Beobachtungen zu Westbauten und Westquerhäusern
Ich habe mich mal ein wenig umgeschaut um vergleichbare Westbauten zu finden, also weniger Westbauten als eher Westquerhäuser.
Achtung, stark verkürzt und vereinfacht!
Ein frühes Westquerhaus finden wir bereits am karolingischen Dom in Köln, ist aber eher die Ausnahme.
Ab etwa 960 wandelt sich sich das eigentliche karolingische Westwerk (eher quadratisches, in sich gekehrtes Grundrisskonzept) zu einem Westbau der mehr und mehr einem Querschiff im Westen ähnelt. Aus dieser Übergangsphase ist z.B. der Westen des Essener Münsters und St. Pantaleon in Köln zu nennen. Der Innenraum hier wird noch über komplexe Emporenanlagen gegliedert, die noch ganz in der Tradition von Westwerken wie Corvey stehen.
Um 1000 vollzieht sich ein Wandel, wohl ausgehend von sächsischem Gebiet. Damenstiftskirchen bekommen einen einen Westabschluß mit Empore für die Stiftsdamen (Gernrode, Gandersheim, u. U. Quedlinburg). Große Dome und Klosterkirchen bekommen oft einen einen Westchor (St Michael Hildesheim), oder ein aufwändige Eingangsanlage mit Westquerhaus (Mainz hat es im Osten, da der dom nach dem Vorbild des Petersdoms gewestet ist). Die Vierung sind meist ausgeschieden, also die Arme durch Bögen voneinander getrennt.
Zudem kommt es ab 1000 bei einer Reihe älterer Kirchen zu einem Umbau, bei dem in bestehende karolingische Bausubstanz Westquerhäuser an oder eingebaut werden. Hier wären vorallem die Regensburger Kirchen (Heinrichsbau des Stifts Obermünster, Alter Dom, Bau II. von St. Emmeram) zu nennen, aber auch der Augsburger Dom. Bei einigen dieser Bauten kann eine Einflußnahme Heinrichs II. vermutete oder nachgewiesen werden.
Speziell der Bamberger Dom, der explizit durch Heinrich initiert wurde, gehörte zu diesen Westbaukirchen. Interessant ist das in diesem Fall die Pfalzbauten direkt an den Westbau anschlossen. Ebenso wie in Trebur ist das Westquerhaus hier niedriger als das Langhaus (hier 2 Risse dazu, Längsschnitt und Querschnitt)
Es ist anzumerken das bei den bayrischen Kirchen eine lokale Eigenart vorherrscht: Die ursprünglichen Ostquerhäuser reichen nicht über die Breite der Langhäuser hinaus, während die neuen Westquerhäuser dies raumgreifend tun, wenn der umgebende Platz dafür ausreicht (Im Norden des alten Regensburger Doms ist die nicht der Fall, da dort bereits der Kreuzgang existiert). Die einfach nur vorgebauten Westquerhäuser sind zum Langhaus und den Seitenschiffen ausgeschieden.
Im Vergleich zu den bayrischen Kirchen ist der Ostbau des Mainzer Doms (Mainz ist gewestet nicht gostet!) nur auf die Breite des Schiffes hin ausgelegt. Eine lokale Eigenart oder nur der Nachahmung des Petersdoms? Im sächsischen Raum sind West- und Ostquerhaus gleich breit ausgeführt und überragen die breite des Schiffes.
Auch der Speyrer Dom (Bau ab 1024, Weihe 1061) steht noch in der Tradion der Westbauten, wobei der Westbau auch hier die Breite der Schiffe besitzt. Wie sich dieser Westbau zu seiner Zeit gestaltete, war er noch Westquerhaus auf Breite der Schiffe oder schon Einganshalle mit Turm, entzieht sich unserer Kenntnis.
Mit dem Ende der Salierherrschaft verlieren die Westquerhäuser und Westbauten ihre Bedeutung als Orte für einen westlichen Altar. Sie wandeln sich nun zum reinen Sockelbauwerk für Westtürme.
Wenn wir nun vergleichen wollen, sollten erst einmal bedenken das die Kirche in Trebur bereits bestand. Sie war Pfalzkapelle, keine Stiftskirche, kein Kloster und schon gar kein Bischofssitz. Pfalzen von der Bedeutung Treburs besaßen eigentlich nicht sonderlich große Kirchen, von daher ist eigentlich schon die Größe des Ursprungsbaus der Laurentiuskirche beeindruckend. Wenn nun die Kirche in späterer Zeit umgebaut wurde, wird man versucht haben sie dem Zeitgeschmack anzupassen, aber ohne dabei eine Kathedrale schaffen zu wollen. Daher ist mit abgespeckten Proportionen und Verkleinerungen oder Vereinfachungen durchaus zu Rechnen.Das zeigt sich alleine schon in der Weiterverfolgung des karolingischen Grundrisses. Als Vorbild bietet sich Mainz natürlich an.
Bedenkt man das Mauerwerk, das westlich der Laurentiuskirche in Nord-Süd-Richtung im Boden verläuft und von dem das IBD als auch O.Müller ausgehen das es von einer geänderten Bauplanung übrig blieb (aufgeschwemmte Sandschichten auf dem Mauerwerk) so wäre es auch denkbar das der Westbau ursprünglich die doppelte Breite hätte haben sollen, getrennt mit zwei Bögen vom von seiner Vierung, so finden wir Ähnlichkeiten zu Hildesheim vermuten.
Auch die Kämpferplatten in der Vorhalle zeigen im Vergleich mit Kapitellen in Quedlinburg und St. Michael Hildesheim und dem Essener Münster Ähnlichkeiten (alle 1. Hälfte des 11. Jh./ottonisch).
Von diesem Punkt wurde ich momentan auf die Zeit nach 1000 tippen, vielleicht um 1020.
Sorry, hat etwas gedauert... Ist aus einem Plan der sich bei Rudolf Kautsch, Der Dom zu Worms (1938), aber auch…
Hi, zur Baugeschichte des Doms: "Das Langhaus besitzt die Abmessungen des heutigen Domes und endet an einem Spannfundament am zweiten…
Man könnte hier auch noch den Bericht der Annales Nazariani zum Tassilo-Prozess in Ingelheim 788 anführen: "Und als das so…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl