Askemuntisheim und/oder Askemundestein?
Die Frage nach Askemuntisheim und Askemundestein spaltet die Wissenschaft in zwei Lager. Aber beginnen wir von vorne.
Im Lorscher Urbar sind unter anderem Fiskalbezirke, also jene Ländereinen die ihre Erträge an die Königshöfe oder Pfalzen liefern mußten, aufgezeichnet. Der Urbar ist Teil des Lorscher Codex, der wiederum stammt aus dem 12. Jahrhundert, und ist eine Abschrift älterer Urkunden.
Die ursprünglichen Urkunden sind nicht mehr erhalten. Der Lorscher Codex wie wir ihn heute kennen, ist ein Kopialbuch. Sozusagen ein Inhaltverzeichnis für die zu diesem Zeitpunkt schon einige hundert Jahre alten, kostbaren Urkunden. Beim Abschreiben kürzte man die Texte auf juristisch relevantes zusammen. Einleitungen oder weitschweifige Ausführungen fiehlen weg.
Diese Abschreibarbeit wurde oft als Schreibübungen für unerfahrenere Schreiber verwendet. Beim Lorscher Codex gab es sogar einmal eine Diskussion inwieweit hier nicht junge Mönche, adliger Abstammung Urkunden zu Gunsten ihrer Familien geändert haben könnten, oder einfach ihren Name im Sinne von „Ich war hier“ , eingesetzt hätten.
Auch das Urbar in Urkunde 3673 erfuhr einschneidende Veränderungen. Während jeder Fiskalbezirk hier seinen eigenen Teil hat, gibt es bei Trebur ein Problem: Es wurde mit Frankfurt vermischt, was an sich schon zu Spekulationen führte. Aber hier nun erstmal der Text des Urbars über Trebur (Kursiv: der Frankfurter Einschub)
URKUNDE 3673 (Reichsurbar; Dörfer um den Reichsforst Dreieich) Über Triburen. Im Dorf Triburen (Trebur s. Mainz) befinden sich 198 Joch Ackerland, zu Stetin (Königstädtcn in der Dreieich so. Mainz) 74 Joch, in Niveitheim (Nauheim nw. Groß Gerau sw. Frankfurt/M.) 105 Joch, in Askmuntesheim (Astheim nw. Groß Gerau) 82, von denen jedes Joch 7 Pfennig zinst und front, was auch immer ihm vorgeschrieben wird.
— In Franchevurt. Im Dorf Franchenvurt (Frankfurt/M.) finden sich 450 Joch Ackerland, Wiesland mit einem Ertrag von 40 Fuder (Heu.) und l Edelhof, welcher l Schwein im Wert von 2 Unzen, l Huhn, 10 Eier und l Scheffel Winterweizen zinst. Er stellt l Pferd für den Verkehr zwischen den Höfen, — Über Greozesheim. In Greozesheim (Frank furt-Griesheim) liegen 160 Joch Ackerland, Wiesland zu 15 Fuder (Heu) und l ganze Hube, welche, wie oben für Frankenvurt (Frankfurt) gesagt, l Schwein zinst und den übrigen Frondienst leistet. — Über Geisterbach, In Geisterbach (Kelsterbach sw. Frankfurt) befinden sich 80 Joch Ackerland und l Hube, welche l Schwein abliefert. Die übrige Dienstbarkeit wie oben. — Über Velawilre. Im Dorf Velavilre (Vilbel nö. Frankfurt) sind 240 Joch Ackerland, Wiesland zu 12 Fuder (Heu), l Edelhube, welche l Schwein, l Huhn und 10 Eier zinst. Sie stellt l Pferd, welches sowohl für den Verkehr innerhalb der Reichsgrenzen als auch für den Kriegsdienst in Feindesland bestimmt ist. Der übrige Herrendienst ist derselbe, wie er oben angeführt wurde. Der Förster gibt l Huhn, l Schilling und 10 Eier. Vom Bäcker in Felawila (Vilbel) werden 70 Scheffel (Brot) ausgefolgt. — Über Seckebach. Im Dorf Seckebac (Frankfurt-Seckbach) liegen 180 Joch Ackerland, Weinberge mit einem Ertrag von 26 Fuder (Wein) und l Knechtshube, die l Huhn und 10 Eier zinst und den übrigen Frondienst nach Vorschrift leistet.
— Über Stetin. im Dorf Stetin (Königslädten so. Mainz) gilt die gleiche Dienstbarkeit wie in Franchenvurt (Frankfurt) mit einer Ausnahme: Es wird kein Getreide abgeliefert, sondern ein Betrag von 2 Pfennig als OsteraLgabe (vgl. Urk. 3672). — Über Niwenheim. Im Dorf Niwenheim (Nauheim nw. Groß Gerau) gibt es l ganze Hube, welcher die gleiche Dienstbarkeit obliegt. Sie zinst außerdem 2 Scheffel Winterweizen. Eine andere halbe Hube bezahlt als Zins 10 Pfennig, l Scheffel Getreide, l Huhn und 10 Eier, ferner eine Unze als Geldablösung für den Frondienst der Frauen. Sie ackert l Joch Land. — Über Biwinesheim. im Dorf Biwinesheim (Bauschheim nw. Groß Gerau) leisten 2 Huben-anteile die gleichen Abgaben und außerdem noch 2 Unzen an Stelle der weiblichen Fronarbeit. —Über Askemundestein. in einem anderen Dorf, nämlich in Askemundestein (Astheim nw. Groß Gerau) ist eine halbe Hube, welche 2 Unzen, eine ganze Hube, die 3 Unzen, und eine andere halbe Hube, die l Vi Unzen zinst. Eine weitere ganze Hube gibt 3 Unzen. 17 Morgen Zinsen 2 Unzen und l Scheffel Getreide, l Morgen Land ist zu pflügen. An Gerste ist l Scheffel fällig. Eine andere ganze Hube gibt 30 Pfennig, l Scheffel Getreide und die gleiche Menge Gerste. Sie hat l Morgen Land zu pflügen. Weitere 17 Morgen liefern l Schilling ab. — Über 255 Rucilesheim, Im Dorf Rucilensheim (Rüsselsheim w. Frankfurt) gibt l Hube 2 Unzen. —Über Mersenvelt. Im Dorf Mersenvelt (Mörfelden s. Frankfurt) liegen 24 Morgen Herren-und 5 Morgen Hörigenland, welche in der obigen Weise zinsen. Ferner werden an Forstzins 8 1/2 Scheffel Winterweizen abgeliefert.
— Insgesamt haben wir 112 Hofreiten und Anteile, von denen als Zins 112 Schweine, 8 Pfund Silber und 2 Unzen, 78 Scheffel Getreide und ebensoviel Gerste, 23 Scheffel Winterweizen, 120 Hühner und 1200 Eier abgeliefert werden.
Frankfurt gehört natürlich auch zu den Orten „um die Dreieich“, aber der Einschub gehört nach wissenschaftlicher Ansicht hier nicht rein. Beim Abschreiben gerieten wahrscheinlich zwei Urkunden durcheinander und wurden vermischt.
Der erste Abschnitt enthält die Einleitung mit den Mengenangaben des zu bewirtschatftenden Ackerlandes das Salland, also das Land das direkt dem König untersteht. Es folgt der Frankfurt Einschub, danach werden die Orte die nach Trebur liefern müssen näher aufgeschlüsselt, die ihre Abgaben entrichten müssen, wobei auch Orte ohne Salland aufgeführt werden, wobei auch die kleineren Ort behandelt werden. (der vierte Abschnitt rechnet alles, auch Frankfurt, zusammen und stammt in dieser Form aus dem 12. Jahrhundert)
Während nun in der Einleitung Askemuntisheim erwähnt wird, taucht der Name im zweiten Abschnitt nicht mehr auf, stattdessen wird ein Askemundestein erwähnt, was für Verwirrungen sorgt.
Eine Gruppe vermutet nun hier, an Hand der unterschiedlichen Worte, zwei verschiedene Orte. Die Entdeckung des Astheimer Burgus hat dies sogar gefördert, könnte man doch annehmen mit Askemuntisheim sei Astheim gemeint und mit Askemuntdestein der Burgus. Deutet die Endsilbe -stein doch auf eine Befestigung hin (vergleiche Zullestein).
Halt sagen die Urkundenforscher, Askemuntisheim wird auch in der Einleitung erwähnt, muss also auch in der näheren Beschreibung vorkommen. Es ist daher wahrscheinlich das dem Abschreiber des 12. Jahrhunderts ein Schreibfehler unterlief, aus Unachtsamkeit oder schlechter Qualität der Originalurkunde sei dahin gestellt, und aus dem -heim ein -stein wurde, denn Askemunt und Askemund ist der selbe fränkische Personenname. Daher gehen die Urkundenforscher davon aus, das es sich um bei beiden Orten um Astheim handelt und nicht um eine unbekannte Wüstung.
Quelle: Originaltext von Uni Erlangen , auf Wunsch kann das latainische Original nachgeliefert werden
Ich bin ehrlich gesagt etwas erstaunt darüber, dass man überhaupt auf die Idee kommt, dass die -stein Variante irgendwas anderes als ein Schreib- oder Hörfehler gewesen sein könnte.
Die Sache wurde hier ( http://www.tribur.de/blog/?p=6795 ) in dem Kommentar angesprochen. Sie geht wohl auf den Germanisten und Heimatforscher E.E.Metzner zurück, von dem auch die Theorie stammt Königstädten sei der Königshof der Buconibanten, respektive Makrians, gewesen. Metzner soll in einem Vortrag auch einmal gesagt haben Trebur sei ein Gut der Tochter Makrians gewesen, was er anhand von Textstellen belegen könne.
Die Theorien finden wissenschaftlich wenig Anklang, werden jedoch weil er ein guter Redner ist, immer wieder aufgegriffen und finden so Verbreitung.