Ulfberht – wie Schlange und Wurm aus der Klinge verschwanden
Leider hatte ich, wie so oft, in letzter Zeit viel um die Ohren. Aber indirekt bekam ich die Anregung, etwas zu Ulfberht Schwertern zu machen. Der Artikel ist eigentlich das Rohskript für eine YouTube Geschichte, wird also dort noch mal verwurstet werden. Ob er dann in dieser Form kommt ist noch nicht ganz klar. Das hängt davon ab ob ich noch weitere Informationen finde. Es kann auch sein das ich einige Quellen unterschlagen habe, weil das Dokument für heute etwas schludrig zusammengestellt wurde. Hauptquelle, die mir als Orientierung diente ist aber Ingo Petris Paper “VLFBERHT swords: Origin, material, andmanufacture”
Schwerter üben ja eigentlich immer eine gewisse Faszination aus. Das war schon immer so, wie man an den magischen Zuschreibungen an Schwerter mit so klangvollen Namen wie Excalibur, Balmung, Durendal und Joyeuse kennt. Und außerhalb der Legenden gibt es Ulberht!
Und an dieser Stelle muss ich schon mal ein paar Begriffe und Mythen erklären. Nix dramatisches, geht nur ein bisschen ums Verständnis, nicht da was nicht falsch verstanden wird.
Das, was unsere europäischen Schwerter haben, ist kein Damaststahl im eigentlichen Sinne des Wortes. Die Übergänge sind zwar fließend, aber eigentlich ist es Schweißverbundstahl, z.B. in der Form von Torsionsdamast. Auch wenn der Stahl gefaltet wird, ist das eigentlich kein Damast, sondern auch wieder Schweißverbundstahl, der auch als Schweißdamast bezeichnet wird. Und gefaltet wird das Eisen, der Stahl immer, wie sich zeigen wird. Aber es hat sich halt so eingebürgert, ich versuche mal immer von europäischen Damast oder Schweißdamast zu sprechen, um das so ein bisschen abzugrenzen.Der echte Damast ist ein Tiegelstahl, der aus Indien kam und wahrscheinlich über Damaskus gehandelt wurde. Daher der Name Damast oder Damaszener Stahl. Aber dazu nachher mehr.
Das Schwert im frühen Mittelalter, in dem Fall noch vor 800, genannt Spatha, machte seinem übersetzten Namen, Breitschwert, alle Ehre. Es waren breite Schwerter, und ihre Länge lag zwischen 70 und 90 cm. Sie verjüngen sich meist gar nicht und wenn, dann nur minimal. Geibig kategorisiert sie unter seinem Klingentyp 1. Oder ums anders zu sagen: Es sind ganz schöne Klopper, nicht zwingend vom Gewicht, aber von der Form und eher nichts für feine Schnitzarbeiten und elegantes Fechten…
Um einer so wuchtigen Klinge genug Stabilität zu geben, setzte man im Bereich der Hohlkehle auf Schweißdamast. In aller Regel in der Form von Volldamast, das bedeutet das der ganze Bereich durchgehend ein Muster aufweist. Dagegen gab es auch Schichtendamast. Bedeutet das Ganze war wie ein Sandwich aufgebaut mit einer Schicht Schweißdamast auf den Außenseiten und dazwischen ein Stück Eisen, wie ein Sandwich eben.Und dann gibts noch Funierdamast, bei dem das Eisenstück dazwischen den Hauptteil ausmacht und eine hauchdünne Schicht Damast oben auflag, um den Eindruck von mehr zu machen. Also eher ein Blender.
Solche Klingen wurden als Wurmbunt bezeichnet. Der Name geht auf einen Brief Theoderichs zurück, der die Klingen lobt, die ihm ein König Thrasamund zusandte und von denen er sagt “(…)Das Mittelstück ihrer Klingen, geschickt gekehlt, erscheint wie mit kleinem Wurmwerk gekräuselt, und hier spielen so mannigfaltige Schatten, dass man glauben möchte, das glänzende Metall sei mit vielen Farben verwoben.(…)“ Eine andere Bezeichnung nennt die “Schlange in der Klinge” die man in den Mustern erkennen kann.
Die Schneiden der Klingen waren aus Stahl. Ihre Herstellung setzte nicht nur eine hervorragende Schmiedekunst voraus, sondern auch Materialwissen für die Produktion der Rohmaterialien.
Für die Härte der Schwerter bzw. Schneiden brauche ich Stahl. Der ist wiederum Eisen, das mit Kohlenstoff legiert ist. Als Stahl gilt alles was weniger als 2% Kohlenstoff enthält, weniger als 0,2% sollten es aber auch nicht sein , weil dann ist er nicht mehr härtbar. Das ist dann Schmiedeeisen.
Das Problem daran ist nun die Gewinnung des Rohstoffes.
Gewinnung des Rohmaterials
Eisen gewann man durch Rennöfen. Dazu wurde Eisenerz zerkleinert und mit Holzkohle in einem kaminartigen Ofen geschichtet. Der wurde erhitzt und mit Blasebalgen immer Luft zugeführt. Das Erz wird zu Eisen reduziert, nicht geschlozen, durch die Kohle kann Kohlenstoff in das Eisen diffundieren und es bildet sich Schlacke. Der Ofen wird dann angestochen und die Schlacke soweit möglich abgelassen. Am Ende wird der Ofen abgebrochen und raus kommt ein kleiner, unansehnlicher Klumpen, die Luppe oder Ofenschwamm. Das Ganze ist bröckelig, inhomogen, weil sich wegen der Schwerkraft schwerere Stoffe unten abgesetzt haben und voll mit Schlacken-Einschlüssen. In aller Regel kriegt man da einen Kohlenstoffgehalt von 0,2 Prozent rein, was das Eisen ja schon zu Stahl macht.
Das Zeug muss jetzt zu einem brauchbaren Stückchen Eisen bzw. Stahl verdichtet werden, in dem es geschmiedet, gefaltet und immer wieder verschweißt wird , dabei wird die Schlacke nach nach aus dem Rohstahl entfernt. Dieser Faltvorgang findet immer bei der Herstellung von Schmiedeeisen oder Stahl statt. Gefaltete Schwerter sind also die Regel und nichts Besonderes. (Grüße an Highlander!)
Im Spätmittelalter wurden so aus 100kg Luppe nicht mehr als 10 bis 15 kg Schmiedeeisen oder Rohstahl gewonnen. Und da war die Technik zwar die Gleiche, aber effizienter.
Hat man es bei dem Prozess irgendwie geschafft, recht viel Kohlenstoff in den Stahl zu bekommen, verbrennt ein Teil bei der Aktion des Faltens dann wieder. Man kann den Stahl zwar Aufkohlen, dabei werden aber immer nur die äußeren Schichten mit Kohlenstoff angereichert.
Das Ganze ist natürlich auch eine Frage der Qualität des Rohstoffes und der Kunstfertigkeit des Schmieds
Am Ende habe wir also nun einen kleinen Klumpen Rohstahl. Der ist aber zu wenig, um ein Schwert daraus zu schmieden. Also muss ich den Prozess wiederholen, wobei ich natürlich immer wieder leicht unterschiedliche Ergebnisse erhalte. Hinzu kommt, dass der Stahl weitere Elemente enthalten kann, die ich so gar nicht drin haben will. Etwa Phosphor, der den Stahl brüchig macht, dagegen hätte ich eher gerne Mangan drin, weil das Schwefel und Sauerstoff aus dem Stahl zieht und genauso wie Stickstoff die Härtung und Formbarkeit fördert.
Diese chemischen Prozesse und die dafür verantwortlichen Stoffe kennt der Schmied jedoch nicht, weiß aber das da was anders ist in seinem Stahl.
Das einzige, was ihm bleibt, ist die Funkenprobe, in der er den Stahl zum Beispiel anschleift und am Funkenflug etwa den Kohlenstoffgehalt beurteilen kann.
Der Schmied wird also für die Schnitthaltigkeit seiner Klinge einen Stahl mit hohem Kohlenstoffgehalt wählen. Da der nicht reicht, oder wenn doch die Klinge dann brüchig werden könnte, wird er ihn wirklich nur für die Schnittkante verwenden.
Für den Bereich dazwischen, also dort wo die Hohlkehle sich befindet, wählt er minderwertigere Stähle oder sogar Eisen. Um diesen Mittelteil trotzdem möglichst stabil zu halten und um genug Material zu haben, nimmt er verschiedene Klumpen, formt daraus Stangen und verdreht bzw. tordiert sie miteinander. Der wurmbunte Teil der Klinge entsteht. An diesen Mittelteil wird dann die kohlenstoffhaltige Schneide angeschweißt. Also nicht mit Schweißgerät, sondern in der Esse, mit Schmiedefeuer und Hammer, also Feuerverschweißt.
Warum nimmt der Schmied nun nicht den Mittelteil und faltet den so lange, bis er eine anständige Mischung hat? Nun, das bringt ihm nichts. Der Klumpen ist größer und er braucht mehr Hitze um den Stahl faltbar zu machen. Damit brennt er sich den Rest Kohlenstoff raus und was noch drin bleibt, diffundiert zwischen den Stählen ab einer gewissen Hitze und Faltanzahl und somit sinkt der Gesamtprozentsatz des Kohlenstoffs nochmal. Wäre also mehr Aufwand für weniger Ergebnis. Zudem sieht es nicht so nett aus wie eine Wurmbunte Klinge…
Das es aber Tricks gab, um Stähle zu verbessern, erfahren wir in der Thidrikssaga des 13. Jahrhunderts, die aber auf älteren Quellen basiert und sich um Dietrich von Bern, also Theoderich den Großen dreht.
In der Saga stellt Schmied Wieland im Ulfdalir, dem Tal des Ulf…( Ähnlichkeiten zu Ulfberht rein zufällig…, wahrscheinlich..) , ein Schwert namens Mimir her. Er war aber mit der Schärfe nicht zufrieden. Er zerfeilte das Schwert, mischte es in die Weizenkörner und gab es den Hühner zu fressen, die er vorher 3 Tage hatte hungern lassen. Aus dem, was hinten aus den Hühner raus kam, stellte er neuen Stahl her und schmiedete daraus ein kleineres, aber schärferes Schwert. Aber auch das passte ihm noch nicht , also wiederholt er die Prozedur. Und als er nach dem dritten mal endlich zufrieden war, war das Schwert so scharf, dass ein im Bach gegen die Klinge treibender Wollbüschel einfach zerschnitten wurde.
Was sich jetzt so ein bisschen nach sinnloser Handlung anhört, ist tatsächlich ein Prozess, der den Stahl verbessert. Wieland hatte den Stahl nitriert, also dem Metall Stickstoff hinzugefügt und ihn so besser härtbar gemacht. Womit er auch eine schärfer Schneide polieren konnte. 1
Womit wir dann endlich bei den Ulfberht Klingen wären.
Die Ulfberht Klingen
Irgendwann vor 800 werden plötzlich im fränkischen Reich Klingen hergestellt, die nicht mehr Wurmbunt sind, aber unglaublich schnitthaltig bleiben und dabei auch stabil sind und deren einzige Schmuck eine auf der Klinge tauschierte Inschrift eines Namens mit zwei Kreuzen auf der einen Seite und einem Muster auf der Rückseite sind. Diese Schrift und das Linienmuster auf der Rückseite sind der einzige Bestandteil, der tordiert wurde, also eben einem europäischen Damast entspricht.
Es sind die Ulfberht Klingen.
(Erinnert mich ein bisschen an einen Designwechsel. Erst alles überladen und dann minimalistisch, so wie bei den Handys und dann kam Apple…)
Die Ulfberht Klingen sind einzig mit den Klingentypen 2 und 3 nach Geibig gefunden worden, was ihren Herstellungszeitraum in die Zeit von der Mitte des 8. Jahrhunderts bis zum Ende des 10. Jahrhunderts begrenzt.
Die Nutzungsdauer der Klingen war aber ungleich länger. Die Grifftypen der gefundenen Schwerter reichen von 800 bis zum 11. Jahrhundert , ja vielleicht sogar bis zum 12. Jahrhundert.
Das zeigt, dass die Klingen eine unheimlich lange Lebensdauer haben, vielleicht 200 Jahre oder sogar länger!Je nach Ort und Zeit wurden sie mit entsprechenden Montierungen versehen. Nach lokalen und zeitlichen Geschmack.
Die Anzahl noch existierender Ulberth Schwerter lässt sich nicht sagen. Anne Stalsberg trug 2008 für eine Studie Informationen über 166 Klingen, die gesichert als Ulberth Schwerter gelten, zusammen. Bei anderen war die Inschrift nicht mehr richtig zu erkennen. Seit dem sind aber neue Ulberth Schwerter gefunden worden, wie etwa in Großenwieden.
Nach Goran Bilogrivić ist das Schwert von Biskupija Grab 1 in Kroatien, das älteste bekannte Ulberth Schwert. Auch wenn dies umstritten ist ob es nicht doch eine Kopie seiner Zeit ist, da dem Schwert die sonst übliche Musterung auf der Rückseite der Klinge fehlt. Das Schwert datiert auf um 800 und kam wahrscheinlich als repräsentatives Geschenk in die kroatischen Gebiete, die die Karolinger kontrollierten.
Recht früh dürfte auch das Schwert von der Friesenheimer Insel bei Mannheim sein.
Herkunft der Klingen
Die meisten bekannten Ulfberhts stammen aber aus Norwegen, und dort wiederum der größte Teil aus Grabfunden, weshalb man in den 1890er davon ausging, es handele sich um ein nordisches Produkt. Wahrscheinlicher ist aber, dass es sich um ein fränkisches Produkt handelt. Zumindest was die eigentlichen Klingen angeht. Ds sie sich in Norwegen erhalten haben. hängt unter anderem mit der Beigabensitte zusammen, die in Franken ja nicht mehr existierte.
Die karolingischen Kapitularien verboten den Export von Schwertern an Ausländer, was ein Hinweis darauf ist, dass dieser Export wohl stattgefunden hat.
Stalsberg hat nochmals die Kapitularien geprüft und kam aber zum Schluss, dass es keinen Export in großem Maßstab gegeben haben kann, zumal intensive Handelsbeziehungen mit dem skandinavischen Raum erst um 1000 aufkommen. Vielmehr sollten die Klingen als Beute oder Lösegeld nach Skandinavien gekommen sein. So forderten die Nordleute, oder von mir aus auch Wikinger, als Lösegeld für eine Geisel schon mal 150 Schwerter.
Die Verwendet Schrift auf den Klingen, scheint aus dem Übergang von Merowingischen Schriften hin zur Karolingischen Renaissance zu stammen, vor allem die Buchstaben R und F2 , und stammt daher aus der Zeit zwischen der Mitte des 8. und dem frühen 9. Jahrhundert.
Der Name Ulfberth besteht aus 2 Bestandteilen. Zum einen Ulf/Vulf, das eigentliche WULF ausgesprochen wird. Dieser Bestandteil findet sich in Langobardischen und Westfränkischen Quellen. -berth dagegen findet sich in altsächsischen Quellen. Der Name würde sich also im Frühmittelalter wie Wulberth (Wohl mit englischen – th am Ende) aussprechen und käme aus einer Gegend im fränkischen Reich.
Dieser Ulfberht war sicherlich nicht der Schmied selbst, sondern eher der Aufseher der Produktion, wie Stalsberg vermutet. Die Schmiede, die für ihn arbeitete, waren wahrscheinlich Analphabeten. Es kommt hinzu, dass auf keiner Klinge die Formulierung Ulfberht me fecit, also Ulfberht hat mich gemacht, steht. So wie es auf den späteren Inglerii Klingen zum Teil zu finden ist. Das weist auch darauf hin, dass Ulfberht selbst nicht Hand an die Produktion legte.
Stalsberg hat darauf hingewiesen, dass die Kreuze vor und am Ende des Namens auf eine kirchliche Position hinweisen.
So gibt es drei Gruppen die ein Kreuz am Anfang nutzen: Äbte, Bischöfe und Klöster. Da es ein Personenname ist und es keinen Ort oder Kloster namens Ulfberht gibt, fällt das Kloster schon mal aus der Liste. Aber es sind auch keine Signaturen aus Textquellen bekannt, die zwei Kreuze enthalten.
Dafür aber von einem Schwert! Es ist ein Schwert aus dem Wijk bij Duurstede. bzw dem Ort an dem sich einst der bedeutende karolingische Handelsposten Dorestad befand. Das Schwert ist aber ottonisch und als es in den Boden kam, existierte Dorestad schon lange nicht mehr. Es trägt die Inschrift +Atalbald+II 3 Zum Teil findet man allerdings auch die Angabe das + IE auf der klinge Stünde. Auf den Bildern ist es nicht genau zu erkennen und das Reijksmudeum nennt beide Angaben gleichwertig ohne dies zu Begründen. Aber dieser Atalbald könnte Adalbald II, gewesen sein. Der von 1010 bis 1026 Bischof von Utrecht gewesen war.
Feuerbach & Hanley, stellten 2016 die These auf die Schwerter könnten im Auftrag des Norwegischen Königs Haakon dem Guten (+961) entstanden sein , denn Ulfberth könnte auch ein germanisches Kenning für “Das Schwert das der Krieger Ulf trägt” sein. Es wäre aber seltsam, wenn ein nordgermanisches Kenning identisch mit einem fränkischen Männernamen wäre.
Noch seltsamer aber seltsamer ist, dass es eben nicht die Schrift und ihre Datierung erklären würde und zudem würden dann sämtliche Datierungen aus dem Ruder laufen. Etwa beim Schwert aus Biskupija das auf Grund des Gefäß des Schwerts, den Sporen und den sonstigen Sachen aus dem Grab auf um 800 datiert.
2014/15 ging dann ein Raunen durch die Wissenschaftscommunity. 2012 war ein Ulfberhtschwert des 10. Jahrhunderts aus der Weser bei Großenwieden geborgen worden. Robert Lehman4 hatte es untersucht und dann 2014/15 seine Erkenntnisse präsentiert. Parierstange und Knauf waren mit einem Zinn-Blei überzogen und so silbrig verziert worden. Das Blei dieser Verzierung konnte Lagerstätten im Hintertaunus zugeordnet werden. Dortige Förderstätten waren im Besitz des Klosters Lorsch und des Klosters Fulda. Beides Klöster besaßen große Waffenproduktionen.
Nun muss Montierungen und Klinge nicht dieselbe Herkunft haben. Lehmann konnte aber auch feststellen, das die Schneide der Klinge einen hohen Anteil an Mangan besaß. Nun konnte dessen Herkunft nicht bestimmt werden, aber Eisen mit hohem Mangananteil findet sich auch im Taunus.Trotz aller gebotenen Vorsicht könnte dies vielleicht ein Hinweis auf eine Produktion der Ulberht Klingen in Lorsch oder Fulda sein.
Ulfberht und die Fälschungen
Dass das falsch geschriebene Wort Ulfberht nun ein Hinweis auf eine schlechte Fälschung des Schwertes ist, wie man gerne liest, muss nicht zwingend gegeben sein. Schließlich waren die Schmiede nicht der Schrift mächtig, wie Stalsberg erläutert. Zumal wenn man einmal einen Fehler gemacht hat, man den auch nicht wieder aus der Klinge rausbekommt. Und warum eine sonst gute Klinge wegschmeißen, wenns nur ein Buchstabe ist? Petri merkt aber genauso an das es unwahrscheinlich ist, das größere Fehler, also darüber hinaus das ein Buchstabe gespiegelt ist, auf dem Kopf steht oder zwei Buchstaben vertauscht wurden, passieren. Sprich, je größer der Schreibfehler ist, desto wahrscheinlicher ist es eine Fälschung.
Geibig versuchte Fälschungen aufgrund der Göße der Schrift zu ermitteln . Die Originale sah er bei einer Länge des Schriftzugs von 14 – 19.8cm und einer Höhe von 1,9 bis 2,7cm. Die Hälfte der zu dieser Zeit bekannten Schwerter fiel jedoch außerhalb dieses Rasters und Geibig musste eingestehen, dass der Versuch eher rudimentär war.
Aber sowohl Geibig als auch Stalsberg sehen in der metallurgischen Untersuchung die beste Möglichkeit, zwischen Original und Fälschung zu unterscheiden.
Allan Williams hatte 2012 56 Klingen untersucht, die meisten mit Ulfberth Inschrift. Aufgrund der Untersuchung teilte er die Ulfberht Schwerter in 5 Gruppen ein.
Gruppe 1 sind Schwerter aus schlackenarmen Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt größer als 0,8 %,
Gruppe 2 sind ebenfalls schlackenarm, mit Kohlenstoffgehalt von 0,8%,
Gruppe 3 sind Schwerter mit Stahlkante und einem Kohlenstoffgehalt von 0,4% und Eisenkern
Und Gruppe 5 sind Schwerter die komplett aus Eisen bestehen, oder aus einem Eisen mit extrem niedrigen Kohlenstoffgehalt der eben nicht härtbar ist.
Ergänzend fand Williams heraus das Gruppe 1 und 2 als Inschrift +Vlfberh+t aufwiesen, während die Gruppe drei in aller Regel +vlfberht+ zeigt.
Gruppe 5 sind ganz klar Fälschung, denn sie lassen sich nicht härten..
Es muss aber bei der Analyse der Metalle angemerkt werden dass sich das vor allem bei älteren Funden zum Teil schwierig bis unmöglich gestaltet. Man hat nämlich die Schwerter um eine weitere Korrosion zu verhindern, einmal kräftig durcherhitzt, was nicht nur die Korrosion verhindert, sondern auch die ursprüngliche Metallstruktur zerstört und die Schwerter weich macht.
Nun hatte Stalsberg eine Typologie5 der Inschriften und der Verzierungen der Ulfberth Klingen erstellt, wobei ihre Variante 1 und 2 die Mehrzahl der Klingen bildet.
Nun waren es genau die Schwerter von Stalsberg Variante 1 (t+h) der, die der Gruppe 1 und 2 von Williams , also Schlackearmer Stahl mit Kohlenstoff über oder gleich 0,8%, angehörten.
Die Inschriftenvariante 2, die mit (th+), war dagegen Williams Gruppe 3 , also Schwerter mit Stahlkante und einem Kohlenstoffgehalt von 0,4% und Eisenkern 6
Williams sprach seinen ersten beiden Gruppen die höchste Qualität zu, weshalb er davon ausging, dass diese die Original Ulfberth seien. Aber auch Stalsberg redete ein Wörtchen mit, denn sie fand heraus, dass Ihre Variante 2 tendenziell älter als Variante 1 ist.
Sie kommt daher zum Schluss das die Gruppe 3 von Williams, also mit abgesetzter Schneide und Eisenkern als erstes existierte und die ursprünglichen Schwerter sind, während Gruppe 1 und 2 später entstanden, aber deshalb nicht schlechter sein müssen. Es sind einfach Weiterentwicklungen im Herstellungsprozess.
Auch das sich der Schriftzug änderte ist nach Stalsberg einfach der Zeit geschuldet. Der ursprüngliche Ulfberth, der die Schmiedearbeiten beaufsichtigt hatte, lebte nicht mehr. Die Schmiede selbst waren Analphabethen und aus einem Fehler, der sich irgendwann mal eingeschlichen hatte, wurde quasi eine Änderung des Logos.
Metallurgisch gesehen waren jedoch Gruppe 1 und 2, obwohl jünger und modernern, nicht zwingend besser. Fünf von 9 Klingen in Gruppe 1 und eines in Gruppe 2 wiesen Korngrenzenzementit auf, also Zementite die sich zu einem Netz im Metall ausformen. Das wiederum macht die Klinge spröde und ist so nicht gewünscht. Zudem war in Gruppe 1 eine Klinge beim Bearbeiten Überhitzt worden was den Stahl weich machte. Wenn man die Gruppen nach der Kantenhärte sortiert ist tatsächlich gruppe 3 die härteste, gruppe 2 die weicheste und Gruppe 1 liegt dazwischen.
Demnach wäre Gruppe 3 mit Stahlkante die Beste, mit harter Kante und weicheren , aber zähen Kern.
Stalsberg überlegte zusätzlich, ob es sich den Marken nicht um eine Art der Codierung der Qualität der Klingen handeln könnte.
So und damit sind wir bei einem Teil , bei dem sich Leute gerne mal die Köpfe einschlagen.
Williams vermutete, dass seine Gruppe 1 und 2 aus Tiegelstahl hergestellt worden waren. da sie einen bei ihrem hohen Kohlenstoffgehalt nur wenig Schlackeneinschlüsse und auch keine Spuren von Feuerverschweißung aufwiesen, so sagte er zumindest. Der Tiegelstahl soll über skandinavische Händler aus Indien gekommen sein. So seine Idee.
Zwei der Klingen die auch Williams untersuchte hatte konnte auch Petri untersuchen. Und der fand dann deutliche Spuren von Feuerverschweißung. Und weitere Schwerter aus den Staatlichen Museen Berlin, die Petri mittels Röntgen und Computertomographie untersuchte zeigten ebenfalls Schweißnähte.7 Das bedeutet das auch die Schwerter von Williams Gruppe eins und zwei, eine angesetzte Schneide besaßen und nicht aus Tiegelstahl, also dem echten Damast, bestanden.
Aber was ist denn jetzt bitte so besonders an diesem Tiegelstahl im Vergleich zu dem Stahl in Europa des Frühmittelalter.?
Beim Tiegelstahl, bzw Wootz, kann man 1,5% Kohlenstoffgehalt erreichen. Das ursprünglich angewandte Verfahren ist heute verloren, aber mann konnte es in etwa nachvollziehen. Dabei wird hochreines Eisen, Sorel-Eisen, Holzkohle, Glasstücke und Blätter in einen Tiegel gepackt und erhitzt. Das Glas schmilzt und steigt nach oben, womit die Masse darunter luftdicht abgeschlossen wird. Der Kohlenstoff kann so nicht verbrennen, die Blätter beschleunigen die Aufkohlung. Das Ganze muss in Hitze, Menge der Zutaten und Dauer exakt passen sonst wird das alles nichts. Raus kommt dann ein Wootzkuchen oder Barren, der dann weiterverarbeitet, alos zu einem Schwert geschmiedet werden kann.
Dieser Tiegelstahl existierte aber in Europa nicht, sondern wurde in Indien hergestellt.
Ingo Petri liefert eine Begründung für die Entstehung der Ulfberht Schwerter, bzw. für die Veränderung der Schwertformen von der Mitte des 8. bis zum Beginn des 9. Jahrhunderts8 bei der ich zwar bei ein, zwei Sachen Einwände hätte, aber das sie minimal sind lass ich das mal so stehen.
Im Gegensatz zum gewölbten Rundschild, diente der flache Rundschild auch als offensive Waffe. Ich kann mit der Schildkante auch mal direkt in den Kampf gehen und mit dem Schild den Gegner manipulieren. Dabei bleibt die Schwerthand fast immer hinter dem Schild. Das Parier an den alten Schwertern ist fast immer klein, denn normalerweise muss es nicht viel Arbeit leisten. Mit dem gewölbten Rundschild ändert sich die Situation. Es dient weniger als Offensivwaffe, wie der flache Schild, bietet aber besseren defensiv Schutz, da er Schläge besser abgleiten lassen kann. Der Schild kann aber nicht mehr offensiv mit der Kante in den Gegener gedrückt werden, sondern bleibt statisch vor dem Körper. Dagegen kommt dem Schwert aber eine aktivere Rolle zu und übernimmt daher auch Funktionen, die der Schild zuvor erfüllte. Die Klingenform ändert sich, was die Klingen führiger macht, das Parier wird größer zum Schutz der Hand, die Knäufe ändern sich. Der Kontakt von Klinge gegen Klinge wird häufiger. Die Schmiede versuchen nun diesen Ansprüchen entgegenzukommen, in dem sie alles daran setzen, die Schneiden der Schwerter härter zu machen, wobei sie es noch nicht schaffen, eine komplett gleichmäßig durchgehärtete Monostahl-Klinge herzustellen. Einer der Sieger dieses Entwicklungsrennens scheinen die Ulfberht Schwerter zu sein. Und zwar jene mit dem Schriftzug +Vlfberht+ , angesetzten Schneiden aus Stahl und zähem Eisenkern. Die Gruppe 3 von Williams. Die Klingen entwickeln sich dann dementsprechend weiter, bis man im 11. Jahrhundert die Monostahlklinge in den Griff bekommt. Die alte Methode der angesetzten Stahlschlagkante kommt aus der Mode, genauso wie die Produktion und die Verwendung von Ulfberht Schwertern.
nach Robert Lehmann , Archäometrische Analysen am ULFBERHT-Schwert ↩
Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 31 S395 ↩
siehe Dorestad and its networks, ↩
Robert Lehmann, Archäometrische Analysen am ULFBERHT.Schwert ↩
siehe Anne Stalsberg, The Vlfberht sword blades reevaluated ↩
Ingo Petri , Material and Properties of VLFBERHT Swords S73 ↩
Ingo Petri, Vier VLFBERHT-Schwerter aus der Sammlung des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin ↩
Quelle: Ingo Petri, Material and Properties of VLFBERHT Swords S73-74 ↩
Sorry, hat etwas gedauert... Ist aus einem Plan der sich bei Rudolf Kautsch, Der Dom zu Worms (1938), aber auch…
Hi, zur Baugeschichte des Doms: "Das Langhaus besitzt die Abmessungen des heutigen Domes und endet an einem Spannfundament am zweiten…
Man könnte hier auch noch den Bericht der Annales Nazariani zum Tassilo-Prozess in Ingelheim 788 anführen: "Und als das so…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl