Was sah Karge 1735?
Der Kartograph Karge fertigte 1735 eine Ansicht des Rheins von Mainz bis Worms an. Dabei zeichnete Karge auch Trebur ein. Wie ich durch Karten und Selbstversuche festellte, muß Karge das Bild von der Ludwigs- oder Marienhöhe in Darmstadt angefertigt haben. Ich hatte ja schon philosophiert ob es sich bei dem gezeigten Turm um einen Vierrungsturm handelt, was ich inzwischen von mir weisen muß.
Die Sicht hatte ich mit einem kleinen Fernglas überprüft (10-fache Vergrößerung)und ich hatte geplant das Bild nachzustellen und ein Foto mit einem 500er Teleobjektiv von der Ludwigshöhe aus Richtung Trebur zu machen, um die Bilder übereinander zu legen. Leider gab es seit 2 Monaten immer so starken Dunst oder Bodennebel, der die Sicht sehr eingeschränkte, es sind immerhin 20km von der Ludwigshöhe nachTrebur, so das das Foto bisher nicht zu Stande kam.
Deswegen hatte ich mir überlegt das ganze digital nachzustellen und daraus eine Szenerie zu rendern die mir zumindest ansatzweise erlaubt Karges Blick nachzuvollziehen. Ich „baute“ daher ein Fernrohr nach, das dank meines Renderprogramms die Lichtbrechungen einigermaßen korrekt darstellt. Zu Karges Zeiten nutzten Kartographen oft tragbare Fernrohre, die auf ein Stativ gesetzt wurden und eine Vergrößerung bis etwa 30-fach erreichten. Je höher die Auflösung desto schlechter wurde aber das Bild, da man Linsen nicht so schleifen konnte wie man das heute tut. Dadurch dürfte Karges Bild leicht verschwommen und unscharf gewesen sein, hinzu kommt der Dunst der Karges Sicht wohl auch einschränkte. Im Großen und ganzen dürfte er Haupsächlich flächige Schemen erkannt haben (so wie ich auch im 10-fach Fernrglas)
Im gerenderten Bild lies ich die Sonne im Süden stehen, so wie es auch in der Zeichnung den Anschein macht. Da die Zeichnung kurz nach dem 8. August des Jahres 1735 Angefertigt wurde (nach diesem Datum zogen die im polnischen Erbfolgekrieg beteiligten Truppen aus Trebur nach Süden ab und befinden sich auf höhe Geinsheims, 5km südlich) wählte ich ein recht hartes Licht , wegen der sommerlichen Lichtverhältnisse. Die Wetterverhältnisse konnte ich nicht genau herrausfinden, nur das es im Juli starke Reagenfälle und Überschwemmungen an der Werra herrschten, dannach es sonnig war und die Ernte gut und früh einsetzte. Wahrscheinlich war es im August trocken, was wiederum zu Staub in der Luft geführt hätte.
Karges Bild zeigt einen Bau in dem 2 Flügel sichtbar sind, von denen einer nach Süden (links), einer nach Osten(rechts) zeigt. Wenn der südliche der Westbau ist, auf dem der Turm sitzt und der östliche Flügel das Langhaus, so fehlt das Querhaus. Stellt der südliche das Querhaus da, würe der Turm einen Vierungsturm bilden an den ein Chor anschließt. Beides ist nicht mit den existierenden Kenntnissen in Einklang zu bringen!
Daher schloss ich darauf das der Turm den um 1711 errichtete Turm mit Welscherhaube auf dem Westbau ( der gerade erst renoviert wurde) darstellt.
Nach einigen Experimenten entstand dann folgendes Bild:
Dieses Bild kommt nur unter einem Faktor zustande: Ich musste einen schmalen gotischen Chor an das Modell anfügen. Durch Unschärfe und Lichtverhältnisse verschwimmen Querhaus, Lanhaus und Westbau zu einer farbigen Fläche, die Ostseite des Langhauses liegt im Schatten, der angefügte Chör bildet wieder eine Fläche die man in Einklang mir dem Bild Karges bringen könnte, der östliche Abschluß im Schatten verschwimmt wieder mit dem im Schatten liegenden Querhaus zu einer Fläche.
Meine Theorie daher: Karge malte das was er sah, und das was ihm Sinnvoll erschien, weiterhin könnte es sich um einen Hinweis handeln der auf die Baugestalt der Laurentiuskirche vor dem Umbau von 1748 und den mir gegenüber erwähnten gotischen Chor der Kablearbeiten in den 70ern(?) entdeckt worden sei. Unterlagen liegen mir darüber aber leider nicht vor…
Eine Antwort
[…] dem ich die Darstellung des Kartographen Karge kenne (z.B. hier ) stellt sich die Frage wie der Chor der Laurentiuskirche vor dem Umbau von 1748 aussah. Ich […]