Begräbnisorte der Karolinger
Oftmals kommen mir Gedanken zu dem was ich schreiben könnte aus einem einfachen Gespräch heraus. Neulich bei einer Feier sagte einer in meiner Anwesenheit etwas unbedarft „Ach, Kaisers und Königs liegen doch alle in Speyer und Lorsch beerdigt, sonst gibts da nix!“ „Nein“ hab ich eingewandt und hab runtergeleiert was mir so einfiel. Jetzt will ich aber mal aufschreiben, wer denn wo liegt und was davon noch zu sehen ist. Vielleicht kann ich mir das dann fürs nächste Gespräch merken 😉
Ich fange mal, damit ich die „belgische Räuberbande“ (Zitat Dr. Jörg W. Busch) komplett habe, bei Karl Martell an. Wie sein Sohn Pippin der Jüngere auch, wurden sie, wie die merowingischen Herrscher zuvor, in Saint Denis bei Paris beigesetzt. Die meist hoch- und spärmittelalterlichen Epitaphe der Gräber wurden während der französischen Revolution von Alexandre Lenoir gerettet und befinden sich heute wieder in der Kirche. Die Gebeine jedoch wurden entweder in ein Massengrab geworfen oder gestohlen.
Karlmann, der Bruder Karls des Großen wurde in Reims bestattet, jedoch nicht in der Kathedrale sondern in der Abtei St. Remi. Auch hier gibt es noch einen Epitaph. Aber wahrscheinlich wurde auch diese Kirche in der Revolution geplündert. Karlman hatte St. Remi gefördert und so konnte er sich der Gebete der Mönche sicher sein.
Karl der Große ist ja bekannter Maßen in Aachen beigesetzt, wie es auch Einhard in der Vita Karoli Magni so schön beschreibt. Der ursprüngliche Begräbnisplatz ist unbekannt. Otto III. lies das Grab öffnen. Ober er K.d.G. erst jetzt in den Proserpina-Sarg umgebettet wurde oder schon vorher sich schon darin befand ist zum Teil heiß diskutiert. Friedrich II. lässt ihn dann in den Karlsschrein umbetten, nachdem bereits Barbarossa zuvor seine Knochen heben lies. Und da liegt er noch immer. Zumindest haben Analysen ergeben, das es sich bei den Knochen durchaus um Karl handeln könnte: groß gewachsen, hohes Alter. Würde passen.
Auch hier hatte der Verstorbene als Begräbnisort einen Stift ausgesucht, den er nicht nur förderte, sondern auch selbst gegründet hatte.
Ludwig der Fromme wollte sich ebenfalls in einem von ihm gestifteten Kloster beisetzen lassen: im Kloster Inden, dem heutigen Kornlimünster bei Aachen.Noch heute kann man sich die vorbereitete Grablege ansehen (Im Westbau) Es kam jedoch anders. Bischof Drogo von Metz, Ludwigs Halbbruder lies die ideologisch Kostbare Leiche nach Metz schaffen und dort in der Abtei St. Arnulf in einem antiken Sarg beigestzt. Wieder schlug hier die französische Revolution zu und von dem Sarg sind nur noch Fragmente erhalten.
Ludwig der Deutsche wurde im Kloster Lorsch beigesetzt, was natürlich ein Hinweis auf die Bedeutung der Abtei für ihn ist. Auch seine Söhne, darunter Ludwig III. wurden hier beigesetzt. Die Gräber wurden allesamt bei den Schatzgrabungen des Oberforstmeisters im Jahr 1800 gefunden und geplündert. Die Särge wurden als Futtertröge verkauft. Das Gold an den Bischof nach Mainz geschickt und ging, bis auf ein Stück, verloren. Die, wohl zumindest im Falle des Toten im Pilastersarkophags , in Seide gekleidete Mumie auf den Müll geworfen. Lange wurde der noch existierende Pilastersarkophag Ludwig dem Deutschen zugeschrieben. Im neuen Katalog zu Lorsch meldet Mechtild Schulze-Dörlamm jedoch Zweifel an, denn es gab, so zumindest im 17. Jahrhundert beschrieben, noch einen Porhyrsarg, wahrscheinlich ursprünglich eine römische Badewanne, wie sie auch für das Begräbnis Karls des Kahlen in St. Denis genutzt wurde. Schulze-Dörlamm vermutet nun das dies das Begräbnis Ludwigs des Deutschen war und der Pilastersarkophag zu Ludwig III. gehörte, da L.d.D. der bedeutendere der Herrscher war und entsprechend den bedeutenderen Sarg, eben den aus Porphyr, gehabt haben müsse.
Karlmann, der zeitweilig Baiern inne hatte und König von Italien war, wurde in 880 in Altötting beigesetzt, wo er seine wichtigste Pfalz hatte und einen Stift eingerichtet hatte. Dort kann man eine modernere Grabplatte sehen.
Karl der Dicke, wurde nach dem Debakel in Trebur (!) 887 im Ostreich abgesetzt und ins Exil nach Neudingen geschickt, wo er nicht viel später starb. Seine letzte Ruhe fand er in der Abteikirche St. Maria und Markus auf der Klosterinsel Reichenau am Bodensee in nicht ganz 60km Entfernung. Ob dieser Ort gewählt wurde, da er nah am Verbannungsort lag oder Karl III. das Kloster speziell gefördert hatte konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Sein Grab wird wird heute von einer schwarzen Platte mit goldener Inschrift und stilisierter Krone im Chor der Kirche geziert.
Arnulf von Kärnten und sein Sohn Ludwig das Kind wurden in St. Emmeram in Regensburg beigestzt, wo Platten an sie Erinnern. Anulf war eng mit dem Kloster Emmeram verbunden.
Klar ist auf jeden Fall das die Karolinger die Begräbnisorte nach nach dem Kloster oder Stift auswählten. Möglichst von ihnen gergündet, oder später dann von ihnen gefördert sollte es sein, damit man sich den Gebeten der Mönche sicher sein konnte.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…