Ruodperts Weg – Etappe 1 – Aufbruch
Er blickte noch einmal zurück. Es war noch dunkel gewesen, als Ruodpert aufgebrochen war und nun kroch langsam das Licht durch die tief hängenden Wolken. Er mochte Abschiede genauso wenig wie der Menschenauflauf, der entstanden wäre, wenn sie von seinem Vorhaben gewusst hätten.
Hier am nahen Waldrand konnte er noch die leichten Rauchsäulen der Häuser seines Ortes erkennen, die davon kündeten dass ihre Bewohner noch einmal die Glut der Nacht anschürten um die Morgenkälte zu vertreiben.
Einige Vertraute wussten von seiner Pilgerreise und hatten ihm davon abgeraten, vor allem nun im Heiligenmonat, wenn es empfindlich kalt werden konnte und Berge, egal wie hoch sie sein wollten, ein schmerzliches Hindernis darstellen mochten. Natürlich wäre es auch ihm lieber gewesen, zum Todestag des Heiligen im Weidemonat zum Kloster zu reisen, aber so war seine Buße größer und die Erlaubnis seines Herrn für die Reise zu bekommen, war in diesen Zeiten ohnehin nicht leicht gewesen.
Er rückte den Lederbeutel an seiner Schulter zurecht und tastete noch einmal hinein, auf das er nichts vergessen hatte. Ein kleines Messer, ein wenig Brot und Käse, einen Beutel mit Nüssen und getrockneten Beeren. Auf Fleisch hatte er bewusst verzichtet als Zeichen der Busse. Ein Holzdöschen mit Zunder, Schlageisen und Feuerstein. Das andere Döschen. Der Wasserschlauch. Ja es sollte alles da sein.
Er rückte auch den Strick auf seiner anderen Schulter zurecht , an dem das einer dicken Rolle zusammengebundene, alte, übergroße Wolltuch, dass er zum Schutz vor der Witterung seit vielen Jahren oft mit sich geführt hatte, hing. Er griff den Haselstab und drehte sich wieder seinem Weg zu.
Etwa 4000 passus hatte er zurückgelegt, bevor ihn nun gleich der Wald umfangen würde. Er kannte diese Wege nur zu gut. Unzählige Male war er für seinen Herrn zum Holzeinschlag oder zur Vorbereitung der Jagd hier gewesen, hatte Wege inspiziert oder war über die Handelswege in eine der nahen villae regia gereist.
Dieses Mal wollte er sie aber umgehen. Er würde dort sicherlich aufgehalten werden. Zu dem Trubel, die Menschen, die Vereinfachung des Weges. Nein, das wollte er nicht. Sein Weg sollte ihn weiter nach Osten führen und an der Grenze der Gaue wollte er den Fluß überqueren.
Etwa 6 bis 8 Tage hatte er für die Reise geplant. Früher hätte er es zu Fuß sicherlich in spätestens 5 Tagen geschafft. Aber das Alter und seine Gebrechen forderten ihren Tribut. Zudem war das Wetter ein Faktor, der unvorhersehbar war und wenn er den Fluss überquert hatte, kannte er auch den Zustand der Wege nicht.
Er war gut vorangekommen, trotz der Umwege, die er lief, um die kleinen Orte zu umgehen. Das Wetter war gut geblieben und hin und wieder blitzte sogar die Sonne durch die Wolken hervor und zeichnete mit den kahlen Bäumen ein blitzendes Schattenspiel auf den vom Laub rot gefärbten Waldboden, während die Bohlenwege in den sumpfigen Lichtungen glänzten. Fast hätte er sogar noch den Fluß erreicht, doch dann wäre er erst bei Dunkelheit dort eingetroffen, was er vermeiden wollte. Zumal er dann keinen Ort kannte, an dem er hätte übernachten können.
Er kannte hier, tief im Wald eine Stelle, an der hartes Gestein aus dem Boden hervortrat. Die Stelle lag nur wenig höher als die umgebende Landschaft, doch hatte man sie wegen der Felsen ironisch als hohen Berg bezeichnet. Man hatte überlegt, hier Steine abzubauen, aber der Sandstein, der nordwestlich seiner Heimstatt aus dem Boden trat, war viel leichter zu erreichen und vor allem leichter abzubauen, als die harten, dunklen Steine.
In der Dämmerung hatte er das Geröllfeld im Wald erreicht. Einen guten Platz für die Übernachtung fand er schnell, denn Jäger hatten sich einen Unterstand aus Ästen und Laub errichtet. Zwar war das Laub trocken und deckte schon länger nicht mehr die volle Fläche des Unterstandes ab, aber es sah nicht nach Regen aus. Kurz überlegte er ein Feuer zu machen, aber die Temperaturen waren noch erträglich und Wölfe hatte man hier schon lange nicht gesehen. Zudem fanden die bei solchen Witterungsverhältnissen besseres Nahrung als seine müden alten Knochen.
Er griff in seine Tasche, holte eine kleines Stück Brot und Käse heraus und aß es langsam, bevor er sich in Mantel und Decke rollte und Ruodpert einschlief.
Oh ja gerne!
Hallo, Bei Recherchen zur Tunika Heinrich des Zänkers bin ich auf eine ähnlich Lösung gekommen, ich habe mir das Stifterbild…
Hab jetzt gerade Terra X schauen wollen. Seit neusten mit KI generierten Stimmen. Diese Entwicklung gefällt mir nicht. Ich muss…
Gut gelungen. Dieses Miniriemchen im Riemendurchzug der Scheide hält das Ganze.
Freunde von mir waren schon da. Ich weiß nur nicht ob ich selbst schaffen werde :-(