Fehler bei Ausstellungen
Im Moment befasse ich mich ja wieder ein wenig (viel) mit Museumsgestaltung. Auf der Suche nach super tollen Ideen fiel mir auf, das es wie so oft einfacher ist erst mal das zu suchen was einem nicht gefällt. Ich will das aber mal sachlich machen und mit dem Anfangen , das ich auch neulich schon schrieb.
Raumgestaltung
Viele Designer entwerfen tolle Räume, ohne Frage. Mit Blickachsen von einem Objekt durch den Raum hinweg zu einem anderen. Ich hab mal in einer Band gespielt und unser Sänger war (und ist)in der Werbung. Der hat mal erklärt wie die Designer da großspurig ihre Konzepte verklickern, aber das nur am Rande. Diese Konzepte kranken aber daran das die Achsen nur funtionieren wenn keine oder nur wenige Besucher in einer Ausstellung sind. Gerade in letzter Zeit kann man aber immer wieder beobachten wie große Besuchermassen Ausstellung geradezu stürmen und mit Bussen angekarrt werden. (Da sage noch einer Museen seien nicht interessant). Womit wir beim nächsten Punkt sind.
Einlass
Die großen Ausstellungen sind oft von Menschen überschwemmt, was dazu für das man die Besucherstrom kontrolliert. Das funktioniert, wie seiner Zeit bei der Canossa Ausstellung in Paderborn (führt aber zu riesigen Schlangen) oder es funktioniert nicht wirklich wie in Mannheim bei der Stauferausstellung, bei der das Gedrängel in den ersten zwei Stockwerken derart schlimm war, dass einige Leute fasst ausgetickt sind, ganz zu schweigen davon das einige Exponate nur unter Einsatz letzter Kräfte zu sehen war. Was gleich zum nächsten Problem führt.
Exponatplatzierung
Exponate als auch Texttafeln sind meist alternierend platziert, also eine auf der linken die nächste auf der rechten Seite. Auch das kann funktionieren, tut es aber nicht mehr sobal viele Leute in einer Ausstellung sind. In Mannheim war es der Fall das mann gar nicht die Möglichkeit hatte die andere Seite zu erreichen. Hatte sie man doch erreicht, wurde man von einem Führer der seine Gruppe durch die Ausstellung schleuste gerade wieder weg geschoben weil da ja jetzt seine Gruppe hin muss (war echt ne Sauerrei, liebe Reiss Engelhorn Musseen)
Vitrinengestaltung
Bisher waren die Ärgernisse eher auf groß Museen gemünzt. Bei der Vitrinengestaltung hapert es aber bei vielen Musseen. Da sind Vitrinen die einfach nur vollgestopft sind. Durch die hohe Anzahl der Objekte verliert sich der Blick, man kann garnicht alles erfassen. Erschwerend kommt dann oft eine schlechte oder ungünstige Beschriftung hinzu. Beispielsweise mag ich die Listenbeschriftungen an Vitrinen nicht. Kann man z.B. in Mainz finden. An den Objekten sind kleine Zahlenaufsteller und an einer Seite der Vitrine findet sich eine Liste. Um wirklich alles zu erfassen muss man immer hin und her Pendeln, was nicht nur anstrengend, sondern auch nervig ist. Die Beschriftung bereitet mir allgemein Kopfzerbrechen, zumal ich oft in Begleitung einer Person mit eingeschränkter Sicht unterwegs bin. Wenn dann die Beschriftung innen, also hinterdem Glas angebracht ist blendet dies, oder ist oft zu klein. Oftmals sind die Objekte dann auch schlecht ausgeleuchtet, so dass es zu Reflektionen auf der Vitrine kommt.
Hier kommt auch das Problem zur Sprache, welches in den Kommentaren angesprochen wurde. Zu hoch oder auch zu niedrig platzierte Exponate.
Ein weiters Problem bekam ich von einem diplomierten „Proviantrömer“ erzählt. Eine Austellung mit figürlicher Darstellung. Ich glaube es war eine Bäckerei, auf jeden Fall irgendwas mit Mehl und Getreide. Zwischen den Säcken war da einige Mäuse als Deko versteckt. Nach einigen Sekunden suchten die Studenten nur noch nach den Mäusen, anstatt sich mit der Szene auseinander zu setzten!
Ganz wichtige Überlegungen! Ich komme grade aus der Friederisiko-Ausstellung in Potsdam, wo viele dieser Fragen eine Rolle spielten: Jeder Besucher kriegte einen Audioguide, ohne weitere Berechnung und auch ohne große Pfandhinterlegung oder so was. Einige Exponate und alle Ausstellungsräume wurden so durch Audiokommentare erläutert. Dazu hatte jeder Ausstellungsraum eine gut lesbare, schräg hüfthoch präsentierte Texttafel, die den Gegenstand dieses Ausstellungsteiles schilderte, und schließlich hatte jeder Besucher ein schlichtes Textheft, in dem alle beschreibenden Texte zu allen Exponaten abgedruckt waren. Ausserdem gab es wegen der empfindlichen und eher engen Räume des Schlosses eine strenge Einlass-Struktur; Karten wurden für einen von drei Eingängen ausgegeben und galten genau 15 Minuten lang. Konten ausserdem auch online bestellt werden; allerdings haben wir uns das wegen des engen Termines nicht getraut. Wir konnten nicht rausfinden, ob verspätete Besucher wirklich endgültig abgewiesen wurden.
So hoch wirds bei Euch ja nicht ständig hergehen, aber ein paar Hinweise nutzen Dir vielleicht. Gerade das Aushändigen von Exponat-Beschreibungen ist unkompliziert und erleichtert gerade Sehbehinderten, wie Du sie erwähnst, den Besuch ungemein. Übrigens reicht es schon, wenn man, wie ich, eine Brille mit unterschiedlichen Sehstärken trägt und dauernd beim Versuch, die schlecht und zu klein angebrachten Beschilderungen zu lesen, den Kipf in den Nacken nehmen muss. Eine ähnliche Lösung bieten inzwischen auch viele Kirchen an, die den Besuchern eine laminierte Tafel mit Raumplan und Exponatbeschreibung zur Ausleihe anbieten. Schließlich sind typographische Grundkenntnisse zur Erstellung von Exponattexten unerlässlich (und leider sehr selten … ).