Stiftskirche Heilig Kreuz in Kaufungen
Wie angekündigt werde ich mich nun der Kaufunger Stiftskirche zuwenden.
Der Ursprüngliche Königshof in Kaufungen wurde aus der Not geboren. Zunächst hatte Heinrich II. seiner Frau Bamberg als Witwengut (dos) zugesprochen. Die Gründung eines neuen Bamberger Bistums im Jahr 1007 vertrug sich aber nicht mit der Aufgabe des Ortes als Witwengut und Bamberg wurde als Witwengut wieder eingezogen. Vor allem auf Seiten der Familie Kunigundes sorgte dies für Verstimmungen und Heinrich musste einen entsprechenden Ersatz liefern. So errichtete er ab 1008 den Königshof Kaufungen.
Ein speziell als Witwengut konzipierter Hof unterschied sich jedoch nicht von einem gewöhnlichen Königshof/Pfalz. Es waren genauso Höfe mit Zinspflichten Salhöfen. Dies zeigt auch die Vergangenheit: Adelheit erhielt unter anderem Trebur und Theophanu Tilleda.
Der Wandel zu einem Stift geschah erst 1017. Kaiserin Kunigunde war in Kaufungen schwer erkrankt und gelobte bei Genesung hier ein Benediktinerkloster zu stiften. Wahrscheinlich noch im selben Jahr wurde mit dem Bau der Rund 60m langen Stiftskirche begonnen. 1019 übertrug Heinrich II. dem Stift die zur Pfalz gehörigen zinspflichtigen Güter. 1025 wurde die Stiftskirche bereits geweiht und Kunigunde trat in den Stift ein. Hier verbrachte sie ihr Leben bis zu ihrem Tod 1033.
Im Westen der Kirche liegt der querrechteckige, massige Mittelturm, der von zwei runden Treppentürmen flankiert wurde. Ein großes Portal führte von Westen in eine Halle des Westbaus und über drei Portale in das Kirchenschiff. Die Treppentürme führten zu einer Empore die sich ebenfalls mit drei großen Bogenöffnungen zum Kirchenschiff hin öffnete. Die großen Bogenöffnungen und die hohe Masse des Turms war jedoch Gift für die Statik. Vor 1200 wurde die Empore vermauert, die Eingangshalle wurde im 13. Jahrhundert geschlossen und das Westportal wurde ebenfalls vermauert. In die untere Halle wurde ein Pfeiler eingezogen. Im Spätmittelalter wurden ebenfalls die Treppentürme niedergelegt. Nur der Nördliche wurde achteckig (!) wieder errichtet.
Die Empore ist heute wieder geöffnet, die unteren Arkaden jedoch noch immer verschlossen und werden leider teilweise von einer künstlerischen Interpretation des Sternenmantels Kaiser Heinrich II. verdeckt, was etwas unglücklich ist.
Kurzer Einschub: Von der in der mir vorliegenden Literatur verwendeten Bezeichnung „Westwerk“ im Zusammenhang mit dem Turm ist meiner Ansicht nach Abstand zu nehmen. Der Ausdruck „Westbau“ ist wesentlich unverfänglicher. Ebenso falsch ist der Ausdruck „Kaiserempore“. Im mir vorliegenden Kirchenfüherer (2004) wird Bunge („975 Jahre Kaufungen“) verwendet und eine Thron auf der Empore platziert so das der Kaiser den Gottestdienst verfolgen könnte. Dies ist aber genauso unwahrscheinlich wie die Idee die Stiftsdamen hätten dem Gottesdienst von Querhaus verfolgt. Die Platzierung der Stiftsdamen im Querhaus wurde erst mit Vermauerung der Empore notwendig. Diese sollten wie auch in Gernrode, Quedlinburg und Gandersheim (allesamt ottonisch!) den Gottesdienst von eben jener Empore aus verfolgt haben. Ebenso irrig ist Kiesows Annahme („Romanik in Hessen“ S. 234) wenn er schreibt der Westbau von Kaufungen sei Vorbild für Gernrode. St. Cyriakus Gernrode wurde bereits gute 50 Jahre früher mit einer Westempore errichtet, die später einem Westchor weichen musste!! [/Einschub]
Der Rest der Kirche erfuhr aber wesentlich einschneidendere Veränderungen. Das 8,5m breite Schiff mit seinen 3,5m breiten Seitenschiffen sollte im 13. Jahrhundert radikal umgestaltet und zur gotischen Hallenkirche umgebaut werden. Hierzu wurden das Langhaus der Basilika abgerissen und ein Großteil der nördlichen Seitenschiffmauern abgerissen. Das südliche Seitenschiff blieb in großen Teilen erhalten und aufgemauert. Der südliche Querhausarm mit kleiner halbrunder Apsis wurde nach einem Brand im 15. Jahrhundert abgerissen, bzw. erneuert. Bei dem nördlichen Querhausarm viel nur die Nordwand dem Umbau zum Opfer. Die etwas größere Apsis im Seitenschiff blieb erhalten.
Ab 1469 wurde ein neuer Chor mit mehreckigen Abschluß und Netzgewölbe gebaut.
Der Umbau zur Hallenkirche wurde nie abgeschlossen. Zwar trennen das Langhaus von den Seitenschiffen je 3 gotische Bögen, ein Gewölbe wurde aber nie eingezogen. Der Raum wurde mit einer Holzedecke bedeckt. Ohne die Gewölbe waren die Decken der Seitenschiffe niedriger als das des Langhauses, weshalb auch Teile der gotischen Bögen mit Holz hinterkleidet wurden, damit man nicht ins Gebälk sehen konnte.
Vom Urbau blieben noch Teile der ausgeschidenen Vierung erhalten, so auch 2 Kämpferplatten die das nördliche Seitenschiff vom Querhaus trennen.
Im nördlichen Seitenschiff, wo sich ein Marienaltar befand, findet sich in der Apsis ein kleiner Okuli, ein sogenanntes Sonnenfenster. Dieses Sonnenfenster leitete an einem bestimmten Tag des Jahres das Sonnenlich zu einem bestimmten Punkt, möglicherweise einem Altar oder einer Skulptur. Solche Spielerein war nichts außergewöhnliches und finden sich in mancher Kirche (z.B. Einhardsbasilika Michelstadt).
Interessant ist noch die südliche Außenmauer der Kirche (Seitenschiffwand). Hier finden sich noch vermauerte Fenster und Portale aus dem Ursprungsbau.
Quellen: Kiesow, Romaik in Hessen und Kirchenführer „Die Stiftskirche von Kaufungen und die Kaiserin Kunigunde“
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg