Burg Wildenberg
Da brannt ein Holz, daß man mit Namen
Parzival, 5. Buch, Wolfram von Eschenbach (zwischen 1200 u. 1210)
Nannte lignum aloe
Wer hat so große Feuer je
Hier gesehn zu Wildenberg?
Es war fürwahr ein kostbar Werk.
Die Burg Wildenberg bei Kirchzell, in der Nähe von Miltenberg, hatte ich bereits im Zusammenhang mit der Burg Münzenberg kurz erwähnt. Der Bandknollenmeister, der an der Münzenburg und dem Saalhof Frankfurt arbeitete war auch beim Bau der Wildenburg beteiligt. Eines seiner Kapitelle findet sich im Bergfried.

Doch bekannt ist die Wildenburg wegen etwas ganz anderem. Nämlich dem Eingangszitat aus dem Parzival, den kein geringerer als Wolfram von Eschenbach geschrieben hat.
Natürlich kann jetzt jemand kommen und sagen: Aber auf den Schildern der Wildenberg steht doch die Gralsburg Munsalvache heißt doch Wildenburg und da steht doch „So große Feuer wie auf der Wildenburg hat niemend jemals gesehen…“ Ja steht da wirklich, ist aber einfach falsch! Zur Einleitung habe ich die Übersetzung des Parzivals die entsprechende Stelle gestellt. Wolfram verglich die Burg Wildenberg, und möglicherweise die große und prachtvolle Feuerstelle im Palas mit dem der Gralsburg und der war eben noch mal bombastischer und das sollte einfach nochmal die Stellung der Gralsburg hervorheben, aber auch die Wildenberg nicht schlecht aussehen lassen.
Wobei es mitunter Zweifel gibt ob diese Wildenburg wirklich der Ort ist an dem ein Teil des Parzival entstand1
Aber eigentlich wollte ich mich gar nicht mit Wolfram und dem Parzival auseinander setzten, sondern es geht mir um die Wildenberg selbst. Denn die Burg Wildenberg dient nicht nur als Vergleichsobjekt zur Münzenberg, sondern auch für die Burg Babenhausen. An dieser knusper ich noch immer und habe noch einige Dokumente (möglicherweise auch mehr) dazu vor mir.
Der Grund das die Wildenburg mit Babenhausen verglichen wird ist ihr Grundriss. Während Babenhausen fast quadratisch ist, gehört die Wildenberg zu einer Gruppe von Burgen die einen rechteckigen Grundriss besitzt, der aber leicht verzogen ist um diesen dem Gelände auf dem Bergsporn anzupassen. Thomas Biller sieht die Wildenberg daher in einer Reihe mit Babenhausen, sowie aus Italien stammende Inspirationen.2

Der ursprüngliche Zugang zur Burg Wildenburg erfolgte von Süd-Westen, wobei zunächst ein erster Halsgraben überwunden werden musste, der zu einer kleinen Vorburg führte. Von dort musste ein zweiter Halsgraben überquert werden, der dann zum eigentlichen Tor führte.

Die Toröffnung selbst ist 2-fach gestuft und wirkt beeindruckend wuchtig. Die Tordurchfahrt wurde einst von einem Gewölbe überspannt und im Obergeschoss des Torturmes befand sich eine Georgskapelle mit Kapellenerker. Von dem Erker sah man aber ursprünglich gar nicht so viel, denn auf dessen Höhe umlief den Turm ein hölzerner Wehrgang, dessen Pfostenlöcher noch heute am Äußeren des Turms zu sehen sind.
Das innere des Torgewändes, zum Hof hin, weist eine Besonderheit auf. Hier finde sich zwei Inschriftensteine mit dem Text:
DISE BVRHC MAHTE HER BVRHERT DVRN
DIESE BVRHC MATHE HER RVBREHT VON DVRN
Ruprecht von Dürn war, ebenso wie Kuno von Münzenberg, einer der engsten Berater Friedrich Barbarossas. Wer Burchert ist , ist leider unbekannt, möglicherweise aber ist es Ruprechts Bruder oder sein Vater. Was wie ein Grundsteine der Burg wirken, wurden aber zuletzt angebracht, denn das Tor wurde zuletzt erbaut. Zuvor war die Einfahrt frei gelassen worden um das Baumaterial ungehindert in die Burg fahren zu können.
Im inneren der Burg angelangt blickt man heute auf eine Mauer, die den Burghof teilt. Sie ist eine Ergänzung des späten Mittelalters. Ursprünglich blickte man auf den Palas am Nord-Ost-Ende der Anlage. Dieser war Zweistöckig angelegt. Im Erdgeschoss befand sich der beheizbare Wintersaal. Kleinere Biforien, rundbogige Doppelfenster erhellten den Saal. In dessen Ecke sich ein großer Kamin mit etwa 9qm Feuerfläche befand. Sollte Wolfram von Eschenbach hier teile seines Parzival verfasst haben, kann man durchaus nachvollziehen, das diese Feuerstelle eine bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.

Das Obere Stockwerk war als unbeheizter Sommersaal gedacht und wurde erst in den 1220er Jahren unter Konrad von Dürn auf den Palas aufgesetzt. Er wurde von großen Fenstern erhellt die schon Anklänge an die Gotik zeigen und eine Verwandschaft mit dem oberen Saal der Burg Trifels aufweist. Seine Überreste gelten als die schönsten Erhaltenen der spätstaufischen Zeit.3
Auch der Palas besitzt eine Inschrift in der sich zwei Handwerker verewigten:
BERTOLT MVRTE MICH ULRICH HIEWE MICH
Also Bertolt mauerte mich und Ulrich hieb mich, gemeint ist der Stein auf dem die Inschrift steht.
Der Palas diente tatsächlich nur der Repräsentation. Es gab keinerlei Wohnräume , lediglich ein Keller befindet sich darunter und ein kleinerer Turm danneben. Die Wohnräume des Besitzer befanden sich auf der gegenüberliegenden Seite der Burg, an der Mauer die des Torwegs. Hier findet sich auch der mächtige Bergfried der über Eck zur Schildmauer steht.
Dieser Bergfried ist, wie auch der Rest der Burg, übersät mit Steinmetzzeichen. Diese Zeichen lassen nachvollziehen das beim Bau der Burg etwa 70 Steinmetze am Werk waren, die nochmals um ein knappes Dutzend beim Bau des Palas erhöht wurden.4
Im übrigen lässt sich sehr gut nachvollziehen wie die Abfolge beim Bau der Burg war: Zunächst wurden die Türme errichtet, gefolgt von der Schildmauer und den Ringmauern, weiterhin die Außenmauern der Wohnbauten und dem Palas, danach die lange Westmauer und zuletzt der Torturm.
In späteren Zeiten sah die Burg kaum Veränderungen. 1271 mussten die Erben die Burg an den Erzbischof von Mainz verkaufen, der hier einen Amtmann einsetzte. Beim „Baseler Erdbeben“ von 1356 stürzte wahrscheinlich eine Palaswand ein. Später wurde der Hof unterteilt , ebenso wurde er Palas in kleinere Räume aufgeteilt, da der Raum zu groß für den Amtman war. 1525 wurde die Burg , die nicht verteidigt wurde, von aufständigen Bauern angezündet, wobei nur die hölzernen Bauteile betroffen gewesen sein sollten und nicht wieder instand gesetzt.
Hier bei Academia.edu nachzulesen ↩
vgl. Thomas Biller , Die Entwicklung regelmäßiger Burgformen in der Spätromanik und die Burg Kaub (Gutenfels) ↩
W.Hotz, Pfalzen und Burgen der Stauferzeit S192 ↩
W.Hotz, Pfalzen und Burgen der Stauferzeit S193 ↩
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…