Neue Hinweise zur Datierung des Bestandes der Laurentiuskirche
Ich habe ein bisschen einen Welterbe-Roadtrip gemacht. Wenn ich unterwegs bin und mir vor-/romanische Kirchen ansehe gibt es zwei Punkte die ich immer begutachte. Wie sehen die Kämpferplatten aus? Und wie sieht der Westen der Kirche aus.
Hintergrund ist es immer einen Vergleich mit Trebur herzustellen.
Der Westen von Kirchen bietet vor Ort als auch in der Wikipedia immer wieder Nervenbruchpotential ob der inflationären Verwendung des Begriffs Westwerk. Ich hatte hier mal geschrieben warum es für mich eigentlich nur ein Westwerk gibt.
Eines dieser Gebäude bei dem Wikipedia mit Westwerk um sich wirft, um dann doch wieder das allgemeinere Westbau zu verwenden ist der Hildesheimer Dom. Und um ehrlich zu sein hatte ich nicht erwartet das mein Besuch daran , bzw. an dem Westwerkseindruck den die Wiki hinterlassen hat, etwas ändern würde. Aber weit gefehlt.
Zunächst einmal besaß der Hildesheimer Dom nie etwas das nach der eigentlichen Definition einem karolingischem Westwerk ähnelte. Kleinere Vorhalle ja, aber eben kein hohes dreitürmiges Westwerk. Niemals!
Vorort hab ich mal den Geldbeutel gezückt und mir „Die Baugeschichte des Hildesheimer Doms“ von Karl Bernhard Kruse aus dem Jahr 2017 zugelegt. Also das aktuellste und vollständigste Werk zu dem Gebäude, welches zur Zeit erhältlich ist. Und mit Bauphase V wird es dann so richtig interessant für mich.
Bei Phase V handelt es sich um den Umbau des Domes durch Bischof Bernward von Hildesheim. (*um 950/60 +20.11.1022), Bernward war seit 987 am Hofe bei Theophanu, wurde 933 durch Williges von Mainz zum Bischof geweiht und hatte wohl zunächst mit dem Bau der Michaeliskirche in Hildesheim begonnen.
Er baute jedoch auch den Dombezirk mit der Bernwardsmauer aus und begann mit Veränderungen am Dom.
Er lies ein Westquerhaus errichten, das über eine kleinere Vorhalle den Zugang zum Dom ermöglichte. Dieser Zugang erfolgte über die monumentalen, ca 1015 gegossenen und pro Flügel etwa 1,85t schweren Bernwardstüren. Ob Bernward das Westquerhaus zur Gänze bis zu seinem Tod 1022 beendete ist unklar. Aber zumindest war auf die Höhe gediehen das die Tür eingesetzt werden und mit dem Deckstein fixiert werden konnten.
Dafür das Bernward das Westquerhaus nicht beenden konnte sprechen die Vielzahl von Ziegeln die Bernward nach römischen Vorbild mit seinem Namen hatte stempeln lassen und die sich unbenutzt auf dem Domhof fanden. Zudem hatte Bernwards Nachfolger Godehard ab 1022 den Bauplan geändert und schuf mit Phase VI den Westbau in Form eines Westriegels den wir heute sehen.
Die Bauphase Bernwards in dieser Form war bis zu den neuen Ausgrabungen und der Publikation 2017 gänzlich unbekannt, erscheint aber durchaus logisch. Hatte Bernward doch zuvor die Michaeliskirche Hildesheim, mit zwei Querhäusern errichtet und ist in der Diskussion als „Erfinder“ der ausgeschiedenen Vierung.1 Zudem wird als weiterer Vergleich St. Pantaleon aufgeführt, das neben dem Westbau auch ein Westquerhaus erhielt. Kruse äußert die vorsichtige Vermutung das Pantaleon Vorbild gewesen sein könnte. Die genannte Literatur zu St. Pantaleon von Sebastian Ristow ist zur Zeit leider nicht lieferbar, ich versuche aber meine Finger daran zu bekommen.
Somit ist meine Zahl der Vergleichsbauten, eben neben Mainzer Dom, Bamberger Dom, Paderborner Dom u.a. noch um den Hildesheimer Dom und evtl. St Pantaleon, Köln gewachsen und immer befinden wir uns im selben Zeitraum. Um oder kurz nach dem Jahr 1000.
Und noch eine interessante Entdeckung konnte ich machen. Dieses mal im Merseburger Dom.2 In der Veröffentlichung die ich mir dort gekauft habe findet sich der Hinweis auf bauzeitliche Fugenritzungen um ein Fenster in der Westwand des Turmes. Diese müssen Zwischen 1015 (Grundsteinlegung) und 1021 (Zeitpunkt der Weihe) entstanden sein. Diese „eigenwillige handwerkliche Behandlung der Mauerwerksverfugung“ findet sich auch im Paderborner Dom und ist dort, so zumindest die Quelle, gut auf das Jahr 1015 datiert. Mit „eigenwillig“ ist der breite Strich gemeint, der fast aussieht als habe man die Fuge mit einem dicken Daumen nachgezogen. Beim allgemein bekannten „pietra-rass“ Verfahren wird nur ein dünner, feiner Strich gezogen.
Dies alleine wäre nicht wirklich interessant.
Doch wie sollte es anders sein. Diese Ritzungen finden sich auch in Trebur. Und zwar im Fugenmörtel der Westmauer nach Westen. Otto Müller schrieb 1954 von einer breiten „Kellenfuge“, den den qualitativ schlechten Abbildungen nach mit denen im Merseburger Dom identisch scheint.
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