Eine Idee zu den Schuhen Balthildes und Germanus
Vor einiger Zeit habe ich die Reiterstatuette von Metz betrachtet, die an den Füßen flache Schuhe trägt. Als ein mögliches Beispiel für solche Schuhe führte ich die Schuhe aus Chelles und die Schuhen des heiligen Germanus an. Diese Schuhe, gerne als Pontifikalschuhe bezeichnet, haben die Eigenart nur im Fersenbereich eine echte Sohle zu besitzen. Der Vorderfuß hingegen wird aus dem dünneren Oberleder gebildet. Also nichts für eine größere Belastung.
Nun hatte ich für mich einige Beobachtungen gemacht, konnte aber diese noch nicht in Kontext setzen. Dann laß ich das Paper “Arming shoes of the fifteenth century” von Marquita Volken. (Link: (PDF) Arming shoes of the fifteenth century (researchgate.net) )
Volken notiert hier, das sich im Mittelalter eine Abnutzung der Schuhe hauptsächlich im Mittelfußbereichbereich zeigt, was auf einen Vorfußlauf hindeute. Zwischen 1500 und 1600 wandelt sich dies zum Fersenlauf, was wohl auch auf veränderten Untergrund bei der Straßenpflasterung zurückzuführen ist, so zumindest Volken zu Anfang des Papers, dessen Hauptinhalt Schuhe sind, die unter Sabatons getragen wurden…
Nun laufe ich auch ein bisschen beim Sport. Seit einigen Jahren schon wird der Mittelfußlauf als energieeffizienteste Laufmethode propagiert, was dazu führt, dass ich mitunter sehr darauf achte, wie ich nun laufe oder gehe.
Mit Wendeschuhen gehe ich Grundsätzlich auf dem Mittelfuß. Ich glaube so mehr Kontrolle beim Auftreten zu haben, bzw auch besser zu gehen und schneller auf einen spitzen Stein, Ast oder Ähnliches reagieren zu können.
Dazu will gesagt sein, das ich meine ersten wendengenähten Schuhe etwa 2005 bei Andy Helfert anfertigen lies und ich zu diesem Zeitpunkt absolut unsportlich war. Da ich mit diesen Schuhen im mittelfußlauf lief, war das Ergebnis ein höllischer Muskelkater!
Nun habe ich auch vom Laufen inzwischen ein paar Barfußschuhe. Mit diesen laufe ich ganz ähnlich wie mit Wendeschuhen. Auch das Laufgefühl als solches ist recht ähnlich. Ich laufe damit jedoch unterschiedlich nach Untergrund, was ich mit den Wendeschuhen nicht tue. (Wohl um sie zu schonen und nicht über Asfalt zu rubbeln)
Im Gelände laufe ich Mittelfuß wie mit Wendeschuhen, auf festen Untergrund dagegen, etwa in einem Haus, rolle ich über die Ferse ab.
Nun haben die Pontifikalien Wendeschuhe aus Chelles oder die des hl. Germanus nur im Fersenbereich eine echte Sole. Dies widerspricht nun der generellen Annahme des Vorfuß-, bzw. Mittelfußlaufens wie es Volken für die Zeit vor 1500 angibt zumindest bei diesen Schuhen. Daraus kann eigentlich nur folgen das diese Schuhe eben für das abrollen über die Ferse gedacht sind.
Wenn die Leute damals aber im Alltag Mittel- oder Vorderfußläufer waren und sich der normale Alltag viel im Freien abspielte, Volken nennt ja unter anderem eine Änderung der Straßenbeläge als Grund für die Änderung des Gangs und letztendlich des Schuhwerks, dann sollten es sich bei den Schuhen um reine Indoorschuhe und Räpresentationsschuhe gehandelt haben.
Dafür würde ja auch schon das klerikale, aber auch das hochgestellte Umfeld der Träger sprechen. Die Schuhe aus Chelles stammen schließlich von Bathilde, die Frau Chlodwigs II. war und Germanus war Bischof von Paris und Erzkaplan von Childebert I.
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…
Großartig! Und deprimierend. Ich habe den Artikel von Google News vorgesetzt bekommen, und er war völlig in style. Vom letzten…