Der Weg zur ottonisch-salischen Pfalz Tribur – Teil 3 – Saalbau 1
Bevor wir nun, wie im letzten Teil der Serie zur ottonisch-salischen Pfalz Tribur angekündigt, versuchen werden einen spätottonisch-/frühsalischen Saalbau für die Pfalz zu finden, ist zunächst ein bisschen Grundlagenarbeit notwendig.
In meinem Manuskript sind dies zur Zeit etwa 4 Seiten in DIN A4, weshalb ich das an dieser Stelle ein wenig raffen werde um nicht alle zum Einschlafen zu bringen.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Karolinger. Wie schon oft gesagt gibt es keinen universellen Bauplan für eine karolingische Pfalz. Sie kann Anleihen an römische und byzantinische Palastarchitektur haben, wie in Ingelheim oder Aachen, möglicherweise auch Samoussy. Kleinere Pfalzen könnten komplett aus Holz gewesen sein und sich in Hallenbauten an germanischen Vorbildern orientieren, vergleichbar etwa mit der im Beowulf beschriebenen Methalle.
Aachen und Ingelheim besitzen einen Saalbau mit Apsis, nach antiken Vorbildern, Samoussy, Quierzy und Paderborn dagegen einen rechteckigen Saal ohne Apsis. Die Pfalz Arnulfs von Kärnten sollte, wenn die Identifikation Max Piendls als im Bereich von St. Emmeram in Regensburg gelegen, korrekt ist, zwei Conchen besessen haben. Es zeigt sich also kein Einheitliches Bild zu jener Zeit. Und doch lohnt es kurz einen Blick auf die Pfalz bei St. Emmeram in Regensburg zu werfen.
Ich hatte über die Pfalz bei St Emmeram hier und hier geschrieben, daher nur sehr verkürzt. Der Saalbau der Pfalz zeigt sich als längsrechteckiger Raum in Nord-Süd-Richtung, der mir zwei Conchen abschließt. Ob er doppelstöckig war lässt sich nicht sagen. Bei den Conchen schloss sich in Richtung Osten eine Kapelle an die die allgemein Kapelle der Pfalz gewesen sein sollte. Sie lag neben der älteren und kleineren Emmeramsbasilika. Im Norden endete der Trakt mit dem Saalbau in einem repräsentativen Tor, an das wiederum eine Kapelle anschloss, die Privatkapelle des Königs. Die Form dieser Pfalz wird noch interessant.
Während des frühen 10. Jahrhunderts, unter Heinrich I. kommt es zu vermehrten Einfällen der Ungarn, die zuvor schon eingesetzt hatten. Dementsprechend verändern sich auch die Pfalzen. Tilleda, Werla, Salz, alles Anlagen die mehr auf Verteidigung denn auf Repräsentation ausgelegt sind. Die Gebäude in der Hauptburg der Pfalz liegen in lockerer Streulage, meist abseitig vom Eingang. Eine Systematik oder Ähnlichkeit der Gebäudeanordnungen ist nicht erkennbar.
Mit dem Ende der Ungarneinfälle besteht auch kein Bedarf mehr an rein befestigten Anlagen. Die Repräsentation tritt wieder stärker in den Vordergrund. Wieder ändert sich das Schema. Und zwar eines das bald schon überall Verwendung findet.
Ob Grone/Grona dieses neue Schema bereits bei ihrer Ersterwähnung 915 besaß ist unklar. Es könnte auch sein, das dies im Zusammenhang mit dem Ausbau Heinrich II. stammen. So geht Binding vom frühen 11. , Jacobsen von der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. aus. In Grona befindet sich in Randlage, abgewandt von den Eingängen, ein langgestreckter Bau, der sowohl Wohnräume als auch Saalbau enthält. Nur wenige Meter daneben findet sich die Kapelle. Einer im Norden befindlicher größerer Bau ist späteren Zeitpunkts.
Dieses Bauschema findet sich auch in der Pfalz Duisburg. Wieder ein langestreckter Bau, der Saalbau, der Saal und Wohnräume enthält. einige Meter daneben die Kapelle. Auch als 1015 in Paderborn durch Meinwerk für Heinrich II. eine neue Pfalz errichtet wird entsteht ein langer, zweistöckiger Saalbau mit direkt anschließenden Wohnräumen an die, nun direkt verbunden, die Ikenbergkapelle anschließt. Ein weiter Trakt geht im rechten Winkel ab und und schließt an die Bartholomäuskapelle an.
Quasi als Protoyp und Idealtyp dieser Anlagen sieht Walter Burandt1 die Pfalzanlage Heinrichs II. in Bamberg an, die 1007 mit dem Bau des Domes begonnen wurde. Hier schließt an das Querhaus des Bamberger Doms ein Verbindungsbau mit Wohnbauten an und gibt damit die Breite von 12m für den Saalbau vor. Er schließt an den eigentlichen Saal an, ist zweistöckig und besitzt eine Länge von 45m. Seine Höhe wird auf etwa 9m geschätzt2. an den eigentlichen Saal schließen zwei weitere Räume an, wovon einer über einer Tordurchfahrt liegt, die in den Hof hinter der Pfalz ( der heutige Hof der Hofhaltung) führt. Direkt an den Saalbau angebaut und damit Bestandteil davon ist die Thomaskapelle, die Pfalzkapelle. Wahrscheinlich war vom Obergeschoß des Saalbaus der direkt Zugang auf die Herrscherempore gegeben. Nach Burandt könnte Heinrich II für diese Bauform von der Pfalz bei St. Emmeram in Regensburg inspiriert worden sein. Zumindest kannte er die Anlage, da er ab 985 in Regensburg erzogen wurde und eine enge Beziehung zu Abt Ramwold von St. Emmeram hatte.
Mit Bamberg wird dieses Schema universell. Das bereits erwähnte Paderborn, aber auch Zürich und Goslar verwenden es. Im Kloster Bad Hersfeld lässt es sich bei der dortigen, dem Kloster angeschlossenen Königspfalz nachweisen. Auch bei den Pfalzen in Speyer, Worms, Konstanz und Köln, die zunächst Königspfalzen und später Bischofspfalzen werden, kommt es zu Anwendung. Auch später die Bischofspfalz in Mainz, die an die Gotthardkapelle anschließt nutzt dieses Schema. Und die staufischen Pfalzen von Eger und Bad Wimpfen nutzen noch immer dieses Schema, auch wenn es sich im Burgenbau langsam verändert. Sogar die Trienter Bischofspfalz , das Castelletto, in Italien aus dem 12. Jahrhundert folgt diesem Bauschema!
Fassen wir noch mal zusammen:
Im frühen 11. Jahrhundert entsteht in der Folge von Heinrichs II. Errichtung des Domes und der Pfalz Bamberg ein verhältnismäßig einheitliches Muster zum Bau von Saalbauten in Pfalzanlagen jeglicher Art.
Dieses setzt sich aus einem Saalbau zusammen, der zweistöckig ist. Im Obergeschoß befindet sich der Saal. Der Saal besitzt Stützen in der Längsrichtung des Raumes, an den Saal schließen Wohnräume an. Im Untergeschoß sind Lager oder Wirtschaftsräume zu vermuten. An den Saal oder die Wohnräume schließt in aller Regel direkt eine Kapelle als privates Oratorium an. Eine Ausnahme stellt hier Goslar dar, vermutlich auf Grund der Neuerichtung des Saalbaus weiter westlich des ersten Baus, wodurch die Kapelle mittels eines Hofs erschlossen wurde musste. Saal und Wohnräume waren durch eine Freitreppe auf einen Altan von außen erreichbar. Treppenfront mit großen Fenstergruppen gelten dabei als Repräsentationsfront die sich hin zu einem Hof öffnete. Mitunter konnte sich hinter dem Saalbau ein weiterer kleinerer Hof befinden. (Auf Saalbauten als solches und ihren generellen Aufbau werde ich direkt noch mal in einem späteren Artikel eingehen, ist jetzt nicht allzu entscheidend) tbc…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…