St. Maria und Markus Reichenau
St. Maria und Markus ist die Hauptkirche der der Klosterinsel Reichenau und zu allem Übel ist sie eine der wenigen Kirchen die mir gedanklich immer einen Knoten im Hirm beschert, denn das was bei anderen Kirchen untrügerische Zeichen ihrer Datierung sind ist in Maria und Markus alles andere als ein klares Zeichen.
Die Geschichte der Kirche beginnt 724 als Abt Pirmin eine erste Holzkirche errichten lies. Ein einfacher Saal, der unter Arnfried, Abt der Reichenau und Bischof von Konstanz (736-746), in Stein ausgeführt, um fast die ganze länge erweitert und mit einer quadratischen Apsis versehen wurde. Soweit so normal. Abt Haito griff aber dann in die Vollen. Vor 816 lies er eine Kreuzförmige Kirche errichten. Der Typus der Kreuzkirche besteht aus einer Vierung auf der ein Turm aufsitzt, von dieser Vierung führen 4 fast gleichlange Schiffe fort. Diese Konstruktion bedingt eine quadratische Vierung die zur Stützung des darauf sitzenden Turmes ausgeschieden, also mit Bögen verstärkt sein muss. Da heute der Turm nicht mehr existiert besteht nur noch die ausgeschiedene Vierung und solche sind normalerweise ein untrügliches Zeichen der Ottonik… …nur eben nicht hier! Von diesem seltenen Bautypus gibt es nur noch 2 weitere Zeugnisse in Deutschland: Die im Paltiolum von Pfalzel errichtete Stiftskirche St Maria und die Reste der Vierungskirche in Neustadt am Main.Bereits Haitos Nachfolger Erlebald toppt das ganze wieder: er verlängert das Langhaus um ein Joch und baut ein Westquerhaus, vor dem ein Eingangsportal mit Doppelturmanlage liegt. Eigentlich etwas das optisch an die klassische ottonische Bauweise erninnert, nur eben um 830! Die Frage ist allerdings ob es ein wirklich ein Westquerhaus war, denn schließlich sind nur die Abbruchspuren bekannt. Leider habe ich keinerlei Grabungspläne.
Der bekannte Walahfried Strabo macht aus dem Eingangsportal einen Rechteckchor (vielleicht auch Baptisterium?) und verlegt die Eingänge an die Westseite des Westquerhauses. Vor 946 wird dann hinter dem Chor in Anlehnung an die Grabeskirche in Jerusalem eine Rotunde errichtet die die neue Heilig Blut Reliquie beherbergt.
Abt Witigowo lässt dann vor 997 das Westquerhaus nieder reißen, und macht diesen Bauteil zur Verlängerung des Langhauses. Der kleine Westchor wird wieder Eingangsportal.Es entsteht danach ein Atrium vor Türmen und Eingangsportal. Dies Westlösung wird aber wieder durch Abt Berno (1008–1048) niedergerissen um erneut ein Westquerhaus zu errichten vor das ein Turm gesetzt wird, welcher nun wieder einen Westchor beherbergt für den Eingangsberreich werden links und rechts des Turmes Eingangsportale errichtet. In diesem Zustand befindet sich die Kirche fast heute noch. Nur der Chor wurde durch einen gotischen Chor ersetzt.
Für die eigentliche Wandlung der Kirche gibt es einige verständliche Gründe. So war Haito als Gesandter Karls des Großen 811 in Konstantinopel. Er kannte also um die Architektur byzantinischer Zentralbauten. Wahrscheinlich liegt hier der Grund für die Kreuzkirche.
830 erhält das Kloster Reliquien des heiligen Markus aus Venedig. Angeblich wurden die Reliquien zunächst geheim gehalten. Doch ganz so geheim kann es nicht gewesen sein, denn die Kirche bekam eine Doppelapsis, also zwei Apsiden nebeneinander! In der Regel etwas das man nur bei einer besonderen Reliquienverehrung macht.
In der Zeit Walahfried Strabos wächst das Kloster weiter, es wird zu einer der bedeutendsten Bibliotheken des Reiches und profitiert dabei auch von den Normanneneinfällen, denn Mönche der in Frankreich zerstörten Klöster. Mönche aus St. Martin in Tours etwa fliehen auf die Reichenau und prägen dort die Kunst der Buchmalerei nachhaltig. Auch beginnt die Verehrung der Markusreliquie zuzunehemen.
888 Wird die Kirche dann Grabkirche für den Abgesetzten Karl III.
Umbauten, wie etwa die Anbauten des Atriums liegen wahrscheinlich in Veränderungen von Messritus, Kanalisierung der Pilgerströme und ähnlichem.
Die Veränderungen durch Abt Berno sind in einem weiteren Kontext zu fassen. Berno hatte nicht nur die Kirche umbauen lassen, sondern wirkte im gesamten Klosterbereich und lies auch eine neue Pfalz für die Königsaufenthalte errichten (Über die wird noch zu schreiben sein).
Sorry, hat etwas gedauert... Ist aus einem Plan der sich bei Rudolf Kautsch, Der Dom zu Worms (1938), aber auch…
Hi, zur Baugeschichte des Doms: "Das Langhaus besitzt die Abmessungen des heutigen Domes und endet an einem Spannfundament am zweiten…
Man könnte hier auch noch den Bericht der Annales Nazariani zum Tassilo-Prozess in Ingelheim 788 anführen: "Und als das so…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl