Der Heiligenberg bei Heidelberg
Die Osterzeit habe ich unter Anderem mit einem Besuch auf dem Heiligenberg bei Heidelberg verbracht. Einem Ort der vor Geschichte nur so strotzt.
Der Heiligenberg gehörte ursprünglich nicht zu Heidelberg und hatte auch recht wenig mit der Stadt am Neckar zu tun. Eher war er dem darunterliegenden Ort Handschuhsheim zugewand. Zum Neckar hin waren die Hänge, die später zum Teil als Weinberge genutzt wurden, einfach zu steil. Erst mit der Hochstraße, einem Höhenweg in den Odenwald, gewann der Heiligenberg für Heidelberg an Bedeutung. Und dieser Weg ist es dann auch über den man den Heiligenberg am gelenkschonensten, sprich mit dem PKW, erreicht.
Im Grunde besteht der Komplex Heiligenenberg aus zwei Bergen. Dem 375m hohen vorgelagerten Michaelsberg und dem mit einem Sattel verbundenen 439m hohen Heiligenberg.
Wenn man den Michaelsberg erreicht und sich der Weg etwas abflacht durchquert man fast unbemerkt einen verfallenen Wall. Er umfasste Michaels- und Heiligenberg und ist der Rest einer keltischen Wallanlage das religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Kelten in der Region bildetet, die den Berg von etwa 500v.Chr an besiedelten. Um 200 v. Chr. verlagerte sich dieses Zentrum ins Tal nach Ladenburg.
Hat man den Wall passiert erblickt man zur Linken etwas das wie eine Schutzhütte aussieht. Doch schützt der Bau nich den Wanderer sondern ein Loch. Ein fast 60m tiefes Loch! Das Heidenloch!
Wer dieses Loch und aus welchem Grund baute ist rästelhaft. Wikipedia vermutet die Römer als Erbauer, da unter dem Brunnemantel aus dem vermuteten 11. Jahrhundert römische Ziegel lagen. Vor Ort erklärt eine Schautafel aber das die Bearbeitungsspuren die umliegenden Gesteins nicht römisch, sondern älter sind. Man vermutet hier keltischen Ursprung. Ob es ein „einfacher“ Brunnenschacht oder ein Art von Kultschacht war muss offenbleiben.
Nur wenige Meter weiter erreicht man den nachsten kulturgeschichtlichen Überrest. Es sind die Reste des Stephanskloster, von dem man einen hervorragenden Blick auf Heidelberg hat.
Das Kloster, entstand 1090 als einfache Klause eines Benediktiners und wird bald schon durch das Michaelskloster ausgebaut und erhielt eine Kirche und angrenzende Bauten .
Folgt man nun dem Weg den Heiligenberg hinauf, passiert man nicht nur eine Gaststätte, sondern macht auch geschichtlich einen riesigen Sprung nach vorne. Man erreicht die „Thingstätte“, in etwa die Heidelberger Version der Berliner Waldbühne. Die Nazis hatten im Wahn der Blut-und-Boden Mystik den keltischen Ringwall zu einem germanischen Heiligtum erklärt und wurden für Sonnenwendfeiern und obskure Thingspiele genutzt. Zwar wurden bei den Bauarbeiten keltische und römische Funde gemacht, ich jedoch musste bei dem monströsen Anblick der Anlage eher daran denken wieviel vernichtet wurde.
Folgt man nun dem Weg weiter nach oben, auf den Gipfel des Heiligenberges erreicht man das eigentlich Zentrum. Die Ruinen des Klosters St. Michael mit seinen zwei markanten Turmstümpfen. Bevor hier ein Kloster entstand waren jedoch die Kelten hier, gefolgt von den Römern die hier einen Tempel des Mercurius Cimbrianus umgeben von weiteren Steinbauten errichteten.
Die Franken sind die weiteren Nutzer der Bergkuppe. Sie errichteten die Aberinsburg. Im 9. Jahrhundertwurde die Aberinsburg dem Kloster Lorsch gestiftet die hier mit St. Michael ein Fillialkloster errichteten. Die heutigen Baureste stammen entstammen dem Bau des Jahres 1027, der auf dem karolingischen Bau aufbaut. Dieser wiederum orientiert sich am genordeten MErkur Heiligtum der Römer, welches, genordet, unter dem Kirchenschiff liegt.
Die Vor Ort gemachte Angabe das sich das Westwerk (wie oft noch? das ist kein Westwerk sondern ein Westbau!!!) auf die karolingische Burg beziehe und daher so Wehrhaft darstelle, erscheint mir sehr weit hergeholt. Zumal ich dies in keinster Weise mittels anderer Quellen verifizieren konnte. Westbau und vorgelagertes Paradies sind vielmehr das ergebnis eines langen Prozesses, so sind mindestens 7 Entwicklungstufen des Paradieses bekannt!
Natürlich habe ich auch die Klosterkirche besucht um mir ein Bild von der Architektur des Grundrisses zu machen und diesen in Beziehung zu St. Laurentius in Trebur zu setzten. Und tatsächlich fand ich interessante Ähnlichkeiten im Chorbereich.
Links im Bild sieht man die Apsis, gefolgt vom Chorjoch. Es folgt eine weitere Ecke, die an die ergrabenen Pastophorien der Laurentiuskirche erninnern. Daneben befindet sich, kenntlich durch das Fenster, eine Seitenapsis des Querschiffes.
Bei St. Michael handelt es sich jedoch nicht um Pastophorien, sondern um Abgänge zu einer kleine Krypta unter dem Chorjoch. Dies führte bei mir zu einem kleinen Gedankenspiel: Was wäre wenn in Trebur nicht nur der Plan einen echten Westchor zu bauen verworfen wurde, sondern auch der Plan einer Krypta aufgegeben wurde, denn auf eine solche gab es bei den Grabungen Diefenbachs in den 1934ern keine Hinweise?
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…