Der Weg zur ottonisch-salischen Pfalz Tribur – Teil 2 – Marienkapelle
Zuerst die Fakten und meine Gedanken danach dazu
- 1.Fundament in Form von Packlagenfundament (opus spicatum) nach Norden, sowie einem Fundamentbogen nach Osten zur Apsis hin sichtbar und erhalten
- 2. 1925 wird in einer Festschrift des Turnvereins zur Geschichte Treburs im Bezug auf die Marienkapelle notiert: Bei einer Inaugenscheinnahme , die ich mit mehreren Sachverständigen am Dienstag , den 18. Februar 1925, tätigte stellte sich heraus daß die Fundamente der sich zur Straße zu gelegenen Schulhaushälfte auf drei Seiten noch Reste der alten Marienkirche sind. Die Breite wird auf 23 Schuh , die Länge auf 55 Schuh (im Lichten) angegeben
- 3. Grundriss außen: 9,6 x 18,85m, Inneraum 6,8 x 16,8m (nach Diefenbach) Apsis: ca. 7,6m außen, 5,6m (selbst vermessen) innen. Höhe unbekannt
- 4. Protokoll der Begehung 1934 durch Denkmalpfleger Prof. Meißner mit Bauamtmann Kolb, Baurat Laux, Bauinspektor Schmidt, Prof. Zeller und dem Pfarrer notiert u.A. : „Diese Substruktion der Fundamente, bei denen noch die Ansätze der früheren Kellergewölbe zu erkennen sind, lassen mir im höchsten Grade fraglich erscheinen, dass diese Marienkirche ursprünglich Kirche gewesen ist. Sondern es scheint mir , dass diese Fundamente, die in verschiedenen Räumen abgeteilt sind . (…) , Diefenbach notierte handschriftlich dazu das er hier einen nachträglichen, nicht im Zusammenhang stehenden Vorgang sieht.1
zu 1. Packlagenfundament und der Fundamentbogen in Kombination sprechen für einen Bau der Romanik. Ausnahme wäre eine ältere Mauer auf der der Kirchenbau aufsetzte, sowie ein späterer Einzug des Fundamentbogens bei einem Umbau zur Entlastung. Eine ganz ähnliche Mauertechnik findet sich beim spätottonisch-frühsalischen Saalbau in Zürich2
zu 2. Es stellt sich die Frage welche 3 Seiten gemeint sind. Nord und Ost ist sichtbar, auch heute. Westen hingegen auf Grund etwas höheren des Geländes nicht sichtbar (Auf dem Plan 1890 war hier ein Anbau) und Süden ist nicht sichtbar da hier der Garten mit dem ursprünglichen Bodenniveau anschließt.
zu 2+3. Der Grundriss kann so übernommen werden. Diefenbach nutzte zur Umrechnung des Schuh/ Werkschuh zu 29,6 cm römischen Fuß, in Hessen-Darmstadt war der Fuß zu 28,814cm üblich. Diefenbach setzte den römischen etwa mit dem karolingischen gleich der jedoch bei 32,24cm liegt, sowie der karolingische Pariser Königsfuß der bei 32,48 liegt. Diefenbachs Vermutung Laurentius und Marienkapelle sind beide karolingisch weil sie exakt 200 Fuß auseinander liegen scheitert also bereits am falscher Umrechnung.
zu4. Zusätzliche Raumunterteilungen innerhalb der Kapelle müssen nicht unkorrekt sein. So wurde mir persönlich von einer fudamentartigen Struktur berichtet die auf eine Westempore hindeute. Leider platzten meine Termine mit der Gemeinde zwecks Besichtigung des Kellers wegen Krankheit oder sonst was. Zudem gibt es einen weiteren Punkt bei dem gerade ein Fundament den Eindruck mehrer Räume erwecken kann, Emporenkapellen oder Doppelkapellen. in denen wegen der tragenden Säulen ein Fundamenraster erstellt werden muss.
Schön wäre es natürlich, hätte man eine zeitlich und von der Nutzung her vergleichbare Kapelle zur Verfügung. Vereinfacht gesagt gibt es denn eine ottonisch-salische Pfalzkapelle des 11. Jahrhunderts?
Mit Einschränkungen kann man hier zwei Orte nennen zunächst natürlich DIE salische Pfalz schlechthin, die Pfalz Goslar mit ihrer Liebfrauenkirche . Doch in Datierung tauchen Zweifel auf. Die erste Kapelle wurde in den 1030er Jahren durch Gisela, der Frau Konrad II in Form einer Marienkapelle initiiert. U.Hölscher ging davon das die Liebfrauenkirche mit dieser Marienkapelle identisch ist. Südlich anschließende Mauerreste könnten Teile der Pfalz Konrads II sein. Mit dem Bau der Pfalz Heinrichs III die sich im Grundriss des staufischen Kaiserhauses wiederfindet, wurde der eigentliche Palas nach Westen verschoben wodurch zwischen Kapelle und Palas ein Freiraum entstand der mittels eines Laufganges überbrückt werden muste. 3. Soweit die Theorie.
Angemerkt aber werden sollte, dass die Liebfrauenkirche, die sich als Doppelkapelle darstellt, mitunter in staufische Zeit datiert wird. Zwar gibt es bereits am Speyerer Dom eine um 1050 entstandene Doppelkaplle, ihre Hochzeit erlebten die Doppelkapellen allerdings erst in der Zeit der Staufer, wie etwa in der Pfalz Eger, der Pfalz Wimpfen, der Kaiserburg Nürnberg und weitere. Direkt vergleichbar mit der Liebfrauenkirche wäre die St. Gotthardkapelle in Mainz, welche jedoch erst kurz vor 1137 geweiht wurde, sowie der Burgkapelle von Dankwarderode, Braunschweig, aus dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts. 4
Nun aber gibt es eine Zweite Pfalz. Sie besitzt eine Kapelle mit der Größe von 15,60 x 5,70m, Apis Innendurchmesser 4,52 (Trebur: 16,80 x 6,80m, 5,6m) ein Kapelle, die wie ein minimal verkleinerter Zwilling zu Trebur wirkt. Geweiht wurde diese Kapelle an Ostern 1020 und passt damit perfekt in das von mir vermutete zeitliche Schema eines erneuten Ausbaus der Pfalz Trebur. Es handelt sich um die oben bereits erwähnte Thomaskapelle der Pfalz Bamberg. Weitere Kapellen, die ebenfalls Heinrich II zugeschrieben werden sind Goslar St. Georg (außen) 18,7×8,6m, Apsisdurchmesser (innen) 5,4m und St. Georg Kaufungen 16,3×8,5m , Apsis 4m.
Beide Kapellen haben die identischen Proportionen in Länge und Breite, als auch in Größe der Apsis. Sie sollten daher zeitlich gleich anzusiedeln sein. Einen Punkt gibt es jedoch in dem sich beide unterscheiden.
Die Thomaskapelle besaß mit nur 70cm recht dünne Wände. Der Einbau eines Gewölbe wahr daher wahrscheinlich noch nicht möglich.5 Erst mit einer, mittels Ummantelung erreichten , Verstärkung des Mauerwerks konnte um 1200 ein Gewölbe eingezogen werden. Treburs Marienkapelle besitzt ca. 1,4, starke Wände in Nord- und Süd-Richtung, was wiederum für ein Gewölbe sprechen würde. Jedoch müsste um eine endgültige Aussage zu treffen die Fundamentmauerstärke vermessen werden. Da auch die Treburer Marienkapelle direkt am Rand des vermuteten Pfalzbezirkes liegt, wäre auch hier ein Aufsitzen auf der Mauer wahrscheinlich oder zumindest wahrscheinlich. Dann könnte auch eine Mauerstärke von 70cm auf der Südseite, aber aber 2,10m auf der Nordseite entstehen, die dann von einer Schalenmauer herrühren sollten.
Burandt geht davon aus die Thomaskapelle eine Westempore besaß6. Bereits, der kürzere Bau der Georgskapelle von Kaufungen, ebenfalls durch Heinrich II initiiert, besaß auch eine Empore.
Schlußfolgerung
Die Laurentiuskirche entstand nach der Weihe der Salvatorbasilika in Frankfurt (855) , nach deren Vorbild. Sollte es in Trebur einen Vorgängerbau gegeben haben, wäre er im Bereich der Laurentiuskirche zu suchen, nicht aber im Randbereich der Anlage. Zudem bestand in karolingischer Zeit kein Bedarf für zwei Kapellen. Weiterhin ist die Apsis der Marienkapelle mit mehr als 7m Außendurchmesser größer als die der karolingischen Laurentiuskirche, was für einen zeitgleichen oder gar älteren Bau höchst unwahrscheinlich ist. Erst mit den Ottonen und dem Brauch der Festkrönung, die für Trebur nachgewiesen ist, war der Bedarf für 2 Kapellen gegeben. Aber auch unter den Ottonen und der Bedrohung durch die Ungarneinfälle ist eine Randbebaung unwahrscheinlich. Diese beginnt erst bei Pfalzen wie Grone oder Duisburg. Bliebe letztendlich die späte Zeit der Ottonen bis hin zu den Saliern als Erbauungszeitraum der Marienkapelle.
Das doppelte Quadrat der Grundfläche, wie es seiner Zeit Zeller und Diefenbach angaben, ist eher als weiterer Hinweis auf eine spätere Erbauungszeit zu werden, denn ein Hinweis auf eine frühe Erbauung. Das als quadratischer Schematismus bekannte Aussehen ist typische für den romanischen Kirchenbau und wurde mit dem Bau von Kreuzgewölben grundlegendes Architektursytem. Dieses deckt sich mit den beobachtungen zu Fundamentbogen (Erdbogen) und Packlagenfundament.
Hieraus folgt zunächst die Rekonstruktion der Marienkapelle Trebur als salischer Kapellenbau, über zwei Joche, möglicherweise mit Kreuzgewölbe und halbrunder Apsis. Und wie oben bereits angedeutet als zeitlicher Nachfolgebau der Thomaskapelle, was eine Erbauung um oder nach 1020 bedeutet.
. Zur Visualisierung: Aussenansicht Die Kapelle besitzt in der Visualisierung eine Traufhöhe von 9m und ist von der Höhe damit identisch mit der rekonstruierten Thomaskapelle in Bamberg nach Burandt. Die Apsis habe ich steinsichtig gestaltet, da es aus dem 16. Jahrhundert einen Bericht eines Beauftragen des Landgrafen wegen des Abrisses gibt, in der dieser von einem fein behauenen Stein schreibt, der gut wieder verwendbar wäre. Ging ich früher davon aus das es sich um Bauschmuck wie Lisenen handelt, macht es wesentlich mehr Sinn das es sich z.B. um Verbandsmauerwerk aus sauber behauenen Werkstein handelt, so wie es auch an der Apsis des Speyer Doms beispielsweise zu sehen ist. Dies habe ich so versucht darzustellen. Die Fenster wählte ich so um im Innenraum ein Gewölbe über zwei Joche einzuziehen. Auf der Nordseite habe ich eine Mauer mit Opus Spicatum eingezogen. Womit ich die Frage aufgreife ob die Kapelle auf einer Mauer aufsaß.
Innenansicht Es wurde bei der Visualisierung ein Kreuzrippengewölbe verwand, denkbar wäre aber auch ein einfacheres Tonnengewölbe, wobei natürlich auch auch eine flache Decke in Frage kommt. Die Wandgliederung mittels Halbsäulen wurde inspiriert durch einen Fund eines verschliffenen Steines im Bereich der Marienkapelle der Teil einer Halbsäule gewesen sein könnte, zumindest weist er Rillen und Bleizapfen zur Aufnahme einer Säulentrommel auf.
Bedeutung der Kapelle als salische Kapelle
Mit dieser ottonisch-salischen Zeitstellung , sollte es ein leichtes sein den zugehörigen Saalbau zu lokalisieren. Salierzeitliche Pfalzen besitzen die Eigenart, das die Kapelle, wie auch später beim staufischen Burgenbau und den staufischen Pfalzen, direkt an den Saalbau angebaut ist… tbc
Naja, in Wirklichkeit schreibt er fett „Unsinn!!“ daneben und mault rum, das man sehen müsse das Mauerwerk sei nachträglich ↩
vgl. A. Motschi, Paltium imperiale. Neue Befunde zur jüngeren Königspfalz auf dem Lindenhaof in Zürich S. 72 ↩
vgl. T.Warmbold, Gestalt und Funktion der Goslarer Pfalz zur Blütezeit der Salier, in Concilium medii aevi 9 , 2006 ↩
G.Binding , Deutsche Königspfalzen, 1996 , S 229 ↩
W. Burandt, Die Baugeschichte der alten Hofhaltung in Bamberg, S145 ↩
Burandt , S179 ↩
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…