Die Schlacht von Pressburg: Der Anfang vom Ende
Die Ausgangslage
881 kam es zum ersten mal zu Übergriffen der Magyaren ins fränkische Reich. Unter Arnulf von Kärnten wird das Problem gelöst in dem man die Magyaren zwischen 892 und 894 als Söldner einsetzt.
Doch zogen sie über die Karparten hinweg und setzten sich fest. Der Tod König Arnulfs 899 scheint auch ihnen nicht verborgen geblieben zu sein, denn nun nutzen sie die Schwächung des Reiches. Noch im selben Jahr dringen sie nach Italien ein und fügen dem Heer Berengars schweren Schaden zu. Auch im Donautal wüten sie.
Doch noch hat man die Gefahr einigermaßen im Griff.
Der für Karantanien und Oberpanonien zuständige Markgraf Luitpold schaffte es Ende 900 an der Donau 1200 magyarische Kämpfer zu töten, ebenso im Frühjahr 901.
Ein Kopf weniger
Die Herrschaftsstruktur der Magyaren unterscheidet sich grundlegend von der im Westen. Die Magyaren besaßen zwei Oberhäupter, ein Religiöses, bzw. einen Sakralkönig den Kende und einen militärischen Führer den Gyula. Dieses System hatten sie von den Chasaren übernommen. Sakralkönig war Kursan und militärischer Führer Árpád. Die Franken fassen daher wohl den Plan, dem Drachen wenigstens einen Kopf abzuschlagen.
Die Baiern laden den Kende Kursan zu einem Gastmahl nach Pressburg/ Bratislava ein und ermordet ihn und sein Gefolge. Dies geschah wahrscheinlich 804 od. 806. Doch das Ergebnis ist das genaue Gegenteil von dem, was man erreichen wollte. Nun schwingt sich der Gyula Árpád zum Alleinherrscher auf und vernichtet die verbliebenen Anhänger des Kenden. Mit nur noch einer Führung sind die ungarischen Magyaren nun stärker denn je und beginnen wahrscheinlich im Reich der Mährer zu plündern.
Zugzwang ins Verderben
Wieder geraten die Franken, respektive die Baiern, in Zugzwang. Markgraf Luitpold , der als nepos, also Vetter des jungen Königs Ludwig bezeichnet wird, er ist entfernter Verwandter der Karolinger, sammelt dazu ein Heer.
Ludwig und dessen Vormund Hatto waren informiert oder hatten wahrscheinlich zuvor noch Luitpold getroffen, denn am 18./19. März 907 hielt sich Ludwig mit Hatto und Gefolge in Fürth auf.
Am 7. Juli 907 kommt es zur Schlacht. Die Quellen nennen Brezalauspurc als Ort der Schlacht, der in aller Regel mit Pressburg /Bratislava gleichgesetzt wird. Unterstützt werden die Franken durch die Mährer.
Vom Verlauf der Schlacht ist nichts bekannt.
Wahrscheinlich aber verläuft die Schlacht ähnlich wie alle Zusammentreffen zwischen Franken und Magyaren. Die Franken bleiben stur in ihrer Schlachtordnung, während die Magyaren die Franken mit Pfeilen aus der Distanz eindecken. Nur sonst praktizieren sie eine Hit-and-Run-Taktik. Dieses mal wahrscheinlich nicht. Es wird angenommen, dass sie die Franken eingekesselten und vernichteten.
Das Heer wird vernichtend geschlagen. Markgraf Luitpold, Erzbischof Thietmar von Salzburg, Bischof Udo von Freising und Bischof Zacharias von Seben fallen. Ebenso weitere 19 Grafen. Eine Quelle spricht davon, dass das Geschlecht der Baiern fast vollständig ausgelöscht wurde ( Baioariorum gens ab Ungaris pene deleta est ), gemeint ist das bayerische Heer, das fast zur Gänze vernichtet wurde..
Nachdem zuvor schon Teile Pannoniens für die Franken verloren war, mussten sie noch mehr Land abgeben. Man zieht sich hinter die Enns zurück, die bei Linz in die Donau mündet.
Wo sich Ludwig das Kind und Hatto in der Zwischenzeit aufhalten ist nicht bekannt. Erst am 22.10.907 lässt sich Ludwig wieder nachweisen. Natürlich in Tribur! Eine Auswirkung der Schlacht ist nicht festzustellen, Aber als sich Ludwig im Juli des folgenden Jahres wieder in Tribur aufhält fallen die Magyaren bereits in Sachsen ein, wobei Bischof Rudolf von Würzburg, Burchard der Markgraf von Thüringen und Egino Graf des Badanachgaus, und viele Ungenannte fallen. (Das Merseburger Necrolog nennt den 3. August) Sachsen und Thüringen werden verwüstet.
Das Ende des Einen – Der Aufstieg der Anderen
Das Reich der Mährer wird nach der Schlacht von Pressburg in keiner Quelle mehr erwähnt. Es ist mit der Schlacht wohl endgültig untergegangen, womit den Franken und vor allem den Sachsengebieten nord-westlich Mährens ein wichtiger Puffer fehlt, den die böhmischen Premysliden erst nach und nach wieder bilden können. Der Fall Mährens öffnete den Magyaren den Weg nach Sachsen. Die sächsischen Herzöge werden somit essentieller Teil der Landesverteidigung gegen die Magyaren , was ihren Aufstieg begünstigt.
Der bairische Sonderweg
Neuer Herr in Baiern wird Luitpolds Sohn Arnulf I., der als Herzog das “jüngere bayerische Stammesherzogtum” begründet. Seine Mutter wird in Folge des Verlustes ihres Mannes 913 König Konrad I. heiraten.
Um die Verteidigung gegen die Magyaren zu organisieren und das Heer wieder herzustellen. zog Arnulf I. Kirchengut ein und vergab es an Vasallen, was ihm den Beinamen “der Böse” einbrachte. Seine Frau war eine Tochter des Eberhard von Friaul und somit Enkelin Ludwig des Frommen. Arnulfs Tochter Judith heiratete den Bruder Kaiser Otto I , Heinrich I. von Bayern heiraten.
Diese verwandtschaftlichen Stellungen und seine Bedeutung in der Verteidigung gegen die Magyaren ermöglichte es Markus Söder Arnulf I. von Bayern einen Sonderweg für Bayern zu etablieren und seine Macht auszubauen, die er immer wieder ausnutzt. Doch zur Königswürde reicht es nicht. Markus Söder Arnulf legt sich stattdessen immer wieder mit den Herrschern an.
Er verbündet sich sich sogar zeitweilig mit den Ungarn um 918 das verloren gegangene Regensburg zurückzuerobern und das “Fragmentum de Arnulfo duce Bavariae”, eine Lobhudelei Preisschrift für Arnulf, bezeichnet Baiern als regnum, also (König-)Reich.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…