Die Ausgrabungen von St. Pantaleon in Köln
Der Archäologe Sebatian Ristow wurde für seine Arbeit über St. Pantaleon mit dem Köln Preis ausgezeichnet. Mit seiner Abeit, die im Rahmen Rahmen seiner Habilisation entstand, hat er gleich noch frühere Erkenntnisse über den Haufen geworfen.
Ristow hat die Ergebnisse der Ausgrabungen, die 1955/62 im Bereich der Kirche durchgeführt worden sind, neu bearbeitet und interpretiert – und dabei so manches Ergebnis früherer Untersuchungen korrigiert. „Unter und um die heutige Kirche von St. Pantaleon konnten römische, früh- und hochmittelalterliche Bauphasen festgestellt werden, die bezogen auf die älteste römische Architektur nicht in direkter Kontinuität stehen“ – in betont nüchterner Sprache fasst der Archäologe seine Erkenntnisse zusammen. Schon im ersten Jahrhundert war demnach der Hügel im Südwesten der römischen Kolonie besiedelt, bis ins vierte Jahrhundert stand dort eine römische Villenanlage; sie ist wahrscheinlich beim Frankeneinfall von 355/56 zerstört worden. Zu dieser Villa gehörte, was Ristow überzeugend nachweist, auch ein Vorratskeller, ein „eingetiefter Holzbau“ mit Holzfußboden – den ein anderer Archäologe, Sven Schütte (seit 2006 Projektleiter der Archäologischen Zone) schon als Taufstätte einer frühen christliche Kirche gedeutet hatte. Eine solche kann aber aus dem Befund der römischen Villa nicht herausgelesen werden.
Ristow, Sebastian: Die Ausgrabungen von St. Pantaleon in Köln. Archäologie und Geschichte von römischer bis in karolingisch-ottonische Zeit. 2009. VIII,188 S., 98 Abb., 21 farb. Taf., 2 Beil., 30 cm. (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, 21) Rudolf Habelt Verlag (ISBN 3-7749-3585-8), 69 Euro.
Eine Antwort
[…] Hier hatte ich schon über Sebastian Ristow geschrieben, der für seine Habilitation mit dem Köln Preis ausgezeichnet wurde und darin auch Archäologe Sven Schütte wiederlegte. Nun ist Schütte wieder im Gespräch und zwar geht es in der Diskussion um Erbebenfolgen für St. Gereon: Der Statiker und Bauforscher Otmar Schwab, der über St. Gereon promoviert hat, kann nicht nachvollziehen, dass sich Schütte auf seine Forschungen beruft. „Ich habe statisch nachgewiesen, dass der Bau von St. Gereon auch im Urzustand größeren Erdbeben, die wir im Kölner Raum ja zu verzeichnen haben, standgehalten haben muss.“ Es sei keineswegs so, dass ein Erdbeben für die Verformungen von St. Gereon ursächlich sein müsse. „Schüttes Schlussfolgerung ist einfach falsch.“ Die Widerlager der Kirche (Mauerwerkskörper, die dazu dienen, horizontale Druckkräfte aufzunehmen) seien in der Zeit um 780 nicht zerstört worden. Das sei später beim Umbau der Kirche wahrscheinlich sogar planmäßig geschehen. Warum die Ost-Apsis von St. Gereon abgerissen und durch einen viereckigen Bau ersetzt wurde, ist nach Schwabs Meinung nicht ganz klar. „Man kann eventuell liturgische Gründe dafür annehmen.“ […]