Altstraßen und Trebur – Teil IV – Mainz und der Westen
Römische Straßen
Die römische „Hauptstraße“ stellt zuunächst der Mainzer Weg dar, wobei seine Anbindung an Mainz nicht klar ist. Ein Rheinübergang sollte bei Weisenau bestanden haben, sowie eine Verbindung nach Mainz Kastel. Thomas Maurer schließt eine Gleichzeitigkeit der Anschlüsse nicht aus. Der Weg folgte eng dem Hochgestade in fast gerade Linie um an Astheim vorbei und nach Trebur hinein und darüber hinaus nach Wallerstädten, zu laufen.
In unter Trajan verlor der Weg an Bedeutung, da auch das Lager in Wallerstädten aufgegeben wurde und durch das Lager Groß-Gerau Auf Esch ersetzt wurde. Ein neuer Weg entstand, der heute als Steinstraße bekannt ist. Er zweigte ab Bauschheim vom ursprünglichen Weg ab und verlief Schnurgerade auf das neu Lager zu.
Ganz aufgegeben wurde der Mainzer Weg aber nie denn auch im Mittelalter wurde er noch genutzt. Lediglich seine Wegführung in/um Trebur musste mit dem Bau des Burggrabens umgelegt werden und die Astheimerstraße wurde zur Sackgasse.

Der Mainzer Weg im Mittelalter
Bedeutendste Verbindung ist der „Mainzer Weg“, den ichich ja bereits erwähnt habe. Von Trebur ausgesehen ist er die Verlängerung der Astheimer Straße in Richtung Astheim und weiter in Richtung Ginsheim.
Interessant ist der „Mainzer Weg“ im Bereich ab Astheim und den nachfolgenden Kilometern. Während der eigentliche Mainzer Weg im Osten schnurgerade an Astheim vorbei zieht, verlässt Astheim auch im Osten ein Weg der auf den Namen „Der Lange Steinweg“ hörte und zwischen dem Hof „Auf dem Stettling“ und dem „Römerhof“(!) wieder auf den Mainzer Weg trifft.
Nun kann man den Namen „Langer Steinweg“ auf zwei Arten lesen. Zunächst ein mal als „Steinweg“, dies würde implizieren das es eine Straße aus Steinen gab, wie sie etwa die Römer mit der Steinstraße / Steinernen Straße anlegten und in Höhe Ginsheim den Mainzer Weg verließ. Auf der anderen Seite aber aber verläuft dieser Weg an Fluren mit dem Namen „Auf dem Großen Stein“, auch als „Am Langen Stein“ bezeichnet, dem „Steinfeld“, „der Stein“ und „Steinacker“.
Es liegt also nahe das der Weg nach den Fluren benannt wurde an denen er vorbei führte und nicht umgekehrt. Zumal sich auf diesen Fluren der römische Burgus befand, dessen Steine abgebrochen wurden. Man könnte sogar annehmen das es dieser Weg war, auf dem die Steine abtransportiert wurden und ihrer neuen Bestimmung zugeführt wurden.
Dennoch könnte der Weg bereits in römische Zeit genutzt worden sein, denn er führt an römischen Fundstellen vorbei.
In Richtung Nackenheimer Schwelle
Der Weg zur Nackenheimer Schwelle nahm exakt den Verlauf den man heute nutzt wenn man zur Metzgerei Hedderich, oder zum Steindamm fahren will. Der heutige „Riedweg“ verläuft nach Osten, bis er auf die Senke eines ehemaligen Altarms des Rheins direkt hinter Trebur trifft. Diesen überquert er an seiner schmalsten Stelle und verläuft weiter nach süd-westen um dann wieder nach Westen abzuknicken. Hier folgt er einem kleinen Entwässerungsgraben.
Der Verlauf des Grabens und damit auch der weiteren Straße folgt dem Verlauf der für den ursprünglichen, römischen Landgraben angenommen wird.
Am heutigen Damm trifft der Weg auf einige Gehöfte, Gut Oberau, Hohenau und Unternau. Als alte Namensformen tauchen hier Hessemer Au aber auch „Ritterhoff“ taucht auf ( 1735/1745). Letztere Namensform rührt möglicherweise aus dem Fakt das die Oberau (Nennung als: Oberae iuxta Tribiriam ) bis 1285 Rupert ( wohl Rupert II von Sachsenhausen) und Johannes von Sachsenhausen gehörte, bzw. das diese dort Vogteirechte besaßen. Sie verkauften Ihre Rechte an St. Alban. Ob das Ministerialengeschlecht derer von Sachsenhausen in Beziehung mit der 1190 erfolgten Deutschordensstiftung in Sachsenhausen durch Kuno von Münzenberg steht lies sich durch mich nicht herausfinden. Denkbare wäre auch ein Zusammenhang mit der von Trebur an den Bartholomäusstift Frankfurt zu entrichtenden nona.
Hier am Rhein befand sich eine Fuhrt, die eine Übersetzen über den Rhein ermöglicht. Bei Niedrigwasser war es sogar möglich den Rhein sogar fast trockenen Fußes zu überqueren. Zwischen 1966 und 1974 wurde Nackenheimer Schwelle beseitigt.1 Zum Teil durch massive Sprengungen wurde eine ca. 150m breite und ca. 3,30m tiefe Rinne im Rhein für die moderne Schifffahrt geschaffen. Auf der Nackenheimer Seite, an der Insel Sändchen kann man die Ursprüngliche tiefe noch erahnen. Hier ist das Wasser bis auf 100m in den Rhein hinein nur 1m tief.2
Sie stellt aber auch eine geologische Besonderheit dar, auf die kurz eingegangen werden muss.
Das Rotliegend, eine Gesteinsschicht des Perm, zieht sich von Nierstein kommen von Süd-Westen nach Nord-Osten, einer Verwerfungslinie folgend. Auf seinem Weg nach Osten tauchte es in immer größere Tiefen ab. Ursprünglich war das Rotliegend von Muschelkalk bedeckt, der aber durch die Erosion des Rheins im Bereich des Flußbetts abgetragen wurde. Über den Rhein hinweg ist das Gestein nicht mehr sichtbar. Nur in Bauschheim ist in Form des Steinmarkts, einer alten Abbaustelle von Kalkstein, die Deckschicht des Rotliegend aus Muschelkalk sichtbar. Diese Felsen aus Rotliegend bildeten die Furt der Nackenheimer Schwelle.
Die Schwelle im Rhein verhinderte das sich das Bett tiefer eingraben konnte und führte damit auch zur starken Mäandrierung im Oberrheintal. ( Stichwort: Lokale Errosionsbasis)3
Ein bisher, meines Wissens, noch gar nicht beachteter Fakt ist, auch wenn ich dies schon mal beschrieben habe4 , das die Hebung der Nackenheimer Schwelle nicht nur für eine Furt sorgte. Sie drückt auch mineralhaltige, bzw. salzhaltige Tiefenwässer nach oben. So besitzt ein 9m tiefer Brunnen auf Gut Hohenau Na-Mg-Ca-Cl-Mineralwasser mit einem Lösungsinhalt von 6,7 g/l . Nach Osten hin taucht diese Schicht bereits nach wenigen Kilometern auf 300m tiefe ab5 .
Ich konnte jedoch keinerlei Hinweise darauf finden das das gelöste Salz genutzt wurde, weder sind Gradierwerke, Salzsiedereien bekannt , noch finden sich in irgendwelchen Unterlagen auf Abgaben im Bezug auf Salz!
In Richtungung Seilfurt / Rüsselsheim
Im Mittelalter lag Rüsselsheim eher Abseitig. Bis zum Bau der Festung Rüsselsheim ( Ersterwähnung 1399) und später dann mit dem Wachstum von Opel, waren Rüsselsheim und das auf dem heutigen Opelwerksgelände gelegene Seilfurt nur kleine Siedlungen.
Der Weg in Richtung Rüsselsheim verlief zunächst ähnlich der heutigen Wegführung. Gute 100m nördlich der heutigen Straßenkreuzung der L3482 ( zw. Groß-Gerau und in Richtung Rüsselsheim und Bischofsheim) und der L3012, knickte die Straße im 90 Grad Winkel nach Westen ab. Sie überquerte den Flutgraben und somit das Alt-Main-Bett, welches bisher umgangen worden war und lief zum Schönauer Hof. Am Schönauer Hof, der ursprüngliche eine eigene Siedlung war, teilte sich die Straße . Sie verlief, heute durch einen Wald- und Feldweg nachvollziehbar nach Bauschheim, ein weiterer Weg führte nach Bischofsheim. Der Weg nach Rüsselsheim und ins heute wüste Seilfurt, aber verlief von dort aus weiter nach Norden, ähnlich der heutigen Straßenführung.
https://www.zobodat.at/pdf/WasserAbwasser_1991_0125-0166.pdf S151 ↩
Wassertiefen nach Garmin Quickdraw ↩
https://www.tuexenia.de/publications/beihefte/Tuexenia-Beiheft-3-2010.pdf S30 ↩
https://www.tribur.de/blog/2013/06/10/salz-im-oberrheintal/ ↩
Die Wiesbadener heißen Quellen – wo sind sie geblieben, woher kommen Salz und Wärme? in Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde Band 134 S35 ↩
Sorry, hat etwas gedauert... Ist aus einem Plan der sich bei Rudolf Kautsch, Der Dom zu Worms (1938), aber auch…
Hi, zur Baugeschichte des Doms: "Das Langhaus besitzt die Abmessungen des heutigen Domes und endet an einem Spannfundament am zweiten…
Man könnte hier auch noch den Bericht der Annales Nazariani zum Tassilo-Prozess in Ingelheim 788 anführen: "Und als das so…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl