Trebur: Burgraben, Theobaldsgraben und fossato
Trebur ist schon ein verzwicktes Fleckchen Land. Ich hatte neulich mit jemandem über die „Mittelrheinische Beiträge zur Pfalzenforschung“ und der darin enthaltenen recht sinnlosen Burgdiskussion unterhalten.
Dabei wurde erwähnt, das im Dorf früher nur der Teil des Grabnes von der Laurentiuskirche bis zum alten Rathaus Burggraben genannt wurde. Im Westen wurde er Theobaldsgraben genannt, dort lag auch das Theobaldsfeld, mit der (unbewiesenen) Theobalds (oder Ewalds) Kapelle.
Die Ersterwähnung eines Grabens in Trebur erfolgte im Jahr 1277. In einer Urkunde tritt ein Wernherus in fossato als Zeuge auf. Also ein gewisser Werner der wohl am Graben wohnte. Die Erbauung des Grabens dürfte aber ein klein wenig weiter zurückliegen, an den Anfang des 13. Jahrhunderts datieren und aus den Streitigkeiten der Staufer und Welfen, bzw. der Konflikte deren Anhänger resultieren.
Eins vorweg: Ich glaube auch nicht das der „Burggraben“ einen Teil der Pfalz bildete. Was aber wenn der Graben ursprünglich „Graben (an) der Burg“ hieß? Burg bezeichnete ja ursprünglich nicht das was wir heute als Burg bezeichnen. Dazu eine kleine Exkursion:
Ein schönes Beispiel zum Begriff Burg liefert uns Luthers wohl bekanntestes Kirchenlied: „Eine feste Burg ist unser Gott“
Luther verwendet „Burg“ nicht im Sinne einer heutigen Burg. Dies hätte auch seine Zeitgenossen wenig angesprochen. Ein kleines zugiges Nest auf dem Berg, auf dem alles herangeschafft werden muss, auf dem es beengt zugeht und in der Not schon mal Hunde im Kochtopf enden… Nein, so eine Burg kann Luthers Gott nicht sein. Luther bezieht sich auf die städtische Burg – eine fortifizierte Stadt. Er steigert diesen Begriff noch in dem er der Burg das Adjektiv „fest“ voranstellt. Er macht damit aus der schon befestigten Stadt eine Festungsstadt – Uneinnehmbar und mit allem Komfort den eine Stadt eben zu bieten hat.
Hierbei klingt sowohl noch der Bezug zu dem (damals schon nicht mehr gültigen) Satz „Stadtluft macht frei“, als auch zur „himmlischen Stadt Jerusalem“ an.
Moderner könnte man das Lied vielleicht nennen “ Eine autarke unterirdische Führungsanlage, wie sie in einem James-Bond-Film der 60er und 70er Jahre ein Blowfield besitzt, ist unser Gott“, hört sich aber nicht so gut an 😉
Wenn nun nur der östliche Teil des Treburer Grabens als Burggraben bezeichnet wird, könnte er sich dann vielleicht auf auf eine ältere befestigte Siedlungsphase hinweisen?
Möglich ist alles. Dazu werde ich mir morgen mal den Plan zur Ortsentwicklung vorknöpfen, den Dr. Görich einmal entwickelt hat, denn der hat einen kleinen Hinweis versteckt den ich bisher nicht beachtet hatte und auf den ich durch Quedlinburg (mal wieder) gestoßen wurde.
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…
Ein kurzer Gruß von einem stillen Leser, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr! Danke für dieses schöne inspirierende Blog!
Ja, hattest Du ja schon oben im Text geschrieben. Ich hatte es vergessen. Aber auch von dort hätte er rasch…
Wenn ichs richtig im Kopf habe war er in Worms, Lorsch, Salmünster und Weihnachten dann in Regensburg. Aachen wurde wohl…
PS: wenn Karl III zur Zeit des Überfalls auf Paris (November 885) noch in Ostfranken ist (ggf. Aachen, das ja…