Belagerungen und Belagerungsgerät der Karolinger
Die wohl ausführlichste Beschreibung einer Belagerung in karolingischer Zeit ist sicherlich die Belagerung von Paris durch die Nordmänner 885/886 durch Abbo von St. Germain. Abbo nennt dabei auch Belagerungsgerät. Das Belagerungsgerät das genannt wird ist natürlich das der Nordmänner in ihrer Eigenschaft der Belagerer. Doch die Nordmänner sind nicht die Erfinder dieser Belagerungsgeräte. Sie haben sie selbst auf ihren Beutezügen kennengelernt. Als gute Handwerker, die sie auf langen Seefahrten sein mussten, war es ihnen ein Leichtes, die vorgefundenen Geräte zu kopieren.
Explizit werden mangana genannt. Die Mangone ist ganz ähnlich dem römischen Onager aufgebaut. Ein als Torsionsgeschütz konzipiertes Katapult. Torsionsgeschütz bedeutet das es seine Kraft aus dem Verdrehen von Seilbündeln bezieht. Dies war schon zur Zeit der Römer die Standardmethode, Energie zu speichern und mit dem Auslösen schlagartig freizusetzen. Letztendlich bedeutet dies die Nutzung von Katapulten, mit denen man Steine gegen und über Mauern schleudern konnte.
Weiterhin wird das pluteus erwähnt. Bei dem Pluteus handelt es sich um eine mobile Schutzwand. Im Falle der Belagerung von Paris war diese aus Weidengeflecht und mit der Haut von Rindern bespannt. Wohl weniger Leder als eher Rohaut, denn es ist keine Rede davon, dass die Häute gegerbt wurden.
Diese Geräte konnten aber auch komplett aus Holz bestehen. Sie dienen grundsätzlich dem Schutz der Angreifer, wenn man sich einer Mauer nähern will.
Die Verteidiger nutzen nach Abbo balistae, also Ballisten, die sich wohl auf den Mauern und Türmen der Stadt befanden. Dabei handelt es sich wieder um Torsionsgeschütze mit zwei Wurfarmen. Am ehesten kann man sich sowas als eine zu groß geratene Armbrust vorstellen. Mit diesen Geräten konnten sowohl Steine verschossen werden, als auch Pfeile, Bolzen oder gar Spieße. Ebalus, Abt von St.Germain de Pres, soll mit diesem Gerät mit einem Schuss 7 Nordmänner aufgespießt haben.1
Pierre Riché vermutet eine Entstehung der Blide in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, bzw. in der Zeit der Belagrung von Paris. Er beruft sich dabei auf Regino von Prüm , der jedoch nur von “ungewöhnlichen Maschinen” schreibt, die sich im Besitz Karls des Dicken befunden haben sollen.2 Wenn Richés Vermutung zutreffen sollte, handelte es sich jedoch nicht um eine Gegengewichstblide, sondern um eine Zugblide, bei der statt des Gegengewichtskastens, Seile angebracht sind , an denen mehrere Personen ruckartig ziehen.
Ein weiteres Belagerungsgerät der Nordmänner wird namentlich nicht genannt und nur beschrieben und sorgt daher für Verwirrung. Gerade ältere Texte, und vor allem auch Stiche und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts , sehen in diesem Gerät 3 mächtige Belagerungstürme. Die neuere Deutung vermutet eher eine große, überdachte Ramme. Also eine Katze mit Widder. Abbo beschreibt diese Geräte als aus Eichenholz gebaut, jeweils mit 16 Rädern, geschützt mit einem Dach, sollen sie jeweils 60(!) behelmte Krieger fassen können.3
Was in anderen Quellen immer wieder genannt wird, ist der Begriff die testudo – Die Schildkröte. Bachrach sieht darin nicht nur die bekannte römische Formation, also das halten der Schilde über dem Kopf, um sich zu schützen, sondern eine überdachter Schutz, also eine Katze.4
Diese testudo, wohl in allen möglichen Varianten, taucht in Texten immer wieder auf. Auch explizit mit Schilden gebildet, wobei diese Schilde auch auf ein Gestell montiert gewesen sein könnten. In karolingischer Zeit meint das wort testudo scheinbar ganz allgemein einen mobilen, nach oben gerichteten Schutz. Als letztendlich sowohl die römische Formation, als auch die Katze als Belagerungsgerät.
Etwas, das nicht explizit bei der Pariser Belagerung erwähnt wird, aber immer wieder in einigen Bearbeitungen zur Pariser Belagerung vermutet wird, ist das unterminieren der Mauern. Für andere Belagerungen wird es aber explizit erwähnt. Unterminieren war etwas , das ich bisher in der Hauptsache mit der Belagerung von Wien durch die Türken , oder dem Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg in Verbindung gebracht habe, tatsächlich aber war es ein elementarer Bestandteil der Belagerungstechnik. Es wurden Tunnel unter die Mauern getrieben, die dann zum Einsturz gebracht wurden, etwa in dem stützende Balken in Brand gesteckt wurden.
Nun möchte ich an dieser Stelle noch einige Belagerungen der Karolinger vermerken:
776 Werden die Franken auf der Syburg von Sachsen belagert, die dort Belagerungsmaschinen einsetzten. Doch wie die Annalen berichten, schädigen sich die Sachsen angeblich mehr selbst als dass sie den Franken mit den Maschinen Schaden zufügen, so das sie zu Fackeln greifen, was aber durch Gottes Eingreifen zunichtegemacht wird. Was nun diese Maschinen sind wird nicht erwähnt.
Die Belagerung Barcelonas 800 bis 801 wurde durch Karls Sohn Ludwig durchgeführt, der durch Truppen aus Septimanien, Aquitanien unterstützt wurde. Hier berichtet Ermoldus Nigellus, mehr lyrisch , denn als Geschichtsschreiber.
Die Truppen Ludwigs griffen die Stadt im Schutz der testudo, mit Leitern und Steinen an. Dann fertigten sie Rammen, die die Mauern erbeben ließen, was den Kommandanten der Stadt Sa’dun al-Ru’aini, im fränkischen Zado genannt, dazu veranlasste, die Mauern zu verstärken.
Auch Bogenbeschuss kommt zum Einsatz. Da aber die Rammen den Toren nichts anhaben können , geht man zum Unterminieren der Mauern über.
Da die von Barcelona erhoffte Verstärkung aus Cordoba nicht eintrifft, führt Zado einen Ausfall an und wird gefangen genommen. Die Belagerung dauert noch einen weiteren Monat, wobei die Zinnen der Stadt mit Pfeilen eingedeckt werden, so dass sich kein Maure mehr blicken lässt. Was aus der Unterminierung und den Rammen wird, ist nicht überliefert.
866 kommt es zur Schlacht von Brissarthe, bei der sich Nordmänner unter Hastings in einer Kirche verschanzen. Die Franken belagern sie und errichten dabei Wälle, hinter denen sie ihre Belagerungsmaschinen positionieren. Welche das sind, wird nicht erwähnt. Wahrscheinlich sind es aber Fernkampfwaffen, wie die balista oder mangana.
894 belagert Arnulf von Kärnten Bergamo. Nachdem man am ersten Tag keinen Erfolg hatte, wurde die Stadt am folgenden Morgen mit Steinen beschossen. Kämpfer drangen im Schutz der testudo an die Mauern vor und deckten somit den Versuch, die Mauern zu unterminieren. Die Belagerten sollen erfolglos Fässer mit Steinen auf sie geworfen haben. Tatsächlich schaffen es die Franken, die Mauern zum Einsturz zu bringen. Der belagerte Graf Ambrosius, der noch versucht hatte, in einen Turm zu flüchten, wird vor die Tore der Stadt geschleift und in voller Rüstung gehängt.
896 belagerten die Ostfranken unter Arnulf von Kärnten Rom. Die Witwe des Kaisers Wido von Spoleto war von ihrem Sohn zur Verteidigung der Stadt zurückgelassen worden, um eine Kaiserkrönung Arnulfs zu verhindern. Die Ostfranken beschießen die Stadt mit Steinen, die Mauern wurden unterminiert und Leitern an die Mauern gestellt. Die Tore werden schließlich mit Axtschlägen aufgebrochen und die Stadt eingenommen, wo Arnulf sich nun zum Kaiser krönen lassen kann.
Oh ja gerne!
Hallo, Bei Recherchen zur Tunika Heinrich des Zänkers bin ich auf eine ähnlich Lösung gekommen, ich habe mir das Stifterbild…
Hab jetzt gerade Terra X schauen wollen. Seit neusten mit KI generierten Stimmen. Diese Entwicklung gefällt mir nicht. Ich muss…
Gut gelungen. Dieses Miniriemchen im Riemendurchzug der Scheide hält das Ganze.
Freunde von mir waren schon da. Ich weiß nur nicht ob ich selbst schaffen werde :-(