Das Leid mit dem Ausrüstungskauf
Eigentlich wollte ich erst einen kurzen Rant schreiben, habe mir aber überlegt , dass das der Sache gar nicht gerecht wird.
Ich hab neulich meiner alte Riemenzunge aus Ingelheim einen neuen Gürtel verpasst. Da die Riemenzunge ursprünglich mal als Lesezeichen in Ingelheim verkauft wurde, hatte ich damals die Nietlöcher aufbohren müssen, da sie nicht existent waren. Nun, beim dritten mal umhängen, hat das weiche Material an einer Stelle nachgegeben und nun hängt die Zunge statt an drei, nur noch an zwei Nieten. Neu zu kaufen gibts die nicht mehr, ich muss also was fertigen lassen. Zum Spaß habe ich mich mal umgeschaut, was so vorgefertigt auf dem Markt erhältliche. Dabei bemerkte ich etwas.
Da werden Beispielsweise gerne awarische Riemenzungen angeboten. (Wer macht eigentlich hier eine awarische Darstellung?) Einfach mal in die einschlägigen Onlineshops schauen, ihr werdet sie finden. Da gibt es eine mit einem floralem Ornament und eine mit ineinander greifenden Tieren. Meist wird ihre Herkunft mit Vrap, oder dem Goldschatz von Vrap angegeben. Ätschi Bätschie! Sind sie aber nicht!
Denn eigentlich handelt es sich dabei um dieselbe Riemenzunge, einmal Rückseite, einmal Vorderseite. Und die kommt auch nicht aus Vrap, sondern aus Mistelbach, Niederösterreich! Die Angabe 8. Jh. stimmt, kann aber noch präzisiert werden mit “Spätawarenzeit II, Mitte 8. Jahrhundert” Hier ein Bild dazu:
![](https://i0.wp.com/www.tribur.de/blog/wp-content/uploads/2024/06/Screenshot-2024-06-17-192540.png?resize=407%2C498&ssl=1)
Dann gibts da eine “Awarische Schnalle von Vrap”, die oftmals mit 7. Jahrhundert angegeben wird. Joa, Vrap stimmt in dem Fall. Die Datierung ist aber fraglich, denn die Schließe fällt in die “Spätawarenzeit IIIa”, also gegen Ende des 8. Jahrhunderts und zu allem Übel sind sie nicht wirklich avarisch sondern byzantinisch, oder in byzantinischem Umfeld gegossen worden, was übrigens für den ganzen Fundkomplex von Vrap gilt. 1 Andere Angaben sagen aber für einige Teile des Fundes von Vrap tatsächlich 600-7002 aber auf jeden Fall Byzanz.
Auf der anderen Seite sieht man, wenn auch eher selten, das Set aus Morgojelo, einem byzantinischem Kastell in Bosnien-Herzegowina. Da findet man byzantinisch, slawisch, awarisch und was weiß ich nicht alles als Herkunft.
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Zugegeben, es sieht etwas seltsam aus, was es wiederum interessant macht, aber das Set ist karolingisch. Die Zunge ist im Aufbau byzantinisch inspiriert, aber sonst ist das Ding karolingisch, was man auch an dem Muster im Tassilokelchstil sieht! (2tes Drittel des 8. Jahrhunderts)3
Was ich damit sagen will, schaut Euch genau an, was ihr von der Stange kauft. Da kann cooles da dabei sein, aber auch weniger schönes. Wichtig ist dabei, richtig selbst zu recherchieren. Meist wissen die Händler auch nicht mehr darüber als auf der Internetseite steht. Dabei mach ich denen nicht mal Vorwürfe. Die versuchen über die Runden zu kommen und einen kleinen Laden mit mit einem Nischenprodukt am laufen zu halten und haben einen Arsch voll Geschäftskram an der Backe, der ihnen kaum Zeit lässt sowas hinterher zu recherchieren. Meist haben die dann selbst noch eine Darstellen, die aber dann eben auch nicht in dem Bereich liegt.
Also wenn, man nicht etwas Individuelles fertigen lässt, lieber drei mal schauen! Und einfach mal in Google nach dem Originalfund suchen!
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…