Byzanz, Papst und Franken – Karls Kaisertum – Teil 4
Karl der Große, Das Kaisertum und die renovatio imperii
Für Byzanz scheint Karl nur ein Übel gewesen zu sein, von dem hoffte dass sich das Problem eines fränkischen Königs auf dem Weströmischen Kaiserthron mit dem Tode Karls erledigt hätte. Die Byzantiner waren natürlich über die fränkischen Rieten informiert. Man kannte wohl noch gut die Probleme, die Reichsteilungen unter den Söhnen der Herrscher hervorgerufen haben.
Einige Male versuchte Byzanz einen weströmischen Kaiser einzusetzen. Der bekannteste war als der oströmische Kaiser nach der Ermordung Odoakers Theoderich die Herschaftsinsignien des Weströmischen Kaisers sandte. Wahrscheinlich sollte Theoderich einen Herrscher im Auftrag von Byzanz einsetzten.1 Theoderich aber macht dies nicht.
Es sind jedoch solche Geschichten die Karl dem Großen durchaus bekannt gewesen sein dürften. Schließlich ordnete er auch an an die “uralten, heidnischen Lieder, in denen die Taten und Kriege der alten Könige besungen wurden (…)” in seiner Muttersprache aufzuschreiben2 Einhard notierte dies übrigens direkt nach der Erwähnung der Kaiserkrönung in Cap 28. in der er auf die Eifersucht des byzantinischen Kaisers hinweist!
Es ist also anzunehmen das Karl der Grundstock der Dietrichsepik und das was später das Nibelungenlied bilden sollte kannte und gerade Dietrich/Theoderich hatte es ihm angetan.
Er ließ ein Reiterstandbild Theoderichs aus Ravenna nach Aachen bringen und stellte es 801 in der Pfalz auf. Dies tat er wohl im Bewusstsein eines positiven Dietrich Bildes, das er hatte. 3
Karl nannte Aachen auch Lateran, und während es am echten Lateranspalast in Rom eine Statue Marc Aurels gab ( die für Kaiser Konstantin gehalten wurde und heute das Einzig erhaltene römische Reiterstandbild ist ) gab es somit an Karls Lateran die Statue eines germanischen Herrschers. Thürlemann sieht darin einen Ausdruck Karls seinen Herrschaftsanspruch rein auf Westrom zu beziehen und Ost-Rom auszuklammern.
Wir wissen nicht, wie das Reiterstandbild des Theoderich aussah, das Karl der Große aus Ravenna mitnahm. Es gibt die Idee, das die kleine Bronzestatue, die in Paris verwahrt wird und Karl den Großen darstellt, ihr Vorbild im Reiterstandbild Theoderichs hat. Zum Einen gibts dafür keinen Beweis, zum Anderen ist das fast unerheblich, da die kleine Figur fränkische Tracht trägt.
Möglicherweise gab es aber ein weiteres Reiterstandbild Theoderichs. Das Regisole ( Sonnenkönig). Es stand ursprünglich in Ravenna, kam nach Mailand und endete 1335 in Pavia. Dort inspirierte es viele Renaissance Künstler. 1796 wurde es von Jakobinern, als Zeichen der Monarchie, zerstört.
Es gibt einige Holzschnitte und Stiche der Figur, aber nicht sehr detailreich. Was man aber erkennen kann ist, dass die Schulterpartie einen Pteryges aufzuweisen scheint. Sonst scheint sich die die Figur nicht wesentlich vom Reiterstandbild Marc Aurels zu unterscheiden. Wenn Karls Theoderich Bronze dem ähnlich war, hätte kein Betrachter, ohne entsprechendes Hintergrundwissen erkannt, dass es sich um einen Germanen und nicht um einen Römer oder Byzantiner handelte!
Ich würde daher weiter gehen als Thürlemann. Karl hätte wohl im 8./9.Jahrhundert ohne weiteres auch eine andere Statue aus Rom mitnehmen können. Mit Sicherheit gab es davon auch in Rom in noch einige und mit Sicherheit hätte der Papst ihm eine Ausgehändigkeit. Thürlemann geht in seiner Idee von einer Außenwirkung der Statue aus. sie hätte also von einem byzantinischen Diplomaten unmissverständlich als Germane bzw. als Theoderich erkennbar sein müssen. Aber allein die Mosaike in Ravenna zeigen das die von Theoderich verwendete Kunstform in nicht wesentlich von byzantinischen Mosaiken der Zeit zu unterscheiden ist.
Gehen wir also davon aus, das Karl sich nicht nur des Grundstocks der Dietrichepik bewusst war. Er wusste wahrscheinlich auch, dass Byzanz Theoderich die Insignien Westroms gesandt hatte, um einen Kaiser zu designieren. Wenn er sich nun ausgerechnet Theoderich in die Pfalz stellt, nachdem er zum Kaiser ernannt wurde, dann wohl um sich als Ergebnis dieser Designierung zu zeigen.
Somit konnte er gegenüber Byzanz sagen: Seht her, das ist Theoderich. Ihr habt ihn gesandt um einen Kaiser für Westrom zu bestimmen, und nun bin ich hier und Theoderich ist an meiner Seite.
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…
Großartig! Und deprimierend. Ich habe den Artikel von Google News vorgesetzt bekommen, und er war völlig in style. Vom letzten…