Eine Tür – ein Puzzlestück der Laurentiuskirche?
Eines der Rätsel der Laurentiuskirche ist die Frage wo sich der originäre Treppenaufgang in den Turm befand, denn in den Nord- und Südräumen der Vorhalle kann er ursprünglich nicht gelegen haben. Auch gibt es keine Hinweise auf Anbauten von Treppentürmen wie es sie etwa in Mainz gibt.
Da ich wieder in der Laurentiuskirche war, habe ich den Moment genutzt und mir eine Stelle angesehen, die mir schon früher aufgefallen war. Etwas über der Empore gelegen befindet sich in etwa 6m Höhe vom Boden eine Vermauerte Tür. Man kann sie erahnen weil sich an dieser Stelle der Putz ein wenig ausbeult, man sieht ihre Umrisse jedoch perfekt wenn es dunkel ist, das Licht angeschaltet ist und man sich selbst auf der Empore befindet.

Vermauerte Tür und ehmalige Zwischendecke von Süden gesehen, auch erkennbar die alte Treppenkonstruktion
Diese Tür führ von dem, was einmal das nördliche Seitenschiff war in die Vorhalle und zwar etwa in der Höhe in der sich die festgestellte Zwischendecke der Vorhalle befand. Sie führte wohl eben auf diese Zwischendecke; von der schon spekuliert wurde ob sie vielleicht als „Kaiserempore“ gedient haben könnte. In der Gotik muss die Zwischendecke zumindest in der Verlängerung des Langhauses entferntworden sein, da sie dem nachträglich eingezogenen gorischen Bogen im Weg gewesen wäre.
So und nun haben wir den Salat! Die Tür würde bei einen „normal“ niedrigen Seitenschiff aufs Dach führen, also kann die Tür nicht aus der Zeit der flachen Seitenschiffe stammen, mal ganz egal wann das war.
Auf der Südlichen Seite der Vorhalle jedoch, genau in gespiegelter Position der Tür befindet sich ein rechteckiges Loch, das der in der Kirche ausliegende Führer als „nachträglich eingefügtes karolingisches Fenster“ bezeichnet wird, es überschneidet sich etwas mit der ehemaligen Zwischendecke. Wie ein Fenster sieht das grob reingeschlagene Loch nun wirklich nicht aus. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, das man hier einfach so ein Fenster reingeknüppelt hat!
Die Form der Tür, ich konnte sie leider nicht vermessen, sie ähnelt optisch den Türen die heute vermauert sind und einst die Vorhalle noch Norden und Süden öffneten und der Tür, die heute noch vom Dachboden in den Turm führt und aus mittelalterlichem Bestand sein soll, da sie genau unter den sich noch abzeichnenden mittelalterlichen Dachschrägen des Langhauses liegt.
Aus der Zeit nach dem barocken Umbau stammt die Tür nicht, denn direkt nach dem Umbau bis Anfang des 20 Jahrhunderts führte der Weg auf den Turm von der Empore, durch eine Ausparung im Zentrum des gotischen Bogens auf eine, in der Vorhalle eingezogene hölzerne Plattform. Von dort führten in den südlichen und nördlichen Seitenräumen Holztreppen nach oben, die dabei eher hässlich die Fenster schnitten und nur eine Notlösung wegen des Geldmangels während des Umbaus 1748 waren. Nach der Renovierung der Kirche wurde der heutige Aufgang eingezogen. Im nordlichen-westlichen Ecke führt eine Treppe auf die Empore und von dort eine weitere in das Dach und von dort gehts in den Turm. Fast verdeckt von dieser Treppe liegt die Tür.
Wozu diente diese Tür und wie war sie erreichbar?
Recht gesichert ist das es eine eine ottonische, eine Spätmittelalterliche und eine barocke Umbauphase gab. Da die barocke Phase auszuschliesen ist, bleibt nur Ottonisch oder Spätmittelalter.
Am plausibelsten ist wohl das Spätmittelalter. Man geht Aufgrund einer Karte der 1570 Jahre davon aus, das die Kirche zur gotischen Hallenkirche oder Staffelhalle umgebaut wurde. Leider stilisiert die Ansicht sehr stark, so das auch kein Querhaus zu sehen ist. Aus der Zeit vor dem Umbau ist bekannt das die Kirche bereits Emporen besaß, die so niedrieg gewesen sein sollen das das Dach „den Betenden förmlich auf den Köpfen liegt“. Von der nördlichen Empore könnte man dann den Turm erreichen. Was mich hier stört ist die nicht existente Symetrie. Während der nördliche Vorraum eine niedrigere Decke auf dem Niveau der früheren Zwischendecke hätte, wäre de südliche Vorraum „offen“ oder, wenn noch eine Decke da wäre, nur von oben zu erreichen.
Die zweite Theorie ist ein wenig gewagt, soll aber trotzdem erwähnt werde.
Der ottonische Umbau könnte das Langhaus zu einer Emporenbasilika gemacht haben. Die „Kaiserempore“ könnte dann von der Nördlichen Empore aus erreichbar gewesen sein, denn im Norden lag der eigentliche Pfalzbzirk während im Süden der Bachglauf liegt. Ein Zugang könnte dann über eine Portikus erfolgt sein. Gleichzeitig könnte sich in die Theorie des ottonischen Generalumbaus einfügen, bei dem der Westbau errichte worden sein könnte und die Frage eines Aufganges wäre generell geklärt. Das aber nur weil ich den Gedanken nett finde und behaupten will ich sowieso garnichts… 😉
Vielleicht wird sich die Frage klären lassen, wenn ich die Müllerschen Untersuchungen eigesehen habe.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…