Machs gut Darmstadt – oder warum bist du so grau geworden?
Heute ist mein letzter Arbeitstag in Darmstadt. Grund noch einmal kurz über Darmstadt zu schreiben.
Wenn meinen Ort verlässt an dem man lange Zeit unterwegs war, so wie es bei mit Darmstadt der Fall ist, fallen einem so einige Sachen gar nicht mehr so ins Auge. So etwa das Schloss an dem man fast täglich vorbei fährt. Aber dennoch fiehl mir in letzter Zeit etwas auf. Vor geraumer Zeit schrieb ich über die Neugestaltung des Vorplatzes des Staatstheaters unter dem Titel Darmstadt baut mir eine Zeitmaschine in die 70er. Tatsächlich hat sich meine Vermutung bestätigt und das Strahlende weiß, beworben als “Dyckerhoff Weiss, der Ästhet unter den Zementen” (Zitat Beton.org) hat sich langsam in ein hellgrau mit dunklen Strähnen verwandelt. Ich nehme mal nicht an das das am Beton liegt sondern einfach an dem Schmutz im Regen und der Luft, und diese dämlichen Moose. Konnte ja auch keiner mit rechnen 😉
Aber wie ich in den letzten Wochen mit etwas offeneren Augen durch Darmstadt fuhr fiehl mir auf das es kein Einzelfall zu sein scheint, grau übernimmt langsam die Stadt. Es ist ein schleichender Prozess, den man fast nicht bemerkt, der aber schon vor längerem begann.
Nach den grauen Wohnblock-70ern, in denen die BRD der DDR mit ihrer WB70 übrigens in nichts nachstand (siehe Darmstadt Kranichstein) versuchte man im sozialen Wohnungsbauwieder weg zu kommen von der Ghettobildung der anonymen Hochhaussiedlungen. Wohnblocks mit bis zu 5 Stockwerken und aufgebrochenen Fassaden, die den Eindrucken von zusammen gewachsenen Häusern erwecken sollten entstanden. Ein Beispiel hierfür findet sich auch in Darmstadt an prominenter Stelle – in der Holzsstraße. Farblich gestaltete sich das Ganze dann in Sichtbeton, also grau. Davon kam man aber wieder ab. Bis jetzt…
Einer der ersten glorreichen Bauten die uns zurück in die bauliche Vergangenheit führte war das Darmstadtium, welches mal als leichter Kristall angepriesen wurde, dann aber ein dunkelgrünes bis dunkelgraues erdrückendes, polygonales Etwas wurde. Auch die Außenrenovierung des TU Gebäudes gegenüber ist auch nicht strahlend. Grau dominiert auch hier, nur das der Sichtbetonverschwunden ist auf dem früher so sinnig gepinselt wurde: „Dieses Haus ist regenbogenfarben“.
In den letzten Jahren entstand im Donnersbergring ein Schulneubau in Containerbauweise. Verblendet in dunklem grau, unterbrochen von leichtem grün. Erinnert ein wenig an das Darmstadtium.
Die Eingänge in den Citytunnel werden zur Zeit saniert. Natürlich erstrahlen sie nun in freudigem Lichtgrau Man passt sich damit dem frisch sanierten Parkhaus an der Ausfahrt Hügelstraße an. Ein farbliches Highlight dieser Blick!
In der Nieder-Ramstädter Straße wurde ein neues Studentenwohnheim gebaut, natürlich grau verblendet, wobei die Fassade durch rostbraune Erker aufgebrochen wird. Diese grauen Platten die zur Verblendung genutzt wurden scheinen irgendwo im Dutzend billiger gewesen zu sein, so oft wie man die sieht.
Aber auch Wohnhäuser hat es in letzter Zeit getroffen:
Ich muss dabei in letzter Zeit immer an die Folge der Simpsons denken in der an der Springfielder Schule eine grau Schulunifom eingeführt wurde und die Schüler zu folgsamen Marionetten zu machen… …. bis der Regen kam und alles bunt wurde.
Darmstadt – Fifty Shades of Gray. Machs gut!
Anmerkung: Die Bilder wurden nicht in den Farben nachbearbeitet, nur in der Größe angepasst!
Und Homer spricht bezugnehmend auf die Schuluniformen von seinen „militanten Kindern“ 🙂
Aber gerade der Georg-Büchner-Platz hat schon was:
http://www.flickr.com/photos/joachim_s_mueller/10587378073/
Ansonsten bin ich auch ein Feind von Sichtbeton. Dafür sollte man mal eine Sondersteuer erheben. 😉
Wo er recht hat, hat er recht. Das Staatstheater sieht nur noch in der Sommersonne schön aus und das Darmstadium ist wirklich alles andere als ein strahlender Kristall. Traurig.