Tribur/ Trebur ab dem 12. Jahrhundert
2010/11 schrieb ich mal einen Artikel über Adelige in Trebur. Ich hatte die Hoffnung ein paar Wappensteine zu identifizieren die in Trebur im Museum liegen. Ums kurz zu machen: es gelang mir nicht!
Nun habe ich im Grunde das Ganze noch mal wiederholt, jedoch stehen mir inzwischen wesentlich mehr Regsten zur Verfügung um entsprechende Suchen durchzuführen. Ich habe das Ganze also nochmal gemacht, auch mit dem Ziel verschieden Besitzungen herauszuarbeiten um für mich eine Basis für mehr zu schaffen. Eine der Fragestellungen die mir im Kopf rum spukt ist die Frage wie es kommen konnte das das der (evangelische) Pfarrer im Kaplaneyhaus wohnte und nicht im Pfarrhaus, während Pfarrhaus noch 1777 dem Domstift und 1794 dem (protestantischen) Landesherrn gehört und warum sich Domstift und Albansstift streiten wer für den Erhalt der Laurentiuskirche zuständig ist. (Die möglichen Lösungen dazu kommen später, da es einfach zu viele unterlagen ab 1600 sind) Hier folgt jetzt nur eine „kurze“ Zusammenfassung des Ganzen. Mein eigentlich Skript hat 35 DIN A4 Seiten…
Hier geht das Ganze bis zum Ende des 16.Jahrhunderts, einer Zeit in der man sieht das man kaum noch weiß wer denn nun welchen Anspruch hat und warum. Mein Skript geht zeitlich aber noch weiter und Besitz alle Quellen Angaben und zum Teil die original Urkundentexte. Das würde hier aber jeden Rahmen sprengen.
Anfangs und immer bei bestimmten Ereignissen erfolgt ein Erfassung des Status Quo, also immer dann wenn sich ein wesentlicher Rechtsstatus geändert hat. Kursiv sind die Ministerialen die Trebur als Namen tragen.
Status Quo:
Pfalz und Ort: königlich
Laurentiuskirche + Marienkapelle: königliche Eigenkirche
Vogteirechte: Münzenberg
Pfarrkirche St. Alban: St. Albanskloster
1128 Bei einer Schenkung an Konrad von Hagen (Münzenberg, Träger des Vogteiamtes in Trebur) in Worms ist Giselbert von Trebur (Triburia) als Zeuge Anwesend
1145 Abt Werner I von St. Alban besitzt Eigengüter in Trebur, die er vor seinem Tad (1145+) dem Kloster St. Alban schenkt
1145 Ein Conrad von Trebur und dessen Bruder Heinrich werden als Zeugen im Gefolge des Mainzer Erzbischofs erwähnt.
1147 Conrad von Tribur erscheint wieder als Zeuge beim Mainzer Erzbischof
1154 St. Alban erwirbt weitere Güter in Trebur
1181 Die Schwestern Lutgard und Gertrud veräußern Güter in Trebur an St. Alban und gehen ins Kloster St. Alban
1184 Der Besitz der St. Albanskirche in Trebur wird St. Alban durch Papst Lucius II. bestätigt
1211 ein Vogt Wernher wird erwähnt, sowie als weiterere Zeuge Regenold und Wernher von Trebur (de Triburio) es scheint sich um verschiedene Wernhers zu handeln
1249 Pfalz: Pfand an Diether von Katzenelnbogen
Status Quo:
Pfalz und Ort: Katzenelnbogen
Laurentiuskirche + Marienkapelle: Katzenelnbogen
Vogteirechte: Münzenberg
Pfarrkirche St. Alban: St. Albanskloster
1253 Vogt: Wernher
1255 Vogteirechte gehen an die Falkensteiner (Münzenberger Erbschaft)
Status Quo:
Pfalz und Ort: Katzenelnbogen
Laurentiuskirche + Marienkapelle: Katzenelnbogen
Vogteirechte: Falkensteiner
Pfarrkirche St. Alban: St. Albanskloster
1276 Pfalz: Eberhardt von Katzenelnbogen (Trebur wird Burglehen von Oppenheim), Vogteirechte: Falkensteiner (Münzenberger Erbschaft)
1277 Nonnen des Zisterzienser Kloster Sion und der Ritter Welde (Adelsgeschlecht aus Warburg) verkaufen ihre Güter an den Deutschen Orden
1277 Conrad Colbe ( Herr von Colenhausen, gemeint ist Kolnhäuser Hof bei Lich) und seine Frau Elisabeth vermachen ihre Besitzungen in Trebur im Fall seines Todes dem Kloster Tiefenthal und dem Deutschen Orden. Er besitzt unter anderem ein Grundstück bei der Marienkapelle (deren Ersterwähnung)
1278 Erwähnung einer „alten Vögtin Adelheid“ (Adelheidi antique advocate de Triburio) Wohl die Witwe des Vogtes
1285 Rupert u. Johannes v. Sachsenhausen verkaufen die Vogteirechte in der Oberau (Oberae iuxta Tribiriam) an St. Alban(Kirchenvogt)
1288 Konrad gen Colbe (Herrn von Colenhausen) stirbt. Seine Güter gehen an die Äbtissin von Tiefenthal (Untersteht Kloster Eberbach) u. An Gottfried den Komtur des DO in Mainz
1293 Trebur ist nun Burglehen von Oppenheim, Eberhard von Katzenelnbogen setzt auf der Burg Emerncho Flügel von Nierstein als Burgmann ein, der als fällige Einkünfte am jeweiligen 1.10. vier Mark Kölner Pfennige von Trebur erhält
1294 Werner von Falkenstein erklärt das seine Mansen zu Trebur zu seinem Eigengut gehören
1295 Ein Werner am Graben (Beschreibung des Wohnortes in Trebur, Vfmegraben) und seine Frau vermachen dem Mariengredenstift einen Hof mit 10 Morgen Acker und 5 Mannsmat Wiesen. Ersterwähnung des Grabens
1320 Der Bartholomäusstift Frankfurt vergibt die Seit Karl III aus Trebur abzuführende Nona in Erbpacht an Hartmud de Indagine (von Hagen) und sein Frau Katharine
1325 Nach dem Tod des Burckhard von Trebur wird Rudolf von Hohenberg von Pfalzgraf Adolf bei Rhein als Vicar des Reiches mit Trebur belehnt (Es sollte sich um das Amt des Vogtes handeln)
1323 Hennekinus von Trebur (de Triburio) erwähnt (Zeuge)
1331 Der Schultheiß von Astheim bittet darum Friedrich „Hentschuch“ von Trebur (de Triburio) zum Kirchenvogt über die Güter in der Dorfmark von Trebur zu machen, was bestätigt wird
1334 Ein Heylo von Trebur (de Triburio) wird in Mainz erwähnt, er bewohnt das dritte Haus unter der Oberscharn (inter superiora marcella, heute Scharngasse)
1341 Die Kirche St.Alban Trebur wird an das Mainzer Domkapitel übergeben, die Schenkung wird 1343 nochmals bestätigt und erklärt das beim „Abgang“ des Pfarrers das Domkapitel die Einkünfet nach Abzug des zu bezahlenden Pfarres, den sie bestimmen dürfen, erhält.
Status Quo:
Pfalz und Ort: Katzenelnbogen
Laurentiuskirche + Marienkapelle: Katzenelnbogen
Vogteirechte: Falkensteiner
Pfarrkirche St. Alban: Mainzer Domkapitel
1347 Johanna von Falkenstein (geb. Johanna von Saarweden, verh. Mit Philipp IV. Von F.) schenkt den Herren des Klosters Arnsburg und dem Frauenkloster St.Klara in Mainz, unter Vorbehalt des Rückkaufes, diverse Abgaben in Form von Lebensmitteln aus Trebur die „auf Michaeli“ (29. September) zu Trebur zur Verfügung stehen
vor 1355 Giso von Jazza besaß ein Lehen des Albansstiftes (Kirchenvogt?) um das sich nun Berenstengel von Nauheim und sein Sohn bewerben Anmerkung: Scheinbar erhalten sie es, denn 1408 versuchen Agnes u. Pauline Berenstengel abgaben aus dem Lehen zu beziehen, erhalten diese aber nicht
1374 Friedrich Kuche richtet die Bitte an Wilhelm von Katzenelnbogen Einnahmen aus Groß Gerau , sowie alle seine Zinsen und 8 Mannsmahd Wiesen in Trebur als Wittum an seine Frau vergeben darf
1379 Während des Kriegs zw. Diether v. Katzenelnbogen und den Wormsern werden Treburer Eigenleuten 24 Kühe, jede im Werte von vier Gulden, von den Oppenheimern genommen
1384 Der Mainzer Erzbischof Adolf gibt bekannt das Diether von Katzenelnbogen ihm u.A. Dorf, Gericht und Holden in Trebur verpfändet hat. Das Pfand muss vor 1413 wieder eingelöst worden sein.
1413 Ritter Eberhard Fetzer von Gabsheim legt Graf Johann von Katzenelnbogen das Treburer Weistum und Mörfelder Weistum vor, worauf J.v.Katzelnbogen der Meinung ist die Dörfer würden zu Stark von Atzung und Lager beansprucht und geschädigt und diese dem Vogt (Falkensteiner) nur zu den drei ungeboten Ding zustünde, worauf der Vogt entgegnet das er dieses Recht länger als Menschen gedenken inne habe. In der Folge kommt es zu einem Prozess. Das Thema erledigt sich jedoch in einigen Jahren von selbst…
1418 Die Falkensteiner sterben aus, die Vokteirechte erbt Isenburg-Büdingen
Status Quo:
Pfalz und Ort: Katzenelnbogen
Laurentiuskirche + Marienkapelle: Katzenelnbogen
Vogteirechte: Isenburg-Büdingen
Pfarrkirche St. Alban: Mainzer Domkapitel (später, bei der Renovierung der Laurentiuskirche sind sich Domkapitel und St. Alban da nicht einig, wer nun welche Rechte und Pflichten hat)
1419 Kloster St. Alban wird in ein Säkularkanonikerstift umgewandelt und erhält wieder die Rechte in Trebur die das Kloster inne hatte
1422 Die Vogteirechte werden von Isenburg-Büdingen an Katzenelnbogen verkauft
Status Quo:
Pfalz und Ort: Katzenelnbogen
Laurentiuskirche + Marienkapelle: Katzenelnbogen
Vogteirechte: Katzenelnbogen
Pfarrkirche St. Alban: Mainzer Domkapitel (später, bei der Renovierung der Laurentiuskirche sind sich Domkapitel und St. Alban da nicht einig, wer nun welche Rechte und Pflichten hat)
1427 Pfalzgraf Ludwig belehnt Philipp von Katzenelnbogen offiziell mit Trebur
1451 Philipp v. Katzenelnbogen gibt seinem Sohn Philipp das Burglehen Oppenheim mit Trebur als Afterlehen (Philipp d.j. stirbt 1453)
1469 Die Dreidorf Markt gerät in Streit. Trebur streitet mit Mörfelden über die Rechte an der Nauheimer Mark
1479 Philipp v. Katzenelnbogen stirb ohne Erben, das Erbe geht an die Landgrafen von Hessen
Status Quo:
Pfalz und Ort: hessisch
Laurentiuskirche + Marienkapelle: hessisch
Vogteirechte: hessisch
Pfarrkirche St. Alban: Mainzer Domkapitel (später, bei der Renovierung der Laurentiuskirche sind sich Domkapitel und St. Alban da nicht einig, wer nun welche Rechte und Pflichten hat)
1486 Peter von Fürstenberg verkauft seine Rechte an Trebur und Astheim an Landgraf Wilhelm von Hessen
1537 Freigabe von Weinfuhren aus den Gütern des Propstes von St. Alban Philipp von Stockeim an das Karmeliterkloster Frankfurt
1539 Philipp I. Von Hessen belehnt Heiderich v. Kalenberg als Vormund von für Friedrich und Walrab von Boyneburg genannt Hohenstein mit den Gütern die ihrem Vater gehörten in Trebur, die wiederum einst Johann von Merlau gehörten
1542 Henne Hoffmann und seine Frau Elsa vermachen dem Konvent der Liebfrauenbrüder Mainz jeweils zu Maria Himmelfahrt und Maria Geburt diverse Ackerfrucht mit Rückkaufsrecht
1546/47 Bestellung der festen Häuser der Obergrafschaft (Lichtenberg, Auerberg, Darmstadt, Trebur) (gemeint ist keine Burg sonder ein befestigtes Haus)
1578 Klage des Mainzer Erzstifts wegen unterlassener Abgaben aus Trebur
1589 Landgraf Georg I berät mit den geistlichen Fürsten wegen des Abriss der Marienkapelle und der Lieferung an das landgräfliche Haus Rüsselsheim (Festung Rüsselsheim)
1599 Verkauf der Hofgüter des St. Albanstiftes zu Trebur an Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt
1585-1600 Streit um Nutzung des Ober- und Niederwaldes zwischen in der Drei-Dorf-Mark zwischen Landgraf Georg I und Graf Wolfgang von Isenburg Büdingen- in Trebur werden 13 Pferde gepfändet
Ende 16Jh. Streit gegen Trebur wegen Erbauung des Nauheimer Pfarrhofs und einer Schankstätte in Mörfelden durch die Drei-Dorf-Mark
tbc
Hallo,
Kurze Frage zu den Urkunden: es gibt vermutlich keine Meldung, aus der sich städtebauliche Maßnahmen wie die Anlage der Ortsbefestigung oder der westlichen Ortserweiterung herauslesen lässt, oder?
Falls es so etwas nicht gibt: ich finde es immer wieder erstaunlich, dass es für die meisten städtebaulichen Maßnahmen keine Meldungen gibt. Die Forschung kann sich das offensichtlich auch nicht erklären, warum das so ist. Ein schönes Beispiel ist Rottweil. Hier gibt es kaum Aufzeichnungen, warum, wie und von wem die Altstadt an ihren jetzigen Ort verlegt wurde. Obwohl diese Maßnahmen sicher eine Menge Ressourcen und Fachleute benötigt haben, waren sie offensichtlich nicht wichtig genug, um aufgeschrieben zu werden.
Viele Grüße
Daniel Jünger
Nein, leider nicht. Alles was, zumindest das was in Trebur verwahrt wurde, ging mit dem 30-jährigen Krieg flöten. Alles was wir haben, sind vergleichende Befunde zu den Toren des Ortes (etwa mit Münzenberg selbst, wegen des Vogteirechts) , Grundrissvergleiche zu Orten bei denen die Geschichte besser überliefert ist, ein paar wenige archäologische Funde für den Kontext.
Ab der Renaissance und dem geplanten städtischen Festungsbau wurde das erst wirklich interessant, so von wegen Enteignung städtischen Bürger . Wobei mitunter einige fragmentarische Unterlagen zu frühen Stadtbefestigungen gibt´s schon, wie etwa die Mainzer Mauerbauordnung. Mit Rottweil kenn ich mich gar nicht aus, war zwar 3 mal beruflich da, aber das wars auch schon. Aber für Verlegungen gibst viele Begründungen.
Hallo nochmal,
vor ein paar Jahren bin ich auf folgendes Buch gestoßen: „Wandel der Stadt um 1200. Die bauliche und gesellschaftliche Transformation der Stadt im Hochmittelalter“, Theiss Verlag. Es ist eine Sammlung von kurzen Texten, die im Rahmen eines Workshops im Jahr 2011 zusammengestellt wurde. Dabei haben sich Historiker, Archäologen und andere über das Phänomen der Stadtentwicklung um 1200 ausgetauscht. Ich finde das Werk ziemlich spannend. Die Stadtgründungen um 1200 (mancherorts früher, bei uns eher später) stellen ja eine gewaltige Zäsur in der Siedlungsgeschichte dar. In den verschiedenen Artikeln wird auf unterschiedliche Aspekte eingegangen. Dabei ist interressant, dass es eine große Quellenarmut zu der Sache gibt. Während es für diverse Stadtgründungen im Zuge der Ostkolonisation einiges an Informationen gibt, liegen andere Stadtgründungen völlig im Dunkeln. Spannend ist auch, dass es entgegen der Vorstellung von kontinuierlichen Entwicklungen von mittelalterlichen Städten teilweise starke Brüche gab. In Heidelberg wurde zum Beispiel ein älterer Stadtteil um die Peterskirche niedergelegt und im Raster der staufischen Stadt neu überbaut. Für Sie interessant könnte auch ein Artikel über die Pfalz und die Stadtentwicklung in Ulm sein.
Viele Grüße
Daniel Jünger