Kloster Lorch vs Trebur – Eine neue, unerwartete Richtung!
Vergangene Woche schrieb ich in einem Nebensatz, das ich im Kloster Lorch (nicht Lorsch!) war. Dem Stammkloster der Staufer. Die Klosterkirche besitzt einen Westbau, der stark an Treburs Westquerhaus erinnert. So stark das ich mich fast zu Irene von Byzanz gelegt hätte und mich und mein Architekturwissen erst einmal sammeln musste um nicht doch noch aus den Latschen zu kippen.
Auf dem links stehenden Bild sieht man die beiden Ansichten, oben Lorsch unten meine unveränderte Rekonstruktion Treburs in etwa dem selben Winkel wie das Foto.
Anmerkung: Als ich diesen Artikel begann, dachte ich die Ähnlichkeit ist Zufall. Und wenn ich so ein paar Zahlen vor Augen habe wird das schon hinhauen. Meine Ansicht hat sich geändert. Wer sich das drumherum sparen will liest einfach ab der Zusammenfassung.
Ich möchte was die beiden Bauten angeht nochmal kurz durch die Baustiele und ihre Merkmale gehen. Ich hab mich dabei weitgehend an ein Standwerk gehalten: Kochs Baustilkunde, hier in der 29. Auflage, wobei ich das hin und wieder ein wenig ergänze. Zudem sein angemerkt das die Meinungen wann Ottonik aufhört und Romanik anfängt durchaus auseinander gehen. NMitunter gibts auch je nach Ansicht keine Ottonik. Manch einer richtet dich nach dem Dynastiewechsel, der nächste mach im Jahr 1000 den Schnitt und der Nächste nimmt die ausgeschiedene Vierung als Anhaltspunkt. Auch ist darauf hinzuweisen das die Übergänge fließend sind und auch noch nach 50 Jahren oder mehr mal alte Stilmerkmale zur Anwendung kommen.
Die eigentliche „Vorromanik“ gliedert sich in die karolingische und die ottonische Baukunst, kurz Ottonik. Bei letzter möchte ich einsetzten. Als Zeitraum gilt grob das 10. Jahrhundert. Wurden unter den Karolingern noch antikisierende Formen beim Einsatz von Kapitellen verwendet kommt nun das Würfelkapitell auf, Die ausgeschiedene Vierung wird langsam entwickelt, wodurch sich quadratische Grundrisse in der Vierung entwickelt (in karolingischer Zeit ist nur ein ein Bau bekannt der eine ausgeschieden Vierung mit Vierungsquadrat besitzt: Reichenau Mittelzell). Es kommen, mit Kaiserin Teophanu byzantinische Einflüsse ins heutige Deutschland, wie etwa die Emporenbasilika. Auch tauchen erstmalig Stützenwechsel auf, d.h. ein Wechsel zwischen Säule und Pfeiler im Langhaus. Ansonsten sind die Kirchen in inneren, wie außen monolitisch. Die Langhaus Arkaden wirken wie eingeschnitten in die flache Wand. Erst langsam tauchen Gliederungen wie ein Arkadensims auf. (Klassische Beispiele St. Michael Hildesheim, Williges Bau des Mainzer Doms)
Um 1000 , mit der Herrschaft der Salier, oder manchmal auch schon mit St. Michael Hildesheim, je nach dem wo man die Grenze zieht, entsteht die Frühromanik. Wurde zuvor in der Hauptsache mit Bruchstein gebaut, kommt nun ein Wandel zum fein behauenen Quaderstein (Werkstein) auf. Die ausgeschiedene Vierung kann nun einen Vierungsturm bekommen. Die Gliederung wird feiner, etwa mit Zwerggalerien und/oder Lisenen. Erste Einwölbungen im Mittelschiff entstehen (Beispiel Dom Speyer). Die Mittelschiffe werden mit der Zeit immer höher. Durch die ausgeschiedene Vierung wird das Quadrat das Maß der Dinge (quadratischer Schematismus) und begünstigt so auch die Einwölbung.
Die etwa ab 1100 einsetztende und bis 1180 reichende Hochromanik verfeinert die Gliederung weiter, die Gebäude werden immer stärker mit Bauschmuck versehen, während ihre Blockhaftigkeit noch bestehen bleibt (Beispiel Braunschweiger Dom, Kaiserdom Königslutter, Maria Laach)
Aber, es gibt auch einen wichtigen Zwischenschritt! Im dritten Viertel des 11. Jahrhunderts geht unter anderem vom Kloster Hirsau im Schwarzwald ein, in Cluny geborener, Reformgedanke aus. Die Hirsauer Reform. Die Benediktiner wollen sich (ganz verkürzt) von unnötigem Ballast verabschieden und ein strenges klösterliches Leben anstreben, zudem wollen sie sich damit vom Königtum distanzieren und dem Papst zu wenden. (Stichwort Investiturstreit, Gang nach Canossa) Dies wirkt sich auch auf die Architektur aus: Man lehnt unnötigen baulichen Schmuck ab, baut keine Krypten oder Westchöre und statt den neuen Gewölben werden wieder flache Holzdecken verwendet. Diese Gedanke, auch als „Hirsauer Bauschule“ bezeichnet, besteht bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts. Aber nicht nur in Klöster findet sich dieses Schema wieder. Wandernde Mönche tragen den Gedanken hinaus, so dass er auch in nicht klösterlichen Kirchen Niederschlag findet.1
Die nach 1180 einsetzenden Spätromanik ist ein Stil den es so nur in Deutschland gibt. In Frankreich hat längst die Gotik begonnen und so fließen auch erste gotische Elemente in die Kirchenbauten ein, so werden etwa Rippengewölbe verwendet. (Beispiel: Osnarbrücker Dom, St. Kunibert Köln, Dom Fritzlar). Früher zählte man auch den Limburger Dom dazu, davon wird heute aber Abstand genommen, da es sich um einen hochromanischen Bau handelt der frühgotisch überformt wurde Also nur durch die Durchmischung so aus sieht als ob… Ab 1240 setzt dann die Gotik ein.
Nun Versuchen wir einmal Trebur in die obigen Schemata einzusortieren.
Die erhaltenen Teile der Treburer Laurentiuskirche bestehen aus Bruchstein. Es gibt keinen sichtbaren Bauschmuck wie Gesimse oder Lisenen und bei der Untersuchung durch O.Müller konnten auch keine Spuren von abgeschlagenem Bauschmuck gefunden werden. Es gibt keine ausgeschiedene Vierung (Fundamente zeigen ein durchgeschobenes Querhaus). Ein Gewölbe gab es nicht. Aber auch frühgotische Element können nicht nachgewiesen werden.
Ein Schema in das Quadrat mittelndes Element der Formen ist, also der quadratische Schmatismus, ist nicht zu finden. Wohl auf den karolingischen Fundamenten beruhend.
Auch die Verhältnisse von Seitenschiffen zu Mittelschiff weisen keine Beziehung hin zu romanischen Schemata auf. verhältnismäßig breit, was ihrer Vorlage aus der Karolingerzeit geschuldete ist auf deren Mauern die Kirche umgebaut oder wieder errichtet wurde.
Lässt man einmal die ottonische Formensprache der erhaltenen Kämpfer außer acht und wertet lediglich das oben genannte Schema bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder Trebur ist vorromanisch oder aber es war ein sehr übereifriger Hirsauer am Werk und hat alles recycled was ihm unterkam, was sehr unwahrscheinlich ist!
Nun schauen wir uns die Lorscher Klosterkirche einmal in direktem Vergleich mit Trebur an und arbeiten die Unterschiede heraus. (oder auch nicht)
Der Bogen der den Westbau vom Mittelschiff scheidet weist Unterschiede auf (Siehe erstes Bild). Zwar wissen wir nicht wie breit der Bogen in Trebur war, bzw. wie weit die Mauerzungen des Bogens in das Schiff hinein reichten, da diese durch den gotischen Bogen verändert wurden. Sicher ist aber das sie tatsächlich in den Raum hineinragten, denn zumindest die Mauerzunge ist erhalten. In Lorch ist dies nicht der Fall. Hier sitzt der Bogen auf Kragsteinen mit einfachen Kämpfern auf, die direkt in der Wand des Mittelschiffes sitzen. Ein sogenannter Schwippbogen, der typisch für die Hirsauer Bauschule ist und sich auch in St. Peter und Paul in Hirsau fand. Diese Gestaltung findet sich in Hessen im Kloster Lippoldsberg findet, dessen Kirchenneubau 1151 geweiht wurde, also nur 20 Jahre nach Lorch, und ebenfalls der Hirsauer Reformbewegung angehörte.
Auch die ausgeschiedene Vierung in Lorch war wohl ursprünglich in diesem Stil gehalten. Die Vierungspfeiler wurden jedoch verstärkt als um 1200 ein Vierungsturm aufgesetzt wurde. In Trebur ist hingegen nicht mit einem Bogen zu rechnen. Da wir hier ein durchgeschobenes Querhaus (auch als römisches Querhaus bezeichnet) haben, das auf die karolingischer Zeit zurückgeht, ist ein Bogen nicht notwendig. Halt erhält der Freiraum durch ein stärkeres Spannfundament. Einen Vierungsturm gab es nicht, lediglich wurde im Spätmittelalter ein Dachreiter aufgesetzt.
In Lorch finden sich seitlich des Westbaus Rundtürme. Auch dies existierte in Trebur nicht. Da Müller nördlich des Westbaus danach grub, kann dies ausgeschlossen werden.
Der Lorcher Westbau besitzt ein Breite von 4,65m, in Trebur hingegen werden 4,4m, Sie sind sich zumindest was die Aufteilung angeht ähnlich. Aber Bedacht werden muss das die Klosterkirche in Lorch 47,60m lang ist und Trebur aber nur ca.28m lang. Der Westbau in Lorch besitzt (ohneTürme) eine Breite von 17,95m, Trebur 14,4m.
Das Verhältnis von Langhaus zu Seitenschiff beträgt in Trebur 0,4:1:0,4 2 und Lorch ebenso 0,4:1:0,4. und auch mit einem Verhältnis von Breite zu Höhe von 1:1,4 besitzt Lorch ein ähnliche Verhältnis wie Trebur, je nach dem welche Höhe man zu Grunde legt. Also 1:1,4 oder aber 1:1,53 . Tatsächlich aber liegt Lorch dabei weit unter den Regel der Verhältnisse seiner Erbauungzeit. (regional: Alpirsbach: 1:2,16; Gengenbach 1:2; Neckartailflingen 1:2,164 )4
Nicht unerwähnt bleiben sollte das es im Westbau, genauer gesagt an der Südwand oberhalb des Scheitels der Bögen einen Kragstein gibt. Nur einen Einzelnen, nur an dieser Stelle. Hermann Kiesling stellte die Frage nach dem Sinn, konnte diese aber auch nicht beantworten. Er weist darauf hin, das eine Empore über oder in den Bögen , wie sie für Trebur nachgewiesen ist, keinen Sinn macht da eine Teilhabe am Gottesdienst nicht möglich ist. Eine durchgehende Empore dagegen ließe sich nachweisen. Auch fehlt ein Aufgang. Es gibt weder in der Kirche noch im bestehenden Treppenturm eine Spur einer Tür. Den Gedanken einer Zwischendecke äußert er nicht, wohl da dieser dem Emporengedanken gleich kommt.
Doch was hat es mit dem Kloster Lorch der Staufer auf sich? Warum besitzt es die Form die es nun mal hat und dadurch Trebur ähnelt?
Beim Bau des von dem staufischen Friedrich I. Herzog von Schwaben gestifteten Klosters gab es ein Problem. Zwar lässt sich die gratartige Anhöhe über dem Tal der Rems recht gut verteidigen, ist aber für die klassische Form eines Klosters mit nach Süden weisenden Kreuzgang zu schmal. Die Lösung des Problems war bereits knappe 80 Jahre zuvor schon gemacht worden. Ironischerweise in einer Propstei des Klosters Lorsch.
Dort war seiner Zeit ein ähnliches Problem bei der Anlage der Propstei St. Michael auf dem Heiligenberg bei Heidelberg aufgetreten, weshalb man dort den Kreuzgang kurzerhand nach Osten um den Chor legte, wobei dies bei St. Michael Heiligenberg auch bereits beim karolingischen Vorgängerbau der Fall war und auch so schon in Hildesheim gab. Doch das ist nicht alles.
Als man die Probstei auf dem Heiligenberg 1023 neu errichtete dachte noch niemand an den Einzug von Gewölben, weshalb die Verwendung des quadratischen Schematismus nicht notwendig war. So wie ich es auch für Trebur vermute, wurde das karolingische Langhaus beim Neubau beibehalten, aber über das ehemalige Atrium hin verlängert und endete in einem Westbau, möglicherweise mit Westaltar, aber auf jeden Fall mit einer Krypta im Westen und Osten. Wahrscheinlich erschwerte die Westkrypta den Bau von Türmen auf dem Gebäude, weshalb man auf die Bauweise zurückgriff die bei Großkirchen spätottonischer Zeit, wie St. Michaelis oder dem Mainzer Dom zum tragen kam. Man baute die Türme nördlich und südlich an diesen Westbau an. Sie dienten dem Geläut und machten die Probstei auf dem Berg weithin sichtbar.
Als man nun das Kloster Lorch errichtete nahm man , so zur Zeit der allgemeine Konsens, den Plan des der Propstei St Michael Heiligenberg und entwickelte ihn so weiter wie er dem Zeitgeschmack entsprach.5 Dabei fiel es recht leicht, da nur wenig geändert werden musste. Die Benediktiner des Klosters waren Anhänger der Hirsauer Reformen und wollten daher kein Gewölbe, keinen Westaltar und schon gar keine Krypta. Auch auf Schmuck verzichteten sie zu großen Teilen. Lediglich ein Sims gliedert die Mittelschiffwände in der Horizontalen. Kämpfer oder Kapitelle fehlen dagegen. Einzig am Chor und dem Bogen des Westbaus finden sich hochromanische Kämpferplatten. Wobei die Kämpfer der Vierung erst später entstanden.
Hermann Kissling6 vergleicht den Westbau mit dem der als Galiläa bezeichneten Vorhalle von Cluny II und dessen Atrium. Den Zusammenhang sieht er auf Grund des Hirsauer Reformgedankens der ja seinen Ursprung in Cluny hatte, wo die Vorhalle der Ausgangspunkt für Prozessionen diente. Als Argument diente ihm, neben dem Atrium, welches auch in Cluny, Hirsau und Lorch bestand auch die Größe des Westbaus. Er erwähnt jedoch nicht das der Lorcher Westbau nur ein Joch tief ist, während es in Cluny II immerhin drei Joche sind und die Vorkirche auch breiter als das Langhaus ausgeführt war und von diesem baulich geteilt.
Zudem nennt Kissling dabei die ätltesten erhaltenen Culizensische Regelnaus dem Kloster Farfa nicht, wo es heist das Galliläa muss vor der Kirche liegen (Galilea longitudinis LX et quinque pedes et duae turres ipsius galileae in fronte constitutae; et supter ipsas atrium est ubi laici stant, ut non impediant processionem) und arbeitet zudem nicht heraus, dass die der Hirsauer Bauschule folgenden Klöster Schaffhausen, Alpirsbach, Gengenbach und Schwarzach diesem Schema eben nicht folgen (ausgenommen Paulinzella) , sondern den Narthex durch eine Vorhalle ersetzten, mitunter mit Empore. Dies aber ändert nichts an der Funktion des Westbaus als Startpunkt von Prozessionen ändern muss, auch wenn es mir dafür recht klein erscheint.
Weiterhin bezeichnet Kissling7 das Kloster Limburg an der Haardt als bauliches Vorbild für Lorch auf Grund der Disposition der Treppentürme und nennt es, auch als Vorbild für das Michaelskloster auf dem Heiligenberg. Hier aber irrt Kissling , denn während Limburg ab 1025 als neues Hauskloster des ersten salischen Königs Konrad II erbaut wurde , war auf dem Heiligenberg der Baubeginn bereits 1023, noch im letzten Jahr der Herrschaft Heinrichs II.
Er übersieht dabei ebenso das die Westfront von Limburg an der Haardt der klassischen ottonischen Disposition folgt, die man am Mainzer Dom des Willigis und bei St. Michael Hildesheim findet. Gerade ein Rückgriff auf Mainz zur Betonung der Herrschaft ist in diesem Fall offensichtlich. Wahrscheinlich hat auch St. Michael Heiligenberg auf eine solche Raumdisposition zurückgegriffen, diese aber erstmals kleineren Dimensionen angepasst, wie sie später auch in Lorch zum Tragen kommen. (Wie bereits zuvor erwähnt)
Es ist anzunehmen das Kissling(+2018) 1990 bei seiner Publikation zum Kloster Lorch auf ältere Literatur ( zum Beispiel Reinhard 1937) zurückgriff, was zu einigen Verzerrungen führt.
Eine weitere Eigenart der Lorcher Klosterkiche ist die Ausführung als Pfeilerbasilika. Zwar ist das mögliche Vorbild St. Micheal auf dem Heiligenberg ebenfalls als Pfeilerbasilika ausgeführt, die Klosterkirchen die der Hirsauer Bauschule folgen sind aber als Säulenbasilika ausgeführt.
Ich fasse an dieser Stelle kurz zusammen: Lorch und Trebur bieten im Bereich des Westbaus und im Langhaus (Trebur wahrscheinlich vier Joche, Lorch 5 Joche) identische Verhältnisse an, wobei Lorch um den Faktor 1,25 größer ist. Während Trebur Bauschmuck in Form in ottonischer Kämpferplatten im Westbau nutzt, ist ein Bauschmuck in Form von Kämpfern an den Pfeilern der Bögen in Lorch nicht vorhanden. Trebur ist aus Werkstein erbaut, Lorch in Schalenbauweise mit vorgeblendetem Werkstein. (So zumindest H. Kissling, Kloster Lorch Bau- und Kunstgeschichte ohne dies näher zu definieren)
Fazit
Nach Rücksprache mit einem Kunsthistoriker ob der Ähnlichkeiten und der identischen Verhältnisse von Lorsch zu Trebur muss davon ausgegangen werden das die Klosterkirche Lorsch und die Laurentiuskirche Trebur mit einander in Beziehung stehen!
In welcher kann noch nicht gesagt werden. Es wird darauf hinauslaufen, das verschiedenste Stellen in die Situation involviert werden müssen, die ersten Weichen sind gestellt.
Es gibt aber zur Zeit zwei Hauptarbeitsthesen meinerseits:
- Trebur war Vorbild für die Klosterkirche Lorsch. Hier muss die Frage des „Warum“ gestellt werden! Es wäre anzunehmen das in aller Regel noch weitere Kirchen nach diesem Vorbild, oder nach einem unbekannten gemeinsamen Vorbild entstanden. Wenn nicht müsste geklärt werden warum es sich um ein singuläres Ereignis handelt. Eine mögliches Bindeglied zwischen Trebur und Lorsch könnte Agnes von Waiblingen, die Tochter Heinrichs IV. darstellen, die Ehefrau des Stifters Herzog Friedrich von Schwabens und Mitstifterin der Klosterkirche war. Ebenso spielt die Frage nach dem warum Heinrich IV das Fest Maria Himmelfahrt mehrfach in Trebur feierte. Eine solche Argumentationskette ist aber immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied und bedarf extremer Anstrengungen!
- Trebur wurde nach dem Vorbild von Lorsch errichtet. Dies halte ich zur Zeit für die weniger korrekte These. Baumaterial und Bauschmuck würden dagegen sprechen. Es würde aber bedeuten das die Staufer zumindest im 12. Jahrhundert noch einmal versucht hätten Hand an Trebur zu legen um es aufzuwerten. Um ein Kloster, eine Propstei einen Stift zu errichten?
Denkbar wäre aber ebenso in beiden Kombinationen die Möglichkeit von bisherigen Falschdatierungen. So könnte Lorch durchaus früher entstanden sein, also noch vor der Stiftung des Kloster, oder aber Trebur später umgebaut worden sein als bisher (von mir) angenommen. (siehe aber meine Einwände in Punkt 2)
Ich habe mich bereits ein Wenig in die Bauten des Klosters eingelesen, was die Sache noch verwirrender macht, zumal die Literatur nicht ganz so vielfältig ist wie erwartet. Ich habe in dem Zusammenhang jetzt 4 Bücher zu Lorch und eines zum Michaelskloster Heiligenberg zu dem eine Verwandtschaft bezüglich der Türme vermutet wird bestellt und hoffe in nächster Zeit etwas mehr Information aufarbeiten zu können.
In dem Zusammenhang verweise ich noch einmal auf einen älteren Artikel von mir, bei dem mir nach einem Besuch auf dem Heidelberger Heiligenberg eine ähnliche Disposition der Gebäude östlich der Laurentiuskirche mit den Klostergebäuden von des Michaelsklosters( bzw. jetzt auch des Klosters Lorch) auffiel. Der Artikel ist hier zu finden, als „Die Michaelstheorie„
Abschließend Stelle ich hier noch ein paar Bilder mit direkten Vergleichen zwischen Trebur und Lorch ein, bei denen ich Lorch um den Faktor 1,25 verkleinert und Trebur gegenüber gestellt habe:
Leider wird diese Entwicklung mitunter gerne übersehen. Ob willentlich oder aus anderen Gründen sei dahin gestellt. So wird in „Die Klosterkirche Murbach im Elsass“ von. J.Müller , Hrsg. G. Binding, darauf hingewiesen das ein Großteil von Bauten zu Beginn des 12. Jahrunderts unverziert seinen. Als Beispiele werden unter anderem Klingenmünster, Lorch, Reichenau-Niederzell, Marbach, Johannisberg, . Alpirsbach und weitere genannt, ohne aber dabei zu berücksichtigen das es sich sämtlich um Kirchen im Einfluss der Hirsauer Reform handelt ↩
nach Kiesow Romanik in Hessen ↩
Kiesow gab das Verhältnis in Romanik in Hessen mit 1:1,4 an und verwendete dazu die Angaben Diefenbachs mit Höhe von 8,66m ungeprüft. Diefenbach maß aber im Langhaus, wo der Boden aufgeschüttet ist und verwendete dann als Gegenprobe den römischen Fuß für eine Umrechnung von Angaben Lichtenbergs die aber im Darmstädter Fuß(!) sind. Bei einem Gegencheck der Maße und Abgaben erhielt ich eine Höhe die ich auf 9,3m aufrundete. und auch im Model verwende. Aufrissprojektionen auf die Wandfläche mit Bemaßung erwiesen diese Höhe als praktikabel! ↩
Angabe nach H. Kissling, Kloster Lorch Bau- und Kunstgeschichte, Die Klosterkirche in Lorch Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster – Heimatbuch der Stadt Lorch Band I, S.119, Wobei ich jedoch die „Großkirchen“ wie Hirsau Peter und Paul, oder Limburg a.d.H. weggelassen habe ↩
Wolfgang Runschke (Dissertation) Die Grundherrschaft des Klosters Lorch S74 ↩
H. Kissling, Kloster Lorch Bau- und Kunstgeschichte, Die Klosterkirche in Lorch Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster – Heimatbuch der Stadt Lorch Band I, S.122 ↩
s.o. S147 ↩
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