Die Pfalz Bodman
Mein Blog ist ja für mich auch ein Notizbuch in dem ich auf die Schnelle mal was nachschauen kann. Weil ich demnächst in Bodman bin wollte ich nach der Pfalz Bodman nachsehen und muss festellen das ich sie nur in ein paar Nebensätzen erwähnt habe. Das werde ich nun ändern.
Ein erster Anlaufpunkt für Informationen kann durchaus Wikipedia sein. Im Fall Pfalz Bodman führt dies jedoch zu falschen Schlüssen. Hier stellt es sich dar als läge die karolingische Pfalz, die staufische Burg, das nicht mehr existierendes Schloss Bodman und heutiges barockes Schloss Bodman an ein und der selben Stelle. Dies gipfelt darin, das der GeoHack eben die nahezu gleichen Positionen angibt – am Barockschloss. Dies ist aber nicht korrekt und rührt wohl daher das ursprünglich das gesammte Areal einst zum Schloss gehörte.
Während das heutige Barockschloss süd-westlich der Kirche St. Peter und Paul liegt, lag die Pfalz nördlich der Kirche, direkt am Ufer des Überlinger Sees (Teil des Bodensees).
Zur Forschungsgeschichte: 1872 wurden durch Zufall Mauern aufgedeckt, was 1885 zu Grabungen nahe der Bodmaner Kirche St. Peter und Paul führte. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse 1887 sinniger Weise unter dem Titel „Die Pfalzen der fränkischen Könige in Deutschland, insbesondere der Kaiserpfalz Bodman“ durch den Freiherrn von Bodman.1. Erneute Grabungen fanden 1905, 1970 und 1975 statt, ohne das die Grabungen der 1970er Jahre jedoch auf die originalen Grabungsunterlagen von 1885 und 1905 zurückgreifen zu konnten , denn diese waren verschollen. Eine erste größere geschichtliche Aufarbeitung erfolgte durch Theodor Maier 1963 in Dt. Königspfalzen Band 12 Viele der dort geäuserten Vermutungen mussten jedoch revidiert werden als die originalen Grabungunterlagen wieder gefunden wurden und durch Wolfgang Erdmann bearbeitet wurden. 1979 erschien dann eine umfassende Betrachtung der Anlage durch Wolfgang Erdmann im dritten Band der deutschen Königspfalzen.3 Auch spätere Autoren, wie etwa Günther Binding4 , verwenden Erdmann als Quelle. So auch in diesem Fall.
Baugeschichte: Eine erste Nutzung des Pfalzareals kann im 7. Jahrhundert festgestellt werden. Sie zeigt sich durch einen Reihengräberfriedhof im Bereich des heutigen Kirchturms der St. Peter und Pauls Kirche angeschnitten wurde. Entsprechend wird bereits zu dieser Zeit ein steinerner Kirchenbau im Bereich der heutigen Kirche vermutet.
Aus dem 8. Jahrhundert stammt ein schmaler, langestreckter Bau der in nördliche Richtung vom Bereich des heutigen Turmes fortführt und Teile des ältere Friedhofes überbaut. Der schmale Bau hat den Charakter eines Ganges oder Korridors. Dieser Ausbau könnte im Zusammenhang mit dem Sieg der fränkischen Hausmeier über den alamannischen Adel 746 stehen. Bodman wurde somit zu einem fränkischen Zentralort im Bodenseeraum, der auch dazu führte das die fränkischen Grafen Warin und Rudhard den verurteilten Abt Ottmar von Sankt Gallen 759 hier festsetzen konnten. Wie das von Walahfried Strabo für diese Zeit genannte palatium einzuordnen ist, wird aus den Funden nicht klar. Zeitgenössische Autoren berichten jedoch das die Anlage, als curia Pippini regis bezeichnet, kaum geeignet war Krieger aufzunehmen.
Die folgenden Bauabschnitte sind schwer einzuordnen, denn die älteren Grabungen wurden nach heutigen Maßstäben unsachgemäß durchgeführt und eine Datierung der Mauerreste ist daher schwer. Erdman vermutet jedoch einen Zusammenhang zwischen Ausbau der Pfalz, Einrichtung des Fiskus Bodman und den Besuchen Ludwigs des Frommen und Ludwigs des Deutschen und vermutete daher eine Zeit um 830.
So entstand im 9. Jahrhundert ein repräsentativer Bau mit 33,8m x 13,8m an der Hangkante zum Überlinger See. Erdmann spricht hier von einer „Art Spornlage“.Die Hangkante im Westen wurde wahrscheinlich begradigt, möglicherweise auch mit ein Stützmauer versehen, von der aber keine Reste gefunden wurden. Die Mauerstärke des mit 2,8m spricht für einen mehrgeschossigen Saal, der im unteren Stock durch aus der Längsachse verschobene Stützen unterteilt war. An der Kirche entstand ein Hof, der weiterhin für Begräbnisse genutzt wurde. Sakralbereich und Pfalzgebäude wurden durch eine Mauer von einander separiert, wobei die Trennmauer suich auf den Pfalzbereich bezieht. Daher ist erkennbar, so Erdmann, das die Pfalz dem Sakralbereich hinzugefügt wurde und nicht umgekehrt.
Weitere Mauerreste wurden im Uferbereich gefunden, konnten jedoch nicht in Zusammenhang gebracht werden. Möglichweise, so meine Ansicht, könnte es sich zumindest mbei den zwei quadratischen Mauerresten im Uferbereich um Fundamente für eine Balustrade/Balkon, oder einen Steg auf den See hinaus handeln.
Bereits Anfang des 10. Jahrhunderts, durch die Wiedereinführung des Herzogtums Schwaben durch Burchard II. und die Hinrichtung des Pfalzgrafen Erchanger, verlieren Pfalz und Fiskus Bodman an Bedeutung. In diesem Zusammenhang und mit Bezug auf die zeitgleich entstanden burgartigen Befestigungen des Hohentwiels erfolgt ein Rückbau der Pfalz Bodman. Auf dem Bereich des Saalbaus entsteht ein wehrturmartiger Bau.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erhält die Kirche, noch immer ist sie nicht direkt nachweisbar, einen Turm und wird mit einer wehrartigen Umfassungsmauer eingefasst. In gleicher Zeit wurden die Pfalzgebäude abgerissen und das Areal eingeebnet. Zwar war weiterhin die Rede vom palatium Potamum (1277), ein im 12. Jahrhundert entstandener Bau auf der Einebnung wird jedoch nur noch als Oberschichtlich bezeichnet. Dieser Bau, dessen Ausführung mit Buckelquadern erfolgte und der mit einem Kachelofen ausgestattet war, wird von Erdmann als Manifestation des staufischen Anspruches auf Bodman gesehen, die hier einen Reichsministerialen ansiedelten.
Auf den Grundmauern des staufischen Gebäudes, bzw. dessen Nachfolger steht noch heute die Alte Küferei.
Fazit: Obwohl heute keinerlei überirdischen Reste der Pfalz Bodman erhalten sind, erscheint sie für mich überaus interessant. Die bekannte Lage der Gebäude in Verbindung mit der bestehenden Topographie sind es, die mein Interesse begründen. So habe ich mir unzählige Bilder von St. Peter und Paul und dessen Abstufung im Gelände (ehemalige Befestigung des 12. Jahrhunderts) angesehen und finde hier optische analogien zur Laurentiuskirche Trebur und ihre Befestigung. Ebenso erscheint mir die nicht ausgeprägte Spornlage interessant, den scheinbar ließen sich auch hier Analogien zu Trebur finden.
Als Scan hier bei bodenseebibliotheken.de einsehbar ↩
Theodor Mayer Die Pfalz Bodman , Deutsche Königspfalzen Erster Band Vandenhoeck & Ruprecht 1963 S. 97-112 ↩
Wolfgang Erdmann Zur archäologischen und baugeschichtlichen Erforschung der Pfalzen im Bodenseegebiet – III. Bodman , Deutsche Königspfalzen Dritter Band Vandenhoeck & Ruprecht 1979 S. 163-173 ↩
Binding vertauscht die Abbildungen des 9. und 10./11. Jahrhunderts, so dass man annehmen muss die Pfalz sei gewachsen, statt geschrumpft ↩
Ich vermisse einen Hinweis auf (und eine Auseinandersetzung mit) folgenden/m Text:
Arno Borst, Die Pfalz Bodman, in: Ders., Ritte über den Bodensee. Rückblick auf mittelalterliche Bewegungen, Lengwil (Libelle) 1992, Seite 80-172