Der Niedergang der Pfalz Tribur I – Die Zeit der Salier
Der Niedergang der Pfalz Tribur wird hauptsächlich mit den Vorgängenen des Fürstentages 1076 und dem Gang nach Canossa in Verbindung gebracht.
Dies mag so stimmen, muss aber relativiert betrachtet werden.
Der Fürstentag von 1076, in dem ihn die Fürsten, zur Lösung vom päpstlichen Bann „in Jahr und Tag“ auffordern dürfte nur der Gipfel des Eisbergs schlechter Erlebnisse mit Tribur sein.
Es ist durchaus denkbar das Heinrich IV. einen Fluch über Tribur aussprach, so wie er es mit Ingelheim tat, nach dem ihn sein Sohn Heinrich V. dort festgesetzt hatte. Jedoch ist es wichtig einen Blick auf das Gesamtverhältnis Heinrich IV. zu Tribur zu werfen und nicht nur die Anzahl der Besuche positiv zu Buche schlagen zu lassen.
Heinrich wurde 1053 in Tribur zum König gewählt, was sicherlich auf der Habenseite zu verbuchen ist, jedoch wurde schon hier ein gewisser Wiederstand der erstarkten Ministerialen sichtbar, als Rudolf von Rheinfelden, seine Zustimmung nur unter der Bedingung gibt, Heinrich erweise sich als guter Herrscher.
Die erzwungene Absetzung Adalberts von Bremen im Januar 1066 in Tribur und der damit verbundene erneute Machtgewinn des „Entführers von Kaiserwerth“ Anno von Köln, dürfte für Heinrich kein Glanzpunkt gewesen sein. Ebenso wie Heinrichs Hochzeit mit Bertha von Savoyen (ebenfalls 1066), deren Feierlichkeiten in Tribur stattfanden , gegen die er sich 1069 mit einem Scheidungsverfahren erfolglos zur Wehr setzt.
All diese Faktoren zusammen dürften in Heinrichs Augen kein gutes Licht auf Tribur werfen.
Wenn nun Heinrich V. 1119, einen von den Fürsten nach Tribur einberufenen Fürstentag absagt, bzw. diesen auf die Maaraue nach Mainz verlegt, so ist dies meiner Ansicht nach ein verzweifelter Versuch sich gegen die Macht der Ministerialen, die ja erstmals 1077 in Tribur manifestierte, zu wehren. Bzw. aus der Sicht der Ministerialen gesehen, dem Kaiser mit der Erinnerung an seinen Vater ihre Macht vor Augen zu führen.
Zudem wissen wir fast nichts über die bauliche Beschaffeneheit der Pfalz. Sicher dürfte dagegen sein das sie nicht den Erwartungen entsprach die sich langsam durchsetzten: Eine wehrhafte Anlage wie die Harzburg war Tribur mit Sicherheit nicht.
Weitgehend unbeachtet blieb bis jetzt den Betrachtungen die allgemeine städtebauliche Entwicklung im Reichsgebiet, bisher fand ich sie nur in dem Vortrag Dr. Buschs „Die Pfalz Trebur unter Heinrich IV. vom Schauplatz großer Politik zum gemiedenen Ort“ erwähnt. Bischofssitze gewannen gegenüber den Pfalzen immer mehr an Macht und die Könige und Kaiser nutzten vermehrt die Bischofspfalzen für einen Aufenthalt. Der Niedergang der Pfalzen hatte bereits begonnen! Und Tribur lag zu nah an anderen bedeutenden Bischofssitzen (Worms, Mainz) oder Städten (Frankfurt) um sich selbst zur Stadt zu entwickeln.(siehe dazu den Artikel „Wandel der Pfalz und Königtum zu salischer Zeit„)
Alles in Allem ist die 1. Stufe des Niedergang der Pfalz Tribur daher nicht so verwunderlich wie es zu scheinen mag.
Dieser Artikel wir fortgesetzt mit: “ Der Niedergang der Pfalz Tribur II – Ende der Königlichkeit 1249″
Hallo, ich glaube nicht an die Hypothes eines Fluchs. Das Königsgut Trebur war bis zur Verpfändung 1248 durch Gegenkönig Wilhelm von Holland für die königliche Versorgung weiterhin wichtig. Die Verpfändung die nicht mehr eingelöst wurde brachte den Grafen von Katzenelnbogen einen großen Gebietszuwachs südlich des Mains. Durch die Verpfändung wurde die Machtstellung der Herrn von Hagen Münzenberg die Reichsgutverwalter in der Wetterau und im Forst Dreieichenhain waren, gebrochen.
Stadtpfalzen in den Bischofsstädten und der neu entstehenden Reichstädten boten einfach mehr Komfor. Die ländlichen Pfalzen Ingelheim und Trebur hatten hier nichts zu bieten.
*Grins* hab ich ja auch geschrieben, wollte nur alle Theorien zusammenfassen (bis auf das abbrennen):