Schlafparalyse und ein Wunder
Vergangene Nacht war es mal wieder so weit. Ich durfte das Wunder der Schlafparalyse erleben. Naja, ich könnte auch gut drauf verzichten das bewußt mitzuerleben….
Für alle die nicht wissen sollten was das ist: Schlafparalyse tritt automatisch beim Einschlafen (Ausschüttung von Hormonen) auf und verhindert, das wenn man von einem Marathonlauf träumt nicht auch wirklich im Bett mitläuft, sondern ruhig liegenbleibt. Hat man keine Schlafparalyse schlafwandelt man.
Nun hat mein Hirn eine blöde Eigenschaft. Wenn ich im Schlaf ein Geräusch höhre, gibt es eigentlich 2 Möglichkeiten was passiert:
1. Ich wache auf
2. Ich schlaf weiter, weil ich nichts mitbekomme
oder eben es kommt zu Fall 3, der ein Mittelding aus den beiden Anderen ist. Ich werde wach obwohl mein Hirn noch schläft, d.h. ich mach die Augen auf, nehme meine Umwelt wahr, aber die Schlafparalyse ist noch voll da und ich kann mich nicht bewegen. Ein extrem beschissenes Gefühl! Laut Wikipedia erleben das etwa 25% der Menschen einmal, die meisten tun es aber dann einfach als Albtraum ab. Ich habe das mehrfach im Jahr, so zwischen 5-10 mal.
Man liegt da und kann sich einfach nicht bewegen! Es fühlt sich an als ob man mit riesigen Gewichten niedergehalten würde und wenns ganz doof kommt, wie es bei mir meißtens der Fall ist, hat man dann auch noch hypnopombe Halluzinationen. D.h. Traum und Wirklichkeit vermischen sich. Man nimmt an das es einige Menschen in solchen Momenten glauben von Aliens entführt zu werden. Auch Vampirgeschichten können hier ihren Anfang haben, oder etwa die Angst lebendig begraben zu werden. Ich hab in so einem Moment mal wirklich von einem Nachtmahr geträumt der auf mir sitzt und mir die Energie aussaugt…
Manche Menschen können diese Momente nutzen um ins luzide Träumen, dem bewußten Träumen, überzugehen. Kann ich aber nicht. Die Situation ist einfach zu beängstigend, mir gehen dann eher Bilder von „Johnny zieht in den Krieg“ oder so durch den Kopf was nicht gerade nützlich ist.
Warum ich das schreibe?
Als ich vergangene Nacht die Starre endlich abgeschüttelt hatte und meine Nerven wieder sortiert hatte, ging mir durch den Kopf wie ein Mönch das wohl im Mittelalter empfand. Ich stelle mir vor der Mönch liegt in seiner Zelle fühlt diese Beklemmung, kann sich nicht mehr bewegen. Es ist klar für ihn: entweder will ein Dämon Besitz von ihm ergreifen oder er hat es bereits getan. Ihm bleibt nur eine Möglichkeit: Beten was das Zeug hält. Witzigerweise löst er, wenn er wirklich „fest im Glauben“ ist einen luziden Traum aus und vielleicht taucht in seinem nun selbstbestimmten Traum auch der heilige Michael mit Flammenschwert auf und vertreibt den vermeindlichen Dämon.
Am nächsten Morgen oder noch in der Nacht erzählt er das Geschehen seinen Mitbrüdern und schon haben wir ein Wunder…
Das ist der Stoff aus dem Mythen sind!
Hm, ich glaube Halluzinationen sind höchstens in Einzelfällen Ursprung von Mythen. Die meisten Mythen dürften sich eher aus einen im menschlichen Verhalten angelegten Wunsch nach Vorhersagbarkeit seiner Umwelt erklären. Wenn er (der Mensch) nicht genug Informationen hat, um seine Umwelt komplett vorhersagen zu können (oder ihm die geistigen Fähigkeiten dazu fehlen oder seine Umwelt eben nicht vollständig deterministisch ist), füllt er seine Wissenslücken mit Mythen. Hinzu kommt dann noch, dass Mythen auch Moralvorstellungen und damit die gesellschaftliche Ordnung transportieren. Religion ist so gesehen nichts als ein Moralmythos.
Allerdings greifen Mythen auf das kollektive Unbewusste zurück, so gesehen hat es dann also doch was mit Traumwelten zu tun. Der Mythos als kollektiver Traum einer Gesellschaft. Überhaupt ist das, was der Mensch für real hält, ja nur die Interaktion seines eigenen Weltbildes mit der Realität, wobei die Realität immer im Sinne des Weltbildes (um)gedeutet wird. Man könnte auch sagen, dass wir uns ganz ohne Halluzinationen eine persönliche Realität herbeihalluzinieren…
Spätestens jetzt dürftest Du gemerkt haben, dass ich auch mal Philisophie-Vorlesungen besucht habe ;-).
Ich hab mich auch mal mit luziden Träumen beschäftigt, aber die bewusst herbeizuführen, ist mir auch nie gelungen. Allerdings wenn man sich ne Zeitlang damit beschäftigt, kommen sie gelegentlich ganz von selbst. Sonderlich spektakulär ist das aber nicht, im Prinzip wird man sich während des Traums bewusst, dass man träumt, was durchaus interessante und auch sehr intensive Träume gibt, man kann diesen Schwebezustand aber nicht lange durchhalten, entweder wacht man auf oder verliert wieder das Bewusstsein – im wahrsten Sinne.
Philosophie ist auch ein interessantes Thema, hab mich aber nur mal in der Schule in einer AG mit Psychologie auseinander gesetzt. Psychoanalyse nach Jung und Adler und sowas mit Eltern-Ich und Über-Ich und sowas…. Ist aber lange her 😉
Einen luziden Traum unter normaler Bedingung hinzubekommen, ist nicht das Problem. Das hat schon geklappt. Leider nicht unter der Situation des bewußten Erlebens einer Schlafparalyse. Da werden echte Urängste wach. Es heißt zwar sowas dauert nur max. 2 Minuten, aber es kommt mir wie Stunden vor
Aber es stimmt was du sagtst. der Mythos als solches war vorher schon da. Erst aus dem Mythos kann dem Mönchlein der Traum erwachsen. Genauso wie die Alienentführungen erst nach H.G.Wells/ Orson Welles begannen. Vielleicht hätte ich schreiben sollen: Und so wird eine Heiliger draus;-)