Die „Siegesheiligen“ der Ottonen und der hl. Laurentius
Bereits zwischen 942 und 946 erhält Graf Biso von Gieboldshausen von Papst Marinus II. Laurentiusreliqiuen, die er der Laurentiuskirche von Gieboldshausen stiftet, die dem Stift Gandersheim, dem Stammkloster der Ottonen, unterstellt ist.
Am 10. August 955 kommt es zur Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Magyaren. Für den Fall das Otto I. die Schlacht auf dem Lechfeld, vor den Toren Augsburg gewinnen sollte, gelobt Otto dem heiligen des Tages, dem hl. Laurentius, ein Bistum zu weihen.
Der eigentlich fürs militärische zuständige Heilige jener Tage war der hl. Mauritius, dem auch das Mauritiuskloster Magdeburg durch Otto I. 937 und der Magdeburger Dom (auch 955) geweiht wurde. Durch den Sieg auf dem Lechfeld wird auch Laurentius zum militärischen Heiligen.
962 erhält Otto I. beim Besuch im Lateranpalast von Papst Johannes XII einen Stab aus dem Rost des Laurentius und richtet 968 das Bistum Merseburg ein und hält so sein Gelöbnis. Die Einrichtung des Bistums erfolgte nicht ohne Widerstand, den die zu diesem Zeitpunkt in Merseburg bestehende Johanniskirche gehörte zum Bistum Magdeburg. So ist es nicht verwunderlich das als der zweite Bischof von Merseburg Giselher 981 bei Otto II. und dem Papst durchsetzte Bischof von Magdeburg zu werden, das Bistum Merseburg wieder aufgelöst wird und und die Besitzungen an Magdeburg, Zeitz und Meißen aufgeteilt werden. Das Bistum soll zu einem Kloster für den hl. Laurentius werden.
Otto III. wollte das Bistum wiedererstehen lassen, scheiterte jedoch am Widerstand Bischof Giselhers und Giselher ging sogar noch weiter: Er unterstütze den bairischen Herzog Heinrich, den späteren Heinrich II., bei einem Aufstand gegen Otto III.
Als 973 Bischof Ulrich von Augsburg, der an der Verteidigung Augsburgs und der Schlacht auf dem Lechfeld maßgeblich beteiligt war, stirbt, entsteht bald schon ein Kult um seine Person. (Sagenhalber ist er der erste Heilige, der durch den Papst als solcher anerkannt wurde)
Auch wenn das Bistum Merseburg 981 aufgelöst wurde, fand der der heilige Laurentius immer breitere Verehrung nördlich der Alpen. Im März 975 erlaubt Papst Benedikt VII dem Bischof des Bistzums Mainz das tragen des Palliums auch am Tage des hl. Laurentius und auch der Bischof von Hamburg erhält im November 989 November dieses Privileg. Auch St. Servatius in Quedlinburg besitzt Laurentiusreliqiuen und in 17 von 138 Stücken des Welfenschatzes fanden sich Laurentiusreliquien. Ebenso im silbernen Bernwardskuzifix von 1004.
Heinrich II. scheint nun einige spezielle Beziehungen zu diesen Siegesheiligen zu haben. In der Regensburger Krönungsminiatur wird Heinrich in der Pose des Moses dargestellt, der den Staab des Auserwählten erhält, jedoch ist dieser Stab die heilige Lanze. Heinrich werden die Insignien , Lanze und Schwert, von Ulrich unhd Emmeram (einem weiteren Siegesheiligen) übergeben.
In Heinrichs Zeit existierte ein stark verwurzelter Endzeitglaube, nicht zuletzt genährt durch unzählige Mythen das das Reich Christi 1000 Jahre nach dessen Tod wiederkehren sollte. Durch diese Endzeiterwartung gewannen gerade die alten Märtyrer, Heiligen und Co. , wie etwa Michael und Stephan an Beliebtheit. Genau in diese Gruppe fällt auch der heilige Laurentius, der schon für Hrabanus Maurus als „Sieger über die Flammen des Teufels galt und den Thietmar von Merseburg als „Überwinder des Feuers“ bezeichnet.
Am 10. August 1002, eben der Tag des hl. Laurentius, wurde Kunigunde in Paderborn zur Königin gekrönt.
1004 richtete Heinrich II. das Bistum Merseburg wieder ein. Heinrich hatte die Auflösung des Bistums als Verstoß gegen die religiöse Ordnung betrachtet und den Schwur das Bistum zu ereichten, den Otto I. gegeben zu Beginn seiner Herrschaft erneuert. Er versuchte den alten Bischof Giselher von Magdeburg mit Drohungen vergeblich zum Rücktritt zu bewegen. Nach dem Tod von Bischof Giselher hatte Heinrich dafür gesorgt das Tagino, ehemaliger Propst der Alten Kapelle in Regensburg, die Heinrich hatte renovieren lassen und mit „königlicher Freiheit“ ausgestattet hatte, Bischof von Magdeburg wurde.
Heinrich konnte hierdurch übrigens nicht nur das Bistum Merseburg errichten, sondern hatte damit auch wieder Kontrolle über die die als Sprungbrett nach Osten dienende Städte im seinem Kampf gegen Beleslaw von Polen.
Von einem dieser Feldzüge wird bei der „Alberti Vita Henrici Imp.“(MGH SS VI S.793) berichtet das Heinrich die heiligen Laurentius, Georg und Hadrian anrief, die ihm beistanden und ihm das Heinrichsbanner übergaben, oder vielmehr vom Himmel fallen ließen, was ihm leztendlich den Sieg bescherte.
Im Jahr 1020 ist die Weihe des Bamberger Doms zu erwähnen, bei dem auch Altäre dem hl. Laurentius und Stephan, durch die Erzbischöfe Heribert von Köln und Megingaus von Trier, geweiht wurden und die hier eine besondere Verehrung erfuhren.
1023 fällt wiederum ein interessanter Vorgang genau auf den 10. August. Kaiser Heinrich II. triff sich mit König Robert II. von Frankreich. Ein Treffen im Jahr 1006 war noch gleichrangig abgelaufen: König trifft König. Nun aber ist Heinrich Kaiser und steht weit über Robert, was das Treffen, man wollte ein Bündnis gegen Graf Odo II. von Blois vereinbaren, in Ritualen und Rangfolgen schwieriger gestaltete. Man löste das Problem in dem Heinrich genau am Tag des wichtigen heiligen Laurentius das Lager Roberts betrat. Eigentlich eine Rangminderung, aber man beeilte sich das Ganze unter das Motto “ je mächtiger, umso demutsvoller“ zu stellen. Durch die Wahl des Tages konnte man das Vorgehen auch noch religiös unterstützen. Am folgenden Tag besuchte nun Robert Heinrich, der sein Lager in Ivois aufgeschlagen hatte, genau an dem Tag an dem der heilige Gaugerich, erster Bischof von Cambrai, gefeiert wurde, der ganz zufällig in Ivois geboren wurde. Auf diese Weise war der Besuch Roberts kein Unterwerfungsakt, sondern eher eine gemeinsame Heiligenfeier…
Natürlich soll noch die Sage über die Gefahr von Heinrichs Seele erwähnt werde. Die Seele Heinrich , der auch als invasor regni,Gewaltherrscher, bezeichnet wurde und sich unter den Adeligen viele Feinde gemacht hatte, schien zu wenig gute Taten aufzuweisen. Die Waagschale neigte sich dem Bösen zu und die Teufel brachen in Jubel aus. Da erschien der hl. Laurentius mit einem Kelch den Heinrich der Merseburger Kirche geschenkt hatte und legte ihn auf die Waagschale und rette so die Seele Heinrichs.
Quellen: diverse Papstregesten; Weinfurther Heinrich II.; Monumenta Germaniae Historica
2 Antworten
[…] Aber ich werds erst mal lesen, vielleicht erhellt sich ja alles. Siehe dazu auch “Die “Siegesheiligen” der Ottonen und der hl. Laurentius“ Veröffentlicht unter […]
[…] None of this is recorded in known historical sources, but is quite plausible for several reasons. First of all, the Saint Laurentius church of Ename was built by emperor Otto III as a coronation church to show the power of the Ottonian dynasty to the aggressive Baldwin IV. Secondly, Saint Laurentius was not only the preferred saint of the Ottonian dynasty (as Otto I had become emperor thanks to his victory at Lechfeld on Saint Laurentius day) but also the preferred saint of Henry II (the legend tells that Saint Laurentius intervened at the death of Henry II to let him go to heaven). His wife Cunegunde was also coronated as Frankish queen on Saint Laurentius day in 1002. Before leaving for Ghent and Ename, Henry II had a Saint Laurentius altar consecrated in the Bamberg cathedral by the pope (see list above). Henri II also considered Saint Laurentius to be one of his victory saints. […]