Fragile Erfahrungen mit Schwertscheiden
Ich versuche, wenn ich denn irgendwo bin und es sich ergibt, etwas Lehrreiches für mich mitzunehmen. Auch bei den Dreharbeiten für Arte auf der Tilleda gab es einige solcher Möglichkeiten.
Eine davon betrifft die Schwertscheide und das karolingische Wehrgehänge. Ich hatte das Endergebnis meiner Versuche zu dem Thema hier noch nicht ausführlich vorgestellt, weil ich der Meinung bin , da geht noch was, bzw. irgendein kleines Detail fehlt. Dieses Problem hoffe ich bald zu klären, aber ich hatte eine andere Erkenntnis.
Doch was war passiert?
Während der Erstürmung der Eresburg gingen zwei Schwertscheiden zu Bruch. Eine davon war meine alte Testscheide, die ich mit der dazugehörigen Spatha verliehen hatte. Ist kein Problem für mich, denn die Scheide war ohnehin ein Testobjekt, womit sie jetzt ihren Zweck jetzt doppelt erfüllt hat und ihren Ruhestand mehr als verdient hat.
Beide Scheiden brachen etwa an derselben Stelle, etwa im unteren Drittel der Scheide.Bei meiner rissen sogar die aufgeklebten Lederbänder unter dem Leinen und die Scheide hängt nur noch an einem Stückchen Leinen und Fell des Futters zusammen. Es müssen also massive Kräfte darauf eingewirkt haben, wahrscheinlich über einen Hebel. Bei Eriks Scheide genau dasselbe, auch wenn der Bruch etwas weiter Richtung Ort liegt. Generell scheint der Bruch etwa in der Hälfte zwischen Schleppgurt und Ort aufgetreten zu sein, aber das ist relativ unerheblich und nur eine Vermutung.
Warum ist das jetzt aber so interessant für mich?
Meine grundsätzliche Überlegungen zum Wehrgehänge basieren auf “Gedanken zur spätmerowingerzeitlichen Spathaaufhängungen – Eine zu belegende und tragbare Rekonstruktion” von Lars H. Lüppes, besser bekannt als Hakun Risti.
Die erste Sache, die Hakun bei älteren Rekonstruktionen monierte, war die fehlende Möglichkeit, das Schwert einhändig zu ziehen. Ich kann bestätigen, dass dies mit dieser Rekonstruktion von Hakun, wenn auch übertragen in die Karolingerzeit und mit entsprechenden Beschlägen, kein Problem ist. Ich warf die Lanze weg, die Linke hielt den Schild und die Rechte zog die Spatha. Also geht das schon mal.
Aber er schreibt auch:
“Wenn man z.B. zu Reparaturzwecken doch einmal die Scheide von der Aufhängung trennen wollte, müsste man nur den Knoten des schmalen Riemchens Rs auf der Scheidenrückseite lösen.”
Meine Überlegung war, dass eine Scheide durchaus des Öfteren gewechselt oder repariert werden musste. Und genau dieser Fall ist nun zwei mal aufgetreten. Auch wenn dies kein Beweis für die Häufigkeit eines Bruchs einer Schwertscheide ist, so ist es zumindest ein Hinweis darauf.
Daraus folgend sollten die Scheidenbeschläge der karolingischen Schwertscheide im oberen Bereich so montiert gewesen sein, das sie verhältnismäßig leicht abgenommen werden konnten um die Scheide frei zu geben um sie dann, ohne etwa Nieten neu zu setzten, wieder montiert werden konnte. Dies würde wiederum bedeuten das die Befestigung wohl der merowingischen noch recht ähnlich war.
Ergänzt wird diese Erfahrung durch eine Demonstration von Tom Jersø kürzlich in Roskilde, bei der er eine Schwertscheide mit scharfen Waffen malträtierte um den Verteidigungswert einer Scheide zu testen / zu demonstrieren. (Video: https://www.facebook.com/837578157/videos/pcb.10161461074478158/996447891888873 Bild: https://www.facebook.com/photo/?fbid=10161461074198158&set=pcb.10161461074478158 ) Sie hielt relativ viel aus, brach aber bei einem schweren Hieb mit dem Schwert. Das Schwert durchtrennte die Leder bezogene Scheide jedoch nicht ganz. Das Leder auf der Rückseite hält auch hier die Holzteile noch zusammen.
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…
Großartig! Und deprimierend. Ich habe den Artikel von Google News vorgesetzt bekommen, und er war völlig in style. Vom letzten…