herrschaft. Äbtissinnen und Fürstinnen ottonische Zeit im Spiegel Herrschaftlicher Macht
- Hans-Erich Weinrauch, Die Güterpolitik des Stiftes Quedlinburg im Mittelalter in Sachsen und Anhalt, Jahrbuch der Landesgeschichtlichen Forschungstelle für die Provinzen Sachsen und Anhalt Band 13
- Michael Gockel, Die Bedeutung Treburs als Pfalzort in Dt. Königspfalzen BD 3
- Daniela Müller-Wiegand, Vermitteln, beraten, erinnern: Funktionen und Aufgabenfelder von Frauen in der ottonischen Herrscherfamilie (910-1024)
- Gerd Althoff, Causa scribendi
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…