Königinnen der Merowinger – Begleitband
Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich kein Kenner der Materie der Merowinger im Allgemeinen und der Frauenbekleidung jener Zeit im Speziellen bin. Ich habe zwar die Franken Kataloge im Regal, aber dies hauptsächlich im Blick auf die Karolinger. Man darf also nicht erwarten , dass ich Fehler oder die aller aller aller neusten Erkenntnisse im Blick habe oder mir Gedanken um bestimmte Rekonstruktionen gemacht habe.
Die Ausstellung in Frankfurt „Kœniginnen der Merowinger“ hab ich zur Zeit noch nicht gesehen, um so mehr interessierte mich der Begleitband, ist er doch für 19.95€ erhältlich, was ich für einen absolut akzeptablen Preis halte. Die Idee mir einen Begleitband zu kaufen bevor ich eine Ausstellung besuche kam mir schon Häufiger, da ich denke man kann die Objekte für die man sich am meisten interessiert bereits heraus suchen und dann im Original gezielter und genauer betrachten.
Seit der Konrad I. Ausstellung scheinen rote Umschläge in zu sein, war mein erster Gedanke als ich das 200 Seiten Buch in Händen hielt. Orange-gelb auf Rot prangt dort der Titel, verziert mit einer stilisierten umlaufenden Brettchenwebborte.
Das Buch gliedert sich in zwei Hauptabschnitte. Auf den ersten 78 Seiten wird auf die Lebenswelt der adeligen Damen in merowingischer Zeit eingegangen.Danach folgen die vier Begräbnisse. Jedes in einem eigenen Abschnitt.
Der erste Abschnitt ist drei Kapitel gegliedert, „Zwischen Polygamie und Heiligkeit, Merowingische Königinnen“ von Martina Hartmann beleuchtet die mitunter verworrene und für heutiges Verständnis seltsame Heiratspolitik der merowingischen Königshäuser. Der Augenmerk liegt hier vor allem, aber nicht nur auf den drei namentlich bekannten Königinnen, die im weiteren Verlauf des Buches behandelt werden und mit kurzen biographischen Eckpunkten vorgestellt werden.
Das zweite Kapitel, „Die weibliche Elite im Merowingerreich – Königinnen, Hofherrinnen und Töchter“ von Ursula Koch, befasst sich mit Kleidung, Hofhaltung, Schmuck, desses Handelswege usw.
Sebastian Ristows Beitrag „Gräber der merowingerzeitlichen Elite in und bei Kirchen“ bildet den Abschluss des ersten Teils in dem er einen Bogen von der Antike hin zum Frühmittelalter in Sachen Bestattungsriten spannt.
Es folgen nun die die eigentlichen Bestattungen von Wisigarde, Arnegunde, Balthilde und dem Mädchengrab aus dem Frankfurter Dom, wobei Funde erläutert und rekonstruiert werden. Bisweilen werden auch gesonderte Exkursionen unternommen, wie etwa die Fragestellung nach Herkunft von Almandinen oder die Bedeutung der Stickereien des Hemdes der Balthilde.
Generell sind die Beschreibungen der vier Personen recht ausführlich und durchaus gelungen. Auch die Abbildungen , wenn etwa eine Brosche sowohl in Vorder- als auch Rückseite abgebildet werden, durchweg gut, hätten aber an einigen Stellen etwas größer sein dürfen. Dennoch habe ich einige Kritikpunkte. So frage ich mich warum bei den gefunden, wenn auch wenigen, Stoffen nicht die Webart angegeben wurde. Zudem fiel mir auf das die „grande robe de Bathilde“ (hier Infos dazu) vollständig fehlt. Selbst wenn sich nun enpuppt haben sollte, das sie nun der im gleichen Reliquienkasten befindlichen Bestattung der Bertille zugehörig wäre, wäre es durchaus gerechtfertigt gewesen dies in einem Nebensatz zu erwähnen.
Abschließend möchte ich das Buch aber dennoch empfehlen. Die Literatur über adelige Damen in der Merowingerzeit ist allgemein recht dürftig und man muss sich die Einzelteile in der Regel zusammensuchen. Natürlich kann „Königinnen der Merowinger“ in diesem Bereich auch eine Recherche nicht ersetzten, sie gibt aber einen ausgezeichneten Startpunkt ab und 19,95€ sollten da nicht weh tun.
PS: Die Schuhrekonstruktion der Arnegunde kann durchaus auch für Karolinger interessant sein!
Das Buch „Königinnen der Merowinger – Adelsgräber aus den Kirchen von Köln, Saint-Denis, Chelles und Frankfurt am Main“ kostet 19,95€, ist 2012 bei Schnell + Steiner erschienen und trägt die ISBN 978-3-7954-2689-7
Eine Antwort
[…] ich bereits den Austellungskatalog gekauft, gelesen und hier beschrieben habe, habe ich es nun endlich geschafft am Wochenende auch die Ausstellung zu […]