Der Name Tribur – revisited
Vergangene Woche habe ich für das Pfalz-Tribur-Buch den Text zum Ortsnamen geschrieben. Dabei hab ich mal alles was mir in die Finger kam zu einem Stück zusammengebaut, welches ich hier noch mal in einer, gekürzter, anderen Form, zum Teil mit anderen Infos zum Besten geben werde:
Viele obskure Herleitungen zum Namen Trebur und Tribur wurden gemacht. Meist unter dem Vorwand es handele sich um einen seltenen oder einzigartigen Namen, und schienen dabei zu ignorieren das es in Mittelfranken bei Feuchtwangen einen Namensvetter Tribur gibt.
Der Name Trebur oder Tribur stammt aus der Germanisch-althochdeutsche Namenschicht, die von ca. 500 v. Chr. Bis 1050 reicht, dabei handelt es sich um einen Ortsname mit Raumbezug. Er beschreibt seine Lage selbst.
Die wohl skurrilste Variante der letzten Jahre fand ich in einer Magisterarbeit die unter Gottfried Kiesow 1987 entstand:
„geht wohl auf Dreber (Traber = Reitpferd )zurück. Einen Hinweis auf die für Franken wichtige Pferdezucht.(…)“
In der Fußnote dazu wurde ebenfalls geschrieben
„Analog hierzu hieß Marien-Drebber (sic!) Kreis Diepholz b. Hannover ursprünglich Triburi (980 urkundlich erwähnt)“
Dumm nur was Wikipedia zu Mariendrebber sagt:
„Die Gemeinde wurde 980 erstmals als triburi genannt. Triburi (= drei Bauern) waren drei Kurien mit erheblichen Einkünften von Hörigen. Eins dieser drei Gehöfte schenkte Kaiser Otto II. im Jahr 980 dem Kloster Memleben. Das zweite Gehöft schenkte Kaiser Heinrich II. im Jahr 1020 dem Bischof Meinwerk in Paderborn; es gelangte 1094 durch Tausch an den Bischof Wido von Osnabrück. Der dritte Hof Triburi sowie eine Hälfte der Kirche kamen 1085 durch Tausch von der Edlen Gysla an den Bischof Benno zu Osnabrück. Die andere Hälfte gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit den Edlen von Diepholz.“
Besonders gut lassen sich diese drei Siedlungskerne übrigens bei dem bereits erwähnten Mittelfränkischen Ort Tribur bei Feuchtwangen erfassen, wo sie durch Prof. Dr. Helmut Weigel (+1974) aus Erlangen aufgearbeitet wurden.
Ähnliche Namen gibt es aber durchaus häufiger. Das bei Marl gelegene Drewer, wurde unter dem Namen Threviri 1050 ersterwähnt und auch dieser bedeutet Drei Häuser oder Drei Siedlungseinheiten, ebenso das bei Diepholz gelegene Drebber, dessen Ersterwähnung im Jahr 980 unter dem Namen Triburi erfolgte.
Aber auch in Italien und Frankreich ist dieser Name geläufig, jedoch mit der Einschränkung das die ahd. Silbe -bur, da wir uns im romanischen Sprachraum befinden, durch das aus dem Latein stammenden -ville ersetzt wird.
So gibt es in Italien zum Beispiel Treville im Piemont und Treville in Venetien, dessen ursprünglicher Name mit triburis villis angegeben wird. Die Vermengung vom germanischen -bur mit dem -villis dabei liegt wohl daran das es sich bei Treville in Venetien um eine Ostgotische Gründung handeln dürfte. In Frankreich sind hier Trois-Villes, Pyrénées-Atlantiques und Les Trois-Moutiers, Vienne zu nennen, wobei letzteres sich auf drei Klöster bezieht.
Interessant zu lesen war das man wohl auch im französische Trois-Ville die drei Siedlungskerne nachvollziehen kann. So etwa rund um em domec, wie das Haus eines Justitzbeamten genannt wurde, rund um die Kirche wo sich ein Adelsitz befand und der Dritte wahrscheinlich das Landgut des Hauses Berroetta. Und schaut man sich das Ganze von Oben , etwa aus Google Maps an , kann man die drei Kerne, da sie etwas auseinander liegen, recht gut erkennen.
Funfact am Rande: Eine Person aus dem Ort hat man sicherlich schon gehört! Es ist niemand geringeres als Jean-Armand du Peyrer, Comte de Tréville, den Alexandre Dumas in seinen drei Musketieren als Hauptmann der Selbigen ein Denkmal setzte. Seine Cousins sind übrigens Armand de Sillègue d’Athos d’Autevielle und Henry d’Aramitz, also Athos und Aramis, und der Schwager Isaac de Portau, genannt Porthos der Drei Musketiere…
So, eine Einschränkung gibt es. Der „Drei-Bauern“ Name könnte in einigen Fällen nicht stammen, denn die Ortsnamen ließen sich auch aus aus dem althochdeutschen trebir bilden. Das Wort steckt heute noch in Trester, dem was übrig bleibt wenn man Weintrauben presst und aus dem man Grappa macht. Es bedeutete ursprünglich „trübes Wasser, Schlamm“. Könnte bei der Lage Treburs in Betracht gezogen werde, ist aber eher unwahrscheinlich wegen der Agrarforschung zu den Treburer Fluren von Sperling.
Demnach hatte Trebur eine 9 Zelgenwirtschaft. Diese recht ungwöhnliche Zelgenbildung ist am leichtesten mit einer Zusammenlegung von 3 Siedlungen mit je 3 Zelgen (aus der Dreifelderwirtschaft entstanden) zu erklären.
Leider habe ich weder einen Beleg noch eine Quelle. Ich erinnere mich aber mal eine geographische Herleitung gehört zu haben Tribur -> Drei Born also drei Quellen/Flüsse was sich auch mit dem Wappen ergänzt und dem prähistorischen zusammenfließen von Rhein, Neckar und Main. Wahrscheinlich ist es aber völliger Unsinn :).
Hallo Sven,
Das Grundproblem beim -born ist, du kommst trotz Lautverschiebung nicht aufs -bur, zumal das -bur ja bereits in der Ersturkunde von 829 drin ist (in der Form „actum Triburini palatio regio“ das -ini kommt von der Lateingrammatik ). Das Wappen, das muss ich zugeben, ist nicht abschließend geklärt. Sicher ist das es sich nicht um den Zusammenfluss von Rhein-Main-Neckar handelt. Ich tendiere zu der Aussage es handelt sich um die Stilisierung eines Gerichtsdreibeins, also einen dreibeinigen Schemel in draufsicht, was ein Hinweis auf die Halsgerichtsbarkeit sein könnte. Ältere Siegel zeigen übrigens den hl. Laurentius mit BBQ Ausstattung/Rost…