Trebur hatte keine Dreifelderwirtschaft
Dreifelderwirtschaft ist eine der wenigen Sachen die mir wirklich noch aus dem Geschichtsunterricht hängengeblieben ist. Es kommt mir vor als hätten wir in Sachen Mittelalter nichts anderes durchgenommen!
Tja, doof nur das es Dreifelderwirtschaft in Trebur nicht gab!
Lange nahm man für Trebur eine Fünfelderwirtschaft an. Diese Fünfelderwirtschaft sollte aus einem Nebeneinander von Zwei- und Dreizelgensystem bestehen. Zu dem Wort Zelgensystem lasse ich kurz das Historische Lexikon der Schweiz zu Worte kommen:
Jede Zelge setzte sich aus Parzellen zahlreicher Besitzer zusammen und wurde mit derselben Frucht bebaut. Weil die Grundstücke nicht durch Wege erschlossen waren, mussten die Dorfbewohner in der Bewirtschaftung kooperieren. Die Fruchtfolgen der Zelgen eines Dorfes waren verschoben, so dass sie im selben Jahr versch. Früchte trugen (oder brachlagen). Zwischen dem HochMA und dem 19. Jh. waren Z. in weiten Teilen Mittel-, Nord- und Osteuropas verbreitet. (…)Im Gegensatz zur Dreifelderwirtschaft, die ledigl. eine auf Betriebsebene und in Einzelhofsiedlungen praktizierte Fruchtfolge beschreibt, waren Z. in herrschaftl. und v.a. kommunale Sozialbeziehungen eingebunden: Die verzelgte Ackerflur eines Dorfes wurde hinsichtl. Anbaurhythmus und -produkt aufgrund von verbindl. Absprachen gleichartig genutzt. Sie unterlag dem Flurzwang, d.h. Normen, welche z.B. die Zeiten der Feldbestellung und Ernte, die Überfahrts- und Beweidungsrechte regelten und in Dorfrechten (Offnungen) festgehalten wurden.
Wie gesagt nahm man für Trebur ein Nebeneinander von Zwei- und Dreizelgensystem an,bis man 1961 herausfand das Trebur seit spätestens 1277 eine Neunfelderwirtschaft besaß, die wahrscheinlich in dreijähriger Rotation bewirtschaftet wurden. Normaler Weise hätte in diesem Fall eine Zusammenlegung zu 3 Großzelgen erfolgen müssen/sollen, was aber nicht geschah.
Was ich bisher dazu herausfinden konnte ist das die Herkunft diese Phänomens in Trebur noch nicht wirklich erforscht sein soll, da jede Flur einzeln betrachtet werden müsste. Das schreibt zumindest Hugo Ott in „Studien zur Spätmittelalterlichen Agrarverfassung am Oberrhein“ auf S.84.
Unter Umständen wäre so eine Konstruktion durch Wüstungen möglich, oder eben 3 nebeneinander existierenden Siedlungen, die ineinander aufgehen… Tri-bur eben!
Hat schon mal jemand die Zelgen auskartiert?
Gruß
RS
Ein Dr. Schneider hat 61 uber die Fluren Treburs publiziert und wohl diese feststellung gemacht. Das werde ich mir noch besorgen. Aber soweit ich weiss ist eine Auskartierung noch nicht erfolgt…