Schwerter die Geschichte machten – können auch mal wehtun
Im Grunde ist dieser Post eine Fortsetzung oder Ergänzung zu „Schwerter die Geschichte machten – Der Säbel Karls des Großen„.
Bei der Durchsuchung der Regesten zu Memorialstiftungen stieß ich auf einen Eintrag vom Ende Juli des Jahres 1071. Heinrich IV. befand sich gerade auf dem Weg von Hersfeld nach Mainz wo für Maria Himmelfahrt ein Synode vom Papst einberufen wurde. Er hatte in dem Örtchen Udenhausen, in den nördlichen Ausläufern des Vogelsbergs gelegen, eine Rast eingelegt und nach dem man aufgebrochen war geschah das Unglück. Luipold von Meersburg, ein enger Vertrauter und Ratgeber des Königs stürzte in seine eigenes Schwert.
Und während die Wikipedia zu Udenhausen für das Jahr 1071 lediglich die Ersterwähnung nennt, verschweigt sie die unschönen Ereignisse die sich Ende Juli 1071 dort ereigneten und für die Ersterwähnung sorgten und von denen uns Lampert von Hersfeld, Brunos Sachsenkrieg und die Annales Altahenses berichten.
Während die Annales Altahenses nur den Tod, nicht aber die Umstände berichten, widmen wir uns den anderen Quellen.
Bruno schrieb in Kapitel 81 seines Sachsenkrieges, das Luipold an der Seite Heinrich IV. ritt, sich mit unterhielt und einen Falken auf der linken Hand trug. Als dieser plötzlich zu flattern begann beugte sich Luipold in Richtung des Falken und stürzte vom Pferd, wobei das Schwert aus der Scheide rutschte, mit dem Griff im Boden stecken blieb und der arme Luipold sich die Klinge mitten durch die Brust rammte.
Lampert von Hersfeld beschreibt das die Gesellschaft in Udenhausen einkehrte um dort Rast zu machen und zu speisen. Erfrischt setzte man die Reise Richtung Mainz fort und um die verlorenen Zeit aufzuholen gibt man den Pferden um die Wette die Sporen, wobei Luipold unglücklich vom Pferd stürzt und sich selbst durchbohrt und „seinen Geist aufgab“. Heinrich IV geleitet den Toten schnell nach Hersfeld und erweist ihm die letzte Ehre in dem er ihn in der dortigen Stiftskirche bestatten und ein Stiftung zu dessen Seelenheil durchführen lässt, da der Tote noch nicht selbst für sein Seelenheil vorgesorgt hatte. Lampert berichtet uns aber auch über das Schwert selbst.
Es soll sich nach Lambert bei der Waffe um das Schwert des Hunnenkönigs Attila gehandelt haben, welches zunächst Otto von Northeim, Herzog von Bayern, 1063 von der ungarischen Königin Anastasia während des Ungarnfeldzuges erhalten haben soll nachdem er ihr ihren Sohn Salomon wieder unbeschadet zurück brachte. Otto wiederum gab das Schwert aus „unzertrennlicher Liebe“ an den Wettiner Markgraf Dedi/ Dedo den Jüngeren von der Niederlausitz. Als dieser wiederum 1069 ermordet wurde kam das Schwert in den Besitz Heinrichs IV. der das Schwert an seinen Vertrauten Luipold weitergab. Er berichtet aber auch noch das er gehört habe das dieses Schwert in der Geschichte der Goten das Schwert des Kriegsgottes Mars sei und ein Hirte es einst fand weil ein Ochse darauf trat und dieser Hirte das Schwert Attila überreichte.
Diese Textstelle fand nicht nur ich interessant, auch Percy Ernst Schramm fiel die textliche Erwähnung bei Lampert von Hersfeld auf und widmete „Attilas Schwert“ ein Kapital im zweiten Band seines Hauptwerks „Herrschaftszeichen und Staatssymbolik„.
Schramm vermutete das das Schwert mit dem Tod von Luipold von Meersburg wieder in den Besitz von Heinrich IV kam. Scheinbar wurde das ungarische Schwert nicht wieder vergeben und wurde Teil der Reichskleinodien. Das ungarische Schwert – eigentlich ein ungarischer Säbel – wurde dann später zum Säbel Karls des Großen umgedeutet, so zumindest Schramm.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…