Der größte Feind der Pfalzen
Der größte Feind der Pfalzen waren wohl nicht die kriegerischen Auseinandersetzungen, sondern der zahn der Zeit. Aus der Zeit der Karolinger gibt es einige Überlieferungen die sogar Einzug in die deutsche Sagenwelt gehalten haben. So etwa der Vorfall Ludwigs des Deutschen in der villa Flamersheim:
Von König Ludwigs in Deutschland Härte und Stärke wird erzählet wie folgt: Es geschah auf einem Heerzug, daß eine Laube oder Kammer unter ihm einging er hinunterstüzte und eine Rippe Rippe ausfiehl. Allein er verbarg den Schaden vor jedermann, vollbrachte seine Reise, und es heißt, die, welche dieselbige Zeit ihn begleiteten, haben seine Rippe im Zug klappern hören. Wie alles ausgerichtet war, zog er gen Ach (Aachen) und lag zwei Monat im Bett nieder, ließ sich erst da recht verbinden.
„König Ludwigs Rippe klappt“ aus Deutsche Sagen der Brüder Grimm
Regino von Prüm weiß von dem Vorfall folgendes zu berichten:
Als Ludwig (der Deutsche) und Karl (der Kahle) mit ihren Optimaten und Vornehmsten nach Meersen kamen, teilten sie das einstige Reich Lothars zu gleichen Teilen unter sich auf. Wie aber diese Teilung vor sich gegangen ist, hatten wir zu bemerken für müßig, weil es allen bekannt ist. Karl hielt sich mit der gesamten Versammlung bei Herstal auf, weil ihm dieses palatium in dem Teil zugefallen war, Ludwig aber, durch seinen schlechten Gesundheitszustand benachteiligt, kehrte zum palatium in Aquä zurück, wo er fast zwei Monate das Bett hütete. Als schließlich Ludwig, von den östlichen Landen kommend, das Gebiet der Ribuarier betreten hatte, nahm er Herberge auf dem königlichen Gute Flameresheim, und als er dort, von einer großen Anzahl Begleiter umgeben, das solarium des Hauses bestieg, brachen plötzlich die Balken, die wegen des hohen Alters durch Fäulnis morsch geworden waren. Das solarium stürzte zusammen, und unter seinen Trümmern wurde der König stark zerquetscht, so daß sich zwei Rippen aus ihrem Verbande lösten.
Nun mag man denken:“ Na gut, was ist schon Flamersheim!“, aber nicht nur in der Villa Flamersheim gab es solche Vorfälle, auch in Aachen geschahen solche Einstürze!
So berichtet Einhard , dass am Himmelfahrtstag des Jahres 813 (war der 5. Mai)eine von Karl „in mühsamer Anstrengung“ errichtete porticus zwischen aula und basilica bis zu den Fundamenten in sich zusammen gefallen sei.
Die Annales regni Francorum hingegen berichten vom Jahr 817, dass am Gründonnerstag dieses Jahres Ludwig der Fromme der vom Gottesdienst kommend eine hölzerne porticus durchschritt und diese mitsammt 20 weiterer Personen in sich zusammenfiel und alle zu Boden stürzen ließ.
Ich gehe mal nicht davon aus das die Karolinger eine genetische Veranlagung hatten Gebäudeteilen zusammenstürzen zu lassen. Man muss verstehen das zu dieser Zeit Hölzer nicht oder nur in geringem Maße impregniert wurden oder werden konnten. Um Beispielsweise Hölzer die Pfostenlöchern in der Erde steckten wurden sie angebrannt. Auch Mörtel konnte durch Regen ausgewaschen werden und Bruchsteinmauern in sich zusammenfallen lassen.
Wahrscheinlich wurde auf Kirchen oder ähnliche repräsentative Gebäude mehr geachtet aber auch diese blieben nicht vom Verrotten verschont. Man stelle sich nun eine wirklich vernachlässigte Pfalz oder Königshof vor. Nach einigen Jahren war hier nichts mehr brauchbar! Und selbst wenn die Bauweise im 11. Jahrhundert stabiler war, wird eine kleine Pfalz wie Trebur, die vernachlässigt wird und eigentlich keinen Herrscherbesuch mehr erwartet sehr schnell herunterkommen und wenn die Gebäude einmal eingestürzt sind, bleibt nichts anderes mehr als sie abzutragen und das Beste aus den Resten zu machen.
„Ich gehe mal nicht davon aus das die Karolinger eine genetische Veranlagung hatten Gebäudeteilen zusammenstürzen zu lassen.“ <- Wirklich interessante Idee! ;o)
Vielleicht kann man hier auch von einem Topos ausgehen, wenn folgend von einem Wiederaufbau oder Neubau berichtet wird. So bot sich dem jeweiligen Herrscher die Möglichkeit seine Tatkraft etc. zu demonstrieren.
Gruß
Marco
Ich glaube nicht, denn über den Wiederaufbau in Aachen wird nichts berichtet, was die Wissenschaftler schier in Verzweiflung bringt, da der Gebäudeteil nicht zuzuordnen ist. Die Vorgänge wahren wohl nur erwähnenswert, wenn sich der Herr Kaiser von der Hamburg-Stammheimer verletzt hat.