Die “Krone(n) Karls des Großen/Kahlen”
Vor langer Zeit schrieb ich einmal über Kronen. Über alle möglichen Kronen der Geschichte. Eine der vermeintlich karolingischen Kronen fand ich dabei besonders faszinierend: die sogenannte Krone Karls des Großen, auch als Krone Karls des Kahlen bezeichnet bzw. die Krönungskrone der französischen Könige.
Damals schrieb ich das es sich dabei möglicherweise um die Krone Karls des Kahlen handeln könnte. Doch leider ist die Geschichte nicht ganz so einfach.
Zunächst einmal gab es wohl zwei Kronen, die nahezu identisch waren. Dabei ist selbst dies nicht sicher.
Möglicherweise lässt sich die Krone die als “Krone Karls des Großen” bezeichnet wird, am in Folge des 14.8.1193 nachweisen, als König Philipp II August von Frankreich Ingeborg von Dänemark heiratete. Einen Tag später erscheinen König und Königin zur heiligen Sonntags Messe bekrönt. Darf man den Texten glauben , mit eben jenen Kronen.
Bei seinem Tod 1223 vermacht Phillip die Kronen dem Kloster St. Denis. Philipps Sohn Ludwig VIII. kauft die Kronen jedoch wieder von St. Denis frei und lässt sich und seine Frau mit ihnen in Reims zum König krönen. Als Ludwig bereits 1226 stirbt, bestätigte Ludwig IX. (der Heilige) jedoch die Kronen wieder für St. Denis und bezeichnet sie dabei explizit als .Kronen die für die Krönung von König und Königin angefertigt wurden. Zudem verfügt er das die Kronen an Festtagen als Votivkronen über dem Altar an Ketten aufgehängt werden sollen .
Seitdem dienen die Kronen gesichert als Krönungskronen. Lediglich Johann II. und Karl VII. wurden nicht mit ihr gekrönt. Witziger Weise ist Johann II. (+1364) auf seinem Epitaph in St. Saint Denis mit dieser Krone abgebildet, genauso wie Philipp VI. (+1350) neben ihm. Beide Grabmäler wurden von André Beauneveu 1364-66 im Auftrag von Karl V. geschaffen
Im Inventar des Schatzes von St Denis werden die Kronen 1534 als “Corona qua Rex Francorum coronatur (…) Corona qua regina coronatur, predicte similis” beschrieben, also “„Die Krone, mit der der König der Franken/ der König von Frankreich gekrönt wird (…) Die Krone, mit der die Königin gekrönt wird, ähnlich dem oben Gesagten“. Sie müssen sich also sehr ähnlich gewesen sein.
1590 gerät eine der Kronen in die Hand der katholischen Liga, die diese aus Geldmangel einschmelzen lässt. Nun soll die etwas kleinere Damenkrone als Krönungskrone der Könige gedient haben.
Die zweite Krone wurde dann 1793 in der Französischen Revolution zerstört.
Als sich Napoleon 1804 zum Kaiser krönt, lässt er eine neue Krone schaffen. Und diese sieht nicht aus wie auf dem bekannten Gemälde von Jacques-Louis David zur Krönung Napoleons. Man lehnt sich bei ihrer Form an der zerstörten Krönungskrone an, und zwar in der Version von von 1590 und nennt die Krone ebenfalls “Krone Karls des Großen”
Die Abbildungen der Kronen
Von der 1793 zerstörten Krone gibt es eine Abbildung von Bernard de Montfaucon unter dem Titel “Couronne du Sacre du Trésor de Saint-Denys” aus dem 18. Jh,, sowie einen Stich des Kirchenschatzes von Michel Félibien von 1706.
Die Krone besteht aus einem Kronreif, der sich aus vier, mit Scharnieren verbundenen, Kreissegmenten zusammensetzt. Die Segmente sind verhältnismäßig schmucklos, besitzen einen getrieben Rand, ähnlich einem Rahmen. In den Ecken befinden 4 rechteckige Steine in einfacher Fassung. Im Zentrum der Platte befindet sich ein runder Stein. Links, rechts und darunter jeweils ein weiterer rechteckiger Stein. Über der Mitte der Platte erhebt sich eine Lilie auf der vier weitere rechteckige Steine angebracht sind, 3 auf den Blättern, eine auf der Basis.Die Lilien scheinen unabhängig vom Reif zu sein. Eine mögliche spätere Zutat?
Die Darstellungen der 1590 eingeschmolzenen Krone ist auf einem Gemälde des Meister des St, Giles erhalten. und findet sich auf dem um 1500 geschaffenen Tafelbild “Die Messe des St. „Giles“, das einst zu einem Altar gehörte. Auf diesem Bild hält der hl. Giles im Chor von St. Denis eine Messe. Vor dem Altar, der mit dem Kreuz des hl. Elegios geschmückt ist, welches sich ebenfalls im Schatz von St. Denis befand, kniet Karl der Große, dessen Haupt die Krone trägt.1 Im Gegensatz zu der ersten Krone, hat diese zusätzlich zwei Bügel die von den Lilien ausgehen und sich im Zentrum kreuzen. Darauf sitzt eine von einem Kreuz bekrönte Weltkugel. Seltsamerweise fehlt hier der 200 Karat Rubin, der von Johann II bereits zuvor an die Stelle des Kreuzes gesetzt worden war. Die Weltkugel erinnerte an diese Handlung da sie mit dem Schriftband “SI HIC PULCHRAE CITUATUS EST FRANCORUM REGE JOHANNE DATUS IN MEDIO FLORUM LAPIS” versehen war. Johann II lies auch den Raum zwischen den Bügeln mit einer spitzen Kappe aus purpurfarbenen Samt anfertigen. Auch dieser fehlt auf dem Bild, wohl um die Krone bildlich in eine Art Urzustand zu versetzen. 1574 wurde die Samtkappe noch einmal erneuert.
Eine weitere Abbildung stammt von François Roger de Gaignières (1642-1715). Er kann eigentlich die 1590 zerstörte Krone nicht mehr gesehen haben. Diese farbige Zeichnung ist Beschriftet mit “Couronne Du Roy Charlemagne St. Louis Tiree sur cell qui est en L´Abbaie de Saint Denis en France” dabei ist Charlemagne durchgestrichen und durch St. Louis ersetzt. Diese Zeichnung deckt sich mit den Details der Krone auf dem Tafelbild des Meisters von St. Giles: Es sind keine Segmentplatten erkennbar, stattdessen erscheint die Krone aus einem Teil gefertigt inkl. der Lilien. Zudem sind statt runden, ovale Steine im Zentrum eingesetzt, die Lilie besitzt 5, statt 4 Steine, zudem befinden sich Perlen auf den Freiflächen.
Danielle Gaborit-Chopin merkt an, das nicht klar sei ob die zwei Kronen tatsächlich zeitgleich entstanden oder ob eine die spätere Kopie der anderen ist2. Gaborit-Chopin überprüfte die Angaben der Krone und der Gewichte der Kronen, die in den Inventaren verzeichnet sind, auf Verwechslungen der beiden Kronen. Dabei werden beide Kronen immer identisch beschrieben.
Nach Gaborit-Chopinwurde die Kronen nicht miteinander verwechselt, demnach wurde 1590 die Krone des Königs eingeschmolzen und die etwas kleinere und leichtere Damenkrone ersetzte dann die Königskrone.
Weiterhin vermutet Gaborit-Chopin das die Krone zur selben Zeit entstanden sein könnte , wie der obere Teil der Scheide des als Joyeuse bezeichneten Schwertes im Louvre. Auch dieser Teil , der sonst im 19. Jahrhundert entstandenen Scheide, besteht lediglich aus einem schmucklosen Goldblech, auf dem mehrere Steine befestigt sind. also ganz ähnlich den Abbildungen des Stichs der Krone und entstand im 13. Jahrhundert.
Warum aber die Krone in den Abbildungen des Meisters von St. Gies zusätzliche Verzierungen mit Perlen besaß, die Damenkrone jedoch nicht, sowie die Lilien auf der Damenkrone wie eine zusätzliche Zutat aussehen und beide dennoch als gleich beschrieben wurden ließ sich leider nicht erörtern.
Beschreibung nach National Gallery London inv. NG4681 Online: https://www.nationalgallery.org.uk/paintings/master-of-saint-giles-the-mass-of-saint-giles ↩
D. Gaborit-Chopin, LES COURONNES DU SACRE DES ROIS ET DES REINES AU TRÉSOR DE SAINT-DENIS S.8 ↩
[…] None of this is recorded in known historical sources, but is quite plausible for several reasons. First of all,…
[…] historian linked to the Tribur Palts, provided a positive answer to this question. He reconstructed the itinerary of Emperor…
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
[…] Trackback: Geschichte und so Zeugs » Ein ♥ für Blogs […]
Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung…