Das Dilemma der Reenactmentszene und den TV-Machern

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5 Antworten

  1. Hiltibold sagt:

    Völlig zurecht siehst du hierin einen hoffnungslosen Fall.
    Der Witz ist doch, dass selbst Historienmaler des 19.(!) Jahrhunderts – wie etwa Alma-Tadema – ein authentischeres Bild der Vergangenheit zustande brachten, als die Verantwortlichen moderner Film- und Doku-Produktionen. Und das obwohl letzeren eigentlich ein ungleich größerer Fundus an Sekundärliteratur zur Verfügung stünde.

    Mitwirkende Berater oder Historiker, die bezüglich der Ausstattung ein Auge zudrücken (meist beide!) handeln aus wissenschaftlicher Sicht unethisch, da sie dem Seher jegliche Vorstellung vom Geist eines in der weiten Vergangenheit liegenden Ortes verweigern; Kleidung, Architektur und sonstige Accessoires sind schließlich Bedeutungsträger.

  2. Tobi sagt:

    Viele dieser unsäglichen Produktionen bekommen EU-Förderungen. Hier könnte man eventuell ansetzen. Ich habe selber schon bittere Erfahrungen gemacht bei dem Versuch eine größere Produktion zu beraten. Die großen Sender übergeben den Auftrag an Subunternehmer. Alles was vom Budget übrig bleibt, ist deren Gewinn. Je billiger, desto besser!

  3. Lieber Markus, ich kann Dir (und auch Hiltibold) nicht widersprechen. Vielleicht habe ich einfach noch nicht genügend schlechte Erfahrungen gemacht. Vielleicht bin ich einfach zu optimistisch. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon immer große Sympathien hatte für Menschen, die auf verlorenem Posten unerschütterlich für ihre Überzeugungen kämpfen …
    Vielleicht unterscheidet sich mein Vorgehen auch gar nicht so sehr von dem der besagten Werbeagentur: Hauptsache, Geschichte findet ihren Platz in der Öffentlichkeit und wird wahrgenommen, selbst wenn es eine entstellte, verstümmelte Version der Geschichte ist. Denn nur, wenn eine wie auch immer geartete Darstellung von Geschichte stattfindet, kann sie zum Gegenstand von Diskussion werden, und nur wenn eine breite, öffentliche Diskussion stattfindet, kann sich auf lange Sicht etwas verbessern. Ob Historiker und Reenactors irgendwann gehört werden oder nicht, wird sich weisen, aber wenn sich die Szene dem von vornherein verweigert und nur in internen Foren ihrem Unmut Luft macht, hat sie von vornherein keine Chance, eines Tages Einfluss zu gewinnen. Der Artikel in der FAZ zeigt ja immerhin, dass wir mit unseren Ansichten nicht alleine sind …
    Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich verstehen will. Warum scheint es in Deutschland so schwer, wenn nicht gar unmöglich, hochwertige, historisch korrekte, anspruchsvolle UND unterhaltsame Sendungen über Geschichte ins Fernsehen zu bringen? Warum werden solche Sendungen in Großbritannien von Historikern wie Dr. Suzannah Lipscomb und Dr. Lucy Worsley oder von historisch versierten Moderatoren wie Mike Loades oder Tony Robinson präsentiert, während sie in Deutschland alternden Schauspielern wie Maximilian Schell oder TV-Komikern wie Hape Kerkeling überlassen werden?
    Solange ich keine überzeugende Erklärung dafür gefunden habe, werde ich keine Ruhe geben. Versprochen!

  4. Olaf sagt:

    Der Artikel ist zwar schon etwas älter… Dennoch ein paar Gedanken von mir der wenig von der MA Geschchte weis.

    Bis zu meiner Ausbildung zum Maler- und Lackierer (heute bin ich fast 20 Jahre Meister) war das Mittelalter für mich dunkel, schmutzig, grau und böse!
    Gott sei Dank hatten mir einen Lehrer der uns zeigte das z.B Romanische Bauwerke von Außen Verputzt und Farbig (Ocker, Gelb, Rot, Blau) gestrichen waren ein gutes Beispiel der Limburger Dom.
    Doch nicht jeder wird Maler und so glaubt man das was man sieht (z.b. Im TV) oder in der Schule lernt.
    Mein Interesse der letzten Jahre bezog sich mehr auf die Römische Zeit, hier hatte man nie das Gefühle das es eine Schmutzige und Graue bis dunkle Zeit war (ich rede hier nur von der Optik) sondern Farbenfroh bis hin zu bunt…
    Seit ca. 6-8 Monaten beschäftige ich mich mehr fürs Mittelalter, lese hierzu viel im Web, bei Hilitbold oder hier, zeitlich wollte ich Mitte des 11. Jahrhundert Darstellen mehr und mehr fasziniert aber auch das 10. und 9. Jahrhundert.
    Also würden die Fernsehproduktion das Mittelalter richtig Darstellen, würde doch ein großer Anteil der Zuseher meinen das dass so Farbig niemals gewesen sein kann, und hier wird durch die TV Produktion der leichte und allseits leichte Weg gewählt, gib dem Volk was es haben will und nicht die Wahrheit.
    Als nun fleißiger MAM Gänger mit dem Glauben eine Zeitlich passende Gewandung erkennen zu können (habe meine mal kurz von Hiltibold prüfen lassen, soweit ganz okay), glaube ich das sich auch langsam die MAM Szene mehr hin zur Authentischeren Gewänderen Mausert, gut ich kenn nicht alle MAMs und auch nicht wie es vor 5 oder 10 Jahren war, ich möchte euch die A-Päbste wie man euch so gemeinhin nennt aufrufen weiter MAMs in euren tollen Gewandungen aufzusuchen, selbst wenn ihr nicht Verbal versucht die MAMs zu überzeugen, das alleine macht schon das Erscheinungsbild… Also ich möchte nicht immer als Vollgewanddepp durch die Gegend laufen, keiner wird es zugeben aber viele werden versuchen ihrer Dargestellten Zeit immer näher zu kommen, und wenn das nur 50% der Leute machen wird ein MAM immer authentischer und ggf. traut sich das TV dann auch mal an eine Richtige Darstellung !?
    Gruß Olaf

  1. 28/12/2013

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